Edith Olibet: Eine Rochade in der Stadtregierung wäre ein Befreiungsschlag
Publiziert am 05. März 2009
Das Klima im politischen Bern ist wieder einmal vergiftet.
Die Schlagzeilen, Indiskretionen und Verunglimpfungen, die uns seit zehn Tagen um die Ohren gepfeffert werden, wären der Rohstoff für deftige Vierzeiler. Die Fasnacht liegt aber hinter uns, die Schnitzelbänkler nehmen ihre spitzen Federn nicht mehr zur Hand, eine Frage bleibt: Was soll dieser Furor um den Sozialdienst der Stadt Bern?
Die Feinde und Freunde von Edith Olibet betreiben Parteipolitik. Ein paar Akteure schreien „Rücktritt!“, andere fassen eine Resolution gegen die „Medienkampagne“. Die parteiunabhängigen Bernerinnen und Berner – schätzungsweise mehr als 80 Prozent der Bevölkerung – kratzen sich am Kopf, sind angewidert und wenden sich ab.
Wer verliert, ist klar: Es ist die Politik, die Verwaltung, insbesondere die Sozialarbeiter, und nicht zuletzt die Sozialhilfeempfänger und damit die Schwächsten unserer Gesellschaft. Die Schäden dieses Abnützungskampfes sind womöglich irreparabel, der Zynismus wächst.
Nach nahezu einem Dutzend Berichten, einer Plausibilisierung und mehreren Erklärungsversuchen, die tags darauf wieder präzisiert werden müssen, hilft ein weiterer Bericht, der vielleicht in einem halben Jahr veröffentlicht wird, kaum weiter. Es braucht einen Befreiungsschlag. Der Gemeinderat könnte sich, ganz pragmatisch, auf eine Rochade verständigen: Reto Nause soll die Fürsorgedirektion übernehmen, Edith Olibet dafür die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE).
Nause ist erst gerade seit zwei Monaten Gemeinderat, ihm ist zuzutrauen, dass er an seiner neuen Wirkungsstätte schnell Fuss fassen würde. Olibet wiederum könnte in der SUE einen Neuanfang machen. Die Sicherheit, ein latent heisses Eisen in der Bundesstadt, gehört ohnehin schon lange in die Hände eines Mitglieds der rot-grünen Regierungsmehrheit.
Mit diesem Befreiungsschlag würde die Politik wieder Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen. Krisen sollte man nicht aussitzen, das kann ins Auge gehen. Marcel Ospel lässt grüssen.
Foto: olibet.ch
‘@ Mark Balsiger
Ich wusste gar nicht, dass es in/ wegen der Stadtberner Regierung, bzw. einem seiner Mitglieder zu öffentlich wahrgenommenen Problemen gekommen ist.
Aber Sie haben Recht. Vielleicht sollte man angesichts der schmerzlich empfundenen Orientierungslosigkeit des Bundesrates einfach wieder bei Problemen anfangen, welche einen überschaubaren Rahmen, identifizierbare Strukturen und bekannte Teilnehmer haben. Das verspricht einfache und schnell umsetzbare Lösungen.
Mit dem so gewonnen Erfahrungsschatz lassen sich dann vielleicht auch etwas schwierigere politische Herausforderungen meistern……… die Zukunft des Finanzplatzes beispielsweise.