Der Profiteur heisst Hans Fehr

Publiziert am 23. Januar 2011

Ich glaube nicht, dass Schweizer Politiker nach dem Übergriff auf Nationalrat Hans Fehr (Bild) Bodyguards brauchen. Wenn Scharfmacher, die die Wut anderer auf sich ziehen, ihre Rhetorik aber wieder mildern, dürften solche Fälle in Zukunft ausbleiben.

Damit ich hier nicht falsch verstanden werde: Was am Freitagabend vor der traditionellen “Albisgüetli”-Tagung der Zürcher SVP geschah, ist fies und niederträchtig. Ich verurteile die Aktion der vermummten Chaoten, die Fehr zusammenschlugen, aufs Schärfste. Der Legitimationsversuch, die Gegenseite hätte zuerst (verbal) Feuer gelegt und deshalb dürfe man (physisch) zuschlagen, ist schwach.

Allerdings scheint Hans Fehr trotz Anzeichen auf Gewalt naiv gewesen zu sein. Im Wissen um die unbewilligte Demonstration, die schon im Vorfeld der Tagung für Wirbel sorgte, hätte er beispielsweise Personenschutz der Polizei anfordern können. Eine zweite Möglichkeit: Sich zusammen mit anderen Gästen in einem Taxi direkt vor den Eingang des “Albisgüetli” fahren zu lassen.

Noch vor seiner Arztvisite am Freitagabend hat Fehr schon Interviews gegeben. Seit Samstagmorgen ist er auf allen Kanälen präsent. Das ist sein gutes Recht, zumal das mediale Interesse schnell wieder anderswo liegt. Davon profitiert er nun als Opfer. Die Chaoten spielten ihm einen wunderbaren Steilpass zu – ein Geschenk im Wahljahr 2011.

Erinnerungen werden wach: Am 3. Oktober 1991 wurde der damalige Sankt Galler CVP-Nationalrat Edgar Oehler in der Berner Innenstadt von Unbekannten zusammengeschlagen. Statt auf den Notfall ging Oehler schnurstracks zurück ins Bundeshaus, wo die Herbstsession lief. Die Aufmerksamkeit war sofort bei ihm, das Thema gesetzt: Agenturbilder mit einem blutüberströmten Oehler wurden verbreitet, der “Blick” thematisierte den Fall auf der Frontseite.

Am 20. Oktober 1991 wurde Edgar Oehler wiedergewählt.

Foto Hans Fehr: news.ch

10 Replies to “Der Profiteur heisst Hans Fehr”

  1. Sie sind ein Schönredner Herr Balsiger und wissen genau, dass man mit dem Auto eben nicht zum Albisgüetli gelangen konnte, weil die Chaoten die Strasse versperrten. Zahlreiche Personen mussten die lange Strecke zu Fuss zurücklegen oder nach Hause gehen. Nochmal: ihr Hinweis, Hans Fehr habe bewusst Schläge in Kauf genommen sind schlicht und einfach ein Skandal und ich werde dafür sorgen, dass jedermann endlich zur Kenntnis nimmt, welch Gesinnung hier vertreten wird. Aber nach der erfolglosen Tramkampagne aus Ihrem Hause und aufgrund ihrer übrigen Bemerkungen ist Ihre SVP-Abneigung für die Meisten nichts Neues.

    RICHTIGSTELLUNG DES BLOGBETREIBERS:

    1. Andere Gäste der “Albisgüetli”-Tagung wurden auch bis zum Eingang gefahren.

    2. Es trifft zu, dass meine Kommunikationsagentur bei Tram Bern West mitwirkte. Wir waren für zwei Abstimmungskampagnen (mit-)verantwortllich. Die Ergebnisse:
    – städtische Abstimmung vom 26.11.2006: 70,3% Ja
    – kantonale Abstimmung von 17.6.2007: 69,5% Ja

    So viel zu den Fakten.

    Mark Balsiger, Border Crossing AG

  2. Unabhängige Ansichten zu Politik und Medien…
    schön…wie unabhängig sind Sie Herr Balsiger? oder stehen Sie etwa nicht auf den Lohn- und Auftragslisten der CVP? Im übrigen betrachte Ihre Ausführungen insbesondere diejenige am telebärn als derart erklärungsbedürftig, dass dies kaum mehr sein kann, als schlechte Werbung für Ihr Kommunikationsunternehmen. Wer ist nun Profiteur?

    Meyer Christoph, Goldiwil

  3. Herr Balsiger versteht sich zwar aufs Heucheln. Wer zu lesen versteht, versteht seinen falschen Zungenschlag aber schon richtig: NR Fehr ist selber schuld, er hat die Schlägerattacke listig provoziert. Eine durch nichts begründete Insinuation, die jeden Anstand vermissen lässt. Das nenne ich geistige Mittäterschaft. Ekelhaft!

  4. Liebe Leserinnen und Leser

    Vor ziemlich genau vier Jahren ging dieses Blog ans Netz. In dieser Zeitspanne sind 420 Postings entstanden, die mehrere tausend Kommentare generierten. Ein Dutzend davon musste ich löschen, weil sie den Hausregeln nicht entsprachen.

    Das sagt etwas aus über die Qualität der Kommentare, die Disziplin der Besucherinnen und Besucher und das Bestreben, einen echten Diskurs zu führen.

    In den letzten vier Tagen sind hier einige Kommentare erschienen, die gesunden Menschenverstand und mehr vermissen lassen. Ich werde sie vorläufig online belassen – als Beispiele, wie es nicht sein soll und um den Urhebern den Spiegel vorzusetzen.

    Sollten weitere Kommentare eingehen, die die Hausregeln verletzen, werden sie umgehend gelöscht. Wer sich verbal austoben will, darf das andernorts tun. Dieses Blog bietet dafür keine Plattform.

    Jawohl, ich machte in der Causa Fehr einen Fehler. Mit meiner Kritik an Nationalrat Hans Fehr auf “Tele Bärn” schoss ich über das Ziel hinaus. Deswegen entschuldigte ich mich am Montag schriftlich und in aller Form bei ihm.

    Möge die Attacke auf Hans Fehr vom letzten Freitag den Schlusspunkt für solche Aktionen darstellen, die das Klima nachhaltig vergiften und die Demokratie untergraben.

    Die Dumpfbacken, die es in der linksautonomen Szene wie im rechtsbürgerlichen Lager gibt, sollten ihre verbalen Kraftmeierein zügeln. Sie sind der Nährboden für physische Übergriffe.

  5. […] mit Herrn Balsiger das Heu selten auf derselben Bühne hat, umso erstaunter war ich dann, als ich seine Meditationen bezüglich des Fehr-Slappings vor dem Albisgüetli gelesen habe. Erst habe ich mich versichert, dass ich tatsächlich auf der richtigen Seite gelandet […]

  6. Guten Tag Herr Balsiger

    Sicher könnte ich einen langen Kommentar schreiben, doch der wichtigste Satz in der Arena kam doch von Ihnen. Seit der Sendung gingen mir 6 Worte durch den Kopf: “Wer Wind sät, wird Sturm ernten”.

    Danke, dass Sie ihn ausgesprochen haben. Diese Worte müssen ins Stammbuch aller, wirklich aller Parteien geschrieben werden, denn die Tendenz ist, dass andere Parteien bereits bemüht sind, das “erfolgreiche” Konzept der SVP nachzuahmen. Falls darüber nachgedacht wird, haben sich 6 Stunden Aufwand für 2 Sätze sicher gelohnt.

  7. Taktlosigkeit ist der lästigste und widerwärtigste der menschlichen Fehler; denn du kannst dich nicht verteidigen, nicht einmal durch Grobheit. (Anselm Feuerbach)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert