Bär Finn und sein Meister, Bernd Schildger
Publiziert am 25. November 2009Seit Samstagabend ist der vierjährige Bär Finn (Foto) das Gesprächsthema Nummer 1 in Bern. Die Anteilnahme der Bevölkerung an seinem kritischen Gesundheitszustand ist riesengross, in Foren wird engagiert diskutiert, mehrere Facebook-Gruppen wachsen stündlich.
Dass dieser Fall kein kommunikativer GAU wurde, liegt insbesondere an Tierparkdirektor Bernd Schildger. Er machte von Anfang an dezidiert klar, dass er den sofortigen Einsatz der so genannten Mannstop-Munition richtig findet. Nur so konnte Finn sofort gestoppt werden als er auf den Eindringling losging. Hätte Schildger auch nur leise Zweifel geäussert und beispielsweise einen Wasserwerfer als Option erwähnt, würden sich die Behörden längst in Krisenmanagement üben.
Bernd Schildger, Direktor am Tierpark Dählhölzli, ist ein Glücksfall für Bern. Seit vielen Jahren kämpft er für seinen Tierpark, seine Tiere und insbesondere die Bären, die vor wenigen Monaten den neuen Bärenpark beziehen konnten.
Schildger kämpft mit Leidenschaft, ohne je sektiererisch oder aufdringlich zu wirken. Wann immer er öffentlich auftritt, überzeugt er mit Authentizität und Charme. Er ist sehr eloquent und spricht auch für Laien verständlich. Dass er die öffentlichen Auftritte und Medienpräsenz (Foto unten) nicht sucht, macht Schildger umso sympathischer.
Eine spannende Debatte über Mensch und Tier ist beim Blöker im Gange. Reinschauen.
Foto Finn: bern.ch
Foto Bernd Schildger: drs.ch
Im letzten Frühling sprang im Wildpark Langenberg (ZH) ein junger Mann in das Gehege der Bären. Aus dem Tagi von heute:
Er wollte der Bärin im Wildpark Langenberg Hoi sagen, heute ist er arbeitslos
Ein 20-Jähriger sprang im April ins Bärengehege des Langenbergs. Der junge Mann leidet noch immer unter den Folgen der gefährlichen Aktion.
Langnau – In Bern kletterte vergangenes Wochenende ein geistig Behinderter in den Bärenpark und wurde verletzt. In Zürich ereignete sich bereits letzten Frühling ein ähnlicher Vorfall: Am 25. April kletterte der 20-jährige Valentino im Wildpark Langenberg über einen mehrere Meter hohen, gesicherten Zaun zu einer Braunbärin und wurde am Arm verletzt. Seitdem ist er arbeitsunfähig.
Die gefährliche Kletterpartie unternahm Valentino während seiner Arbeitspause – er war als Koch im Restaurant des Wildparks tätig. Mittlerweile hat das Restaurant Valentino gekündigt: «Valentino befindet sich immer noch in der Rehabilitation und ist nicht arbeitsfähig», begründet der ehemalige Chef Marco Pero diesen Schritt.
Ob es sich um eine Rehabilitation im psychischen oder physischen Bereich handelt, kann Pero nicht präzisieren. Nach dem Angriff war Valentino wegen einer Fleischwunde am Arm für mehrere Wochen im Spital. Das Motiv wurde nie vollständig geklärt. Er habe aus einem «inneren Drang» gehandelt und habe der Bärin nur Hoi sagen wollen, zitierten ihn die Medien. Valentino stand unter Schock und wurde psychologisch betreut. Der Zürcher hatte wie auch der Berner grosses Glück, dass er den Besuch im Käfig überhaupt überlebte.
Hausverbot im Wildpark
Der Wildpark Langenberg hatte damals Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch eingereicht. Diese wurde aber von den Behörden nicht weiterverfolgt. Willkommen als Gast ist Valentino im Wildpark seit dem Vorfall nicht mehr: «Der junge Mann hat Hausverbot auf dem Gebiet Langenberg. Sollten wir ihn auf unserem Gelände antreffen, wird er weggewiesen», erklärt Christian Stauffer, Geschäftsführer Stiftung Wildnispark Zürich.
Den Berner Fall vom Wochenende hat Stauffer mitverfolgt. Vermeiden liessen sich solche tragischen Vorfälle auch in Zürich nicht: «Ein Restrisiko bleibt immer. Wie schon unsere Berner Kollegen gesagt haben, kann man nicht völlig ausschliessen, dass jemand die Situation falsch einschätzt und ins Bärengehege steigt. Wir sind sehr froh, dass der Fall im April ein Einzelfall ist.»
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, der die Person Bernd Schildger zu Recht würdigt. Es wäre wünschenswert, wenn wir mehr solche kompetente Persöndlichkeiten in Bern hätten. Den Dank geht vor allem auch an Herrn Schildger. Sie haben in dieser Krise für alle, Mensch, Behörden und Tier, Grossartiges geleistet!!!
Zugegeben, die Medienarbeit war wirklich gut, und die Medien haben auch so genug zu schreiben und bedienen damit offensichtlich auch ein Leserbedürfnis. Der Mediengau aus meiner Sicht ist, dass die Medienberichterstattung die Realität völlig verzerrt.
Schlussendlich geht es bei dieser Geschichte „nur“ um einen schwer verletzten Mann und einen schwer verletzten Bären. Die fast täglichen Toten und Schwerverletzten des Strassenverkehr sind von einigen spektakulären Ausnahme abgesehen den Tageszeitungen nur SDA-Meldungen und Radio und Fernsehen gar keine Erwähnung wert, wenn wir das Unglück im Bärenpark nur schon mal mit anderen Unglücken in der Schweiz vergleich wollen. Das ist halt wohl der langweilige Alltag.