Bern: Stephan Hügli lässt die Katze endlich aus dem Sack – und er zeigt Krallen
Publiziert am 19. Juni 2008Jetzt herrscht Klarheit: Stephan Hügli tritt bei den Wahlen in die Stadtberner Regierung wieder an. Er wurde im verflossenen Winter von seiner Partei, der FDP, fallen gelassen. Kurz darauf trat er aus der Partei aus, seine Frau und andere bekannte Mitglieder taten es ihm nach.
Hüglis Entscheid ist logisch. Einerseits geht es um Finanzielles: Hügli hat eine Entschädigung von etwa 150’000 Franken zugute, die ihm nur ausbezahlt wird, wenn er erneut kandidiert. Andererseits geht es um verletzten Stolz und Fairness.
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Stephan Hügli hat die Katze aus dem Sack gelassen. Er zeigt, dass er Krallen hat und kämpfen will – wohlwissend, dass er alleine keine Chance auf eine Wiederwahl haben wird. Wohlwissend, dass er nicht nur Applaus ernten wird, sondern auch viele böse Kritik von ehemaligen Weggefährten. Am nächsten Montag folgt der nächste Streich: Eine neue Gruppierung namens “die Mitte” will sich der Öffentlichkeit präsentieren. Diese Medienkonferenz war schon vor Wochen anberaumt gewesen, wurde aber kurzfristig verschoben. Zur “Mitte” sollen bislang vor allem ehemalige Freisinnige gehören.
Mit Hüglis wilder Kandidatur ist die bürgerliche Wende in der Stadtregierung definitiv vom Tisch. Die Rot-Grün-Mitte-Parteien und ihre vier Kandidierenden für den Gemeinderat haben die Reihen längst geschlossen, ihr Wahlkampf läuft. Allen voran Stadtpräsident Alexander Tschäppät: Er punktet seit Wochen täglich mit medienwirksamen Auftritten, die oranje Wellen aus Holland liessen ihn zur Hochform auflaufen.
Frühere Postings zum Thema:
Bern wählt Blöcke statt Köpfe (30. Mai 2008)
Stephan Hügli wird kampflos geopfert (28. Januar 2008)
Stephan Hügli abserviert – alles im Lot? (22. November 2007)
Wasserfallen junior will nicht – wer packts? (9. November 2007)
Die Bilanz am Tag nach der Demo (7. Oktober 2007)
Neo-Gemeinderat Hügli und das Halali auf seinen Sitz (19. März 2007)
Foto Stephan Hügli: keystone
Der Erhalt der eigenen Rente ist eines der ärgerlichsten Motive um für ein Amt zu kandidieren. Hügli nutzt – wie andere zuvor – einen Systemfehler, der eigentlich dringend korrigiert werden müsste.
Wenn ich mich hier selbst zitieren darf (es macht’s ja sonst keiner ;-):
[…] den Gemeinderat (Exekutive) ist Stephan Hügli gesetzt – bislang alleine. Das war auf Grund den Informationen von Ende letzter Woche nicht absolut klar gewesen. […]