Dank den Botellónes schaffte Facebook in der Schweiz den Durchbruch
Publiziert am 24. Juli 2009Heute Abend soll also der zweite Botellón in Bern stattfinden. Vor wenigen Stunden haben die Organisatoren via Facebook den Standort bekannt gegeben. Die Öffentlichkeit, die die zweite Auflage bislang generierte, war bislang bescheiden.
Im letzten Sommer war das komplett anders. Das angebliche “Massenbesäufnis”, das es in Spanien seit Jahren gibt, schaffte es – nach einem Zwischenstopp in Genf – auch in die deutsche Schweiz. Fast alle diskutierten mit, die Leute aus dem Altersheim in Amriswil genauso wie die Schulpflege in Zäziwil. Viele moralisierten oder wetterten, andere sahen die Jugend schon kollektiv im Morast versinken. Über das Land fegte ein Medienhype.
Damals, Ende August 2008, konnte ich den Organisator des ersten Berner Bottelóns interviewen.
Heute können wir trocken feststellen: die Welt ist trotz den Botellónes nicht untergegangen. Dafür ging für Facebook der Stern auf. Durch die Dauerberichterstattung während einiger Wochen schaffte, so meine These, diese soziale Netzwerk den grossen Durchbruch in der Schweiz. Unzählige Berichte nannten Facebook als Quelle, weil es jeweils Details zu den Veranstaltungen ankündigte. Das blieb nicht ohne Wirkung.
Längst haben nicht nur alle Medienschaffenden einen Account, sondern schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen in diesem Land, also etwa jede fünfte Person. Das ist im internationalen Vergleich beachtlich. In Deutschland beispielsweise liegt die Facebook-“Penetration” bei 6 Prozent.
Und noch eine Zahl dürfte erstaunen: Das Durchschnittsalter der Facebook-Nutzer in unserem Land liegt bei 35 Jahren.
Foto: tagblatt.ch
Das 2. Botellón in Bern ging über die Bühne – ein fast schon familiärer Anlass. Offensichtlich ohne grosses Aufsehen zu erregen und ohne Medienpräsenz. Vielleicht wurde es darum umso besser, weil: die Masse macht es ja nicht (wirklich) aus.
Aus dem heutigen “Bund”:
Botellón: Interesse der Jugendlichen ist erlahmt
Am Freitagabend nahmen rund 50 Jugendliche am zweiten Berner Botellón beim Glasbrunnen im Bremgartenwald teil. Gemäss einem Augenzeugen lag am Morgen danach vergleichsweise wenig Abfall herum. Der erste Botellón von Ende August letzten Jahres auf der Grossen Schanze zog noch weit über 1000 Personen an, die zweieinhalb Tonnen Müll hinterliessen. Die anonymen Organisatoren des Massenbesäufnisses hätten auch heuer lieber auf der Schanze gefeiert. Der zentrale Ort ist zurzeit aber durchs Orange Cinema belegt. (srg)