Der Siegeszug von WhatsApp
Publiziert am 15. Oktober 2013
Alle im Schulzimmer lachen auf. Nein, nicht weil jemand etwas Lustiges gerufen hat. Auch nicht, weil dem Dozent ein Missgeschick passiert ist. Vielmehr hat der Kommilitone vorne links gerade etwas Witziges auf WhatsApp geschrieben. Im Gruppenchat der Klasse.
Sich austauschen in der Pause ist passé. Heute gilt: Live-Chatten per WhatsApp, die Augen sind fast immer auf das Display des Smartphones gerichtet. Alle sind jederzeit bereit, selber etwas zur virtuellen Diskussion beizutragen.
WhatsApp, die Applikation für den Austausch von Nachrichten auf Smartphones, hat das Kommunikationsverhalten einer ganzen Generation verändert. Wurden früher weltweit einige Hundert Millionen SMS verschickt, zählt WhatsApp dieser Tage bis zu 27 Milliarden Nachrichten, und das täglich (siehe https://twitter.com/WhatsApp). Diese stammen von den insgesamt 250 Millionen Nutzern weltweit.
Für die Schweiz sind keine eigenen Daten verfügbar. Aber auch hier ist klar: WhatsApp hat SMS den Rang abgelaufen. Deshalb reagierte die Swisscom. Der Branchenleader stellte seine eigene webbasierte App “für Kommunikation”: iO ins Netz. Ende Juli zählte sie 320’000 Nutzerinnen und Nutzer. Bis Ende September wurde die App 390’000 Mal heruntergeladen, schrieb das Swisscom-Medienteam auf Anfrage.
Die Anzahl User, die in der Schweiz über Smartphones surfen, hat sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Heute nutzen über drei Millionen Leute in der Schweiz das Internet auch über ihr Smartphone, zwei von drei tun dies täglich oder fast täglich. Die Tendenz ist weiterhin stark steigend.
Was bedeuten WhatsApp und Co. für die Gesellschaft? Die Kommunikation unter den Usern wird immer intensiver. Die Freundin macht ein Austauschsemester in Shanghai? Kein Problem, mit ihr ständig in Kontakt zu bleiben. Am Freitagabend allein zuhause sitzen? Nie mehr. Mit WhatsApp sind schnell Freunde dabei. Unentschlossen im H&M stehen und sich fragen, ob die blaue oder rote Hose besser passt? Schnell ein Foto machen und die Schwester fragen.
Die Kernfrage ist eine andere: Bedeutet das alles ein Fortschritt?
Thomas Hodel
Foto: wdr_de
Gestern wurde Whats upp von Facebook übernommen. Für 19 Milliarden Dollar, eine gigantische Summe.
Die Eckdaten von Whats upp lassen erahnen, weshalb Mark Zuckerberg so tief in die Tasche griff:
Weltweit nutzen 450 Millionen Menschen die App, um zu chatten. Jeden Tag stösst eine weitere Million dazu. Über WhatsApp werden täglich 600 Millionen Fotos ausgetauscht, 200 Millionen Sprach- und 100 Millionen Video-Nachrichten verschickt. Und natürlich Text-Nachrichten, von denen 19 Milliarden geschickt und 34 Milliarden empfangen werden – ebenfalls jeden Tag.
Hintergründe zum Deal:
http://bit.ly/1eaJMaU