Auch die Karriere von CVP-Präsident Christophe Darbellay ist auf Sand gebaut
Publiziert am 07. Juni 2008Wenn es in der Politik überhaupt eine Gewissheit gibt, dann diese: Jede politische Karriere ist auf Sand gebaut. Genau das musste gestern Nacht Christophe Darbellay, Präsident der CVP Schweiz, schmerzhaft erleben. Seine Heimbasis nominierte ihn nicht für die Walliser Regierung, sondern zog drei andere Kandidaten vor.
Das ist ein herber Rückschlag für Darbellay, der 2003 und 2007 jeweils das beste Ergebnis aller Nationalratskandidierenden in seinem Kanton erzielt hatte. Mit Charme und viel Selbstvertrauen hat er einen schnellen Aufstieg geschafft. Die nationalen Medien stürzten sich regelrecht auf den neuen, jungen und unverbrauchten Mann.
Möglich, dass Darbellay seine Rolle bei der Abwahl von Christoph Blocher geschadet hat. Oder seine unglücklichen Kommunikationsbemühungen im Nachgang, erinnert sei an den Auftritt im Dokumentarfilm “Die Abwahl”. Insgesamt ging es an der gestrigen Nominationsveranstaltung, der mehr als 2000 Mitglieder beiwohnten, auch darum, welcher Flügel innerhalb der übermächtigen CVP Wallis stärker vertreten sein soll: der christlich-soziale oder der konservative.
Womöglich spielten aber auch alte Geschichten eine Rolle. Im Jahr 1999 hat Darbellay, damals gerade einmal 28-jährig, als Vertreter der Christlich-Sozialen Partei (CSP) für den Ständerat kandidiert. Damit zwang er einen bisherigen CVP-Ständerat in den zweiten Wahlgang. Das war mit ein Grund, weshalb 2003 die beiden C-Parteien CSP und CVP nicht mit einer Listenverbindung antraten – und prompt einen Sitz an die SP verloren.
Das alles hat Spuren und Wunden hinterlassen. Ohnehin tickt der Kanton Wallis politisch anders als die “Üsserschwyz”. Zudem kann es sich die CVP weiterhin leisten, dass sich parteiintern eigentliche Familienclans bekämpfen.
Die Nichtnomination Darbellays hat aber womöglich auch etwas Gutes: Er werde sich nun “zu 200 Prozent” auf sein Amt als Parteipräsident konzentrieren, sagte er gestern Nacht. Das gibt einerseits der Partei die Ruhe, die sie nach den vielen Wechseln braucht. Andererseits ist ein 100-prozentiger Einsatz Darbellays nötig, um seinen Kompass justieren und dann die Marschroute festzulegen.
Darbellays Partei braucht auf nationaler Ebene eine klare Linie, sonst kommt sie wieder ins alte “Wischi-Waschi”-Fahrwasser. Der Eindruck, den die CVP diese Woche bei der Debatte über die Parallelimporte abgegeben hat, ist zwiespältig. So wollten sich elf Mitglieder nicht mehr an die Wahlversprechen des letzten Jahres erinnern, neun votierten gegen die Parallelimporte, zwei enthielten sich der Stimme.
Doch zurück zu Darbellays Karriereknick: Oft, zu oft werden Präsidien vor allem für persönliche Karrierezwecke missbraucht – eine Folge des Milizsystems. Die CVP gibt auf höchster Stufe ein paar gute Beispiele ab: Darbellays Vorgänger, Carlo Schmid (AI), Anton Cottier (FR) und Adalbert Durrer (OW) träumten davon, den Sprung vom Parteipräsidium in den Bundesrat zu schaffen. Sie träumten vergebens. Zu viel Sand – auch bei ihnen.
Darbellay wiederum muss seine Ambitionen wohl begraben: Die nächsten acht bis zwölf Jahre gibt es keine Möglichkeit, in die Regierung seines Heimatkantons einzuziehen. Und sollte die CVP in absehbarer Zeit wieder einen zweiten Bundesratssitz erhalten, gilt Fraktionschef Urs Schwaller (FR) als gesetzt.
Foto Christophe Darbellay: keystone
Herr Darbellay
In Ihrer Partei steht das C für Christlich. Christlich steht für mich für: Macht, zementiertes Denken, Angst machen in der Form, wenn ihr nicht so denkt wie wir es euch sagen, dann kommt ihr nicht in den Himmel. Bezüglich Ihrer Aussage, dass ein SVP-Bundesrat für die Personenfreizügigkeit sein muss damit er wählbar ist,schreit zum Himmel. Herr Darbellay, Sie sollten sich wirklich vehement für die Gentechnik interessieren, dann werden Sie sich in Zukunft einen “Designer-Bundesrat” herstellen können.
Mir graut vor euch, die Ihr euch christlich nennt. Ihr seit genau so funtamentalistisch wie die Moslems. Diese verdammte Gleichschalterei sprich uniformes Denken ist zum Kotzen. Die CVP-Liste wird bei den nächsten Wahlen als erste geschreddert werden.
‘@ Manser
Bundesräte vertreten in der Öffentlichkeit immer den Entscheid des Gesamt-Bundesrates und damit den Willen der Regierungsmehrheit zu diesem Geschäft. Der Bundesrat hat den Entscheid zur Personenfreizügigkeit bereits gefällt. Er befürwortet diese.
Da der letzte Vertreter, welcher in den eigenen Reihen widerspruchsfrei als einer der Ihrigen wahrgenommen wurde, mit eben gerade jener Regierungsmehrheit und den Usanzen gar arg und gar oft im Widerspruch lag resultiert nun für Wählenden des nächsten Vertreters (vereinigte Bundesversammlung) ein potentieller Widerspruch, welchen man dann doch lieber vor der Wahl bereinigt hätte.
Das ist nicht Erpressung sondern widerspruchsfreies Klären der Fakten Ansichten über das Wesen von Mehrheiten in Demokratien.
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