Der “Messerstecher” will zurück

Publiziert am 19. Oktober 2007

Kennen Sie Hans-Rudolf Abächerli?

 

Vermutlich nicht.

Mit Sicherheit kennen Sie aber seine Handschrift. Abächerli ist der Wegbereiter des umstrittenen Schaf-Sujets mit dem die SVP seit Monaten auf Stimmenfang geht.

Abächerli hatte 1993 das Messerstecher-Inserat in die Welt gesetzt, später folgen Kreationen gegen die „Linken und Netten“, das Stiefel-Inserat usw. usf. Hans-Rudolf Abächerli war von 1977 bis 1994 verantwortlich für alle Kampagnen der Zürcher SVP, und zwar für die Stadt- wie und die Kantonalsektion. 1977 begann übrigens auch der Aufstieg der Zürcher SVP, die damals einen Wähleranteil von nicht einmal 12 Prozent erreichte (seit Ende der 90er-Jahre hat sie mehr als 30 Prozent). 1977 wurde als Kantonalparteipräsident ein gewisser Christoph Blocher gewählt.

Doch zurück zu Abächerli: Nach seiner Pensionierung 1994 wanderte er aus. Auf eine Karibikinsel. Jetzt möchte der 79-jährige zurück und kandidiert auf der Auslandschweizer-Liste der SVP.

Das Schaf-Sujet hat nicht nur UNO und Dutzende von ausländischen Medien aufgeschreckt. Es wurde in Deutschland auch von der NDP kopiert. Die Kreativen der SVP Schweiz bedienten sich im Ausland. Wie der Frog-Blog berichtet, stammt das Original von einem englischen Illustrator.

Schockierende Plakate und Inserate sind in der Schweizer Politwerbung keine Erfindung der SVP. Zwischen den beiden Weltkriegen, insbesondere in den 30er-Jahren, griffen sich die Kommunisten und Faschisten oftmals heftig an. Die Bildsprache der damaligen Sujets zeigte beispielsweise die furchterregende Fratze von Stalin, der ein Messer zwischen den Zähnen hat.

Diesen Stil hat die SVP 1993 wieder aufgenommen. Einen Teil ihres Erfolgs verdankt sie Hans-Rudolf Abächerli.

Mark Balsiger

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