Samstag ist Demotag

Publiziert am 05. Oktober 2007

Inzwischen weiss es vermutlich jeder Teenager im Umkreis von 200 Kilometern: Am Samstag ist Demotag in Bern. Seit vier Wochen wird in den Medien fast unablässig darüber berichtet, das Klima ist aufgeheizt. Mehr als 60 Organisationen wollen sich an der unbewilligten Contra-Demonstration beteiligen.

Das zieht, wie immer, nicht nur echte Demonstranten an. Es ist wie ein Ritual, überall dasselbe: an den 1-Mai-Kundgebungen in Zürich, bei Anti-WEF-Manifestationen oder, wie neulich, als Bundesrat Christoph Blocher die Comptoire in Lausanne eröffnete. Die Bilder, die danach verbreitet werden, sind austauschbar: an jeder Ecke eine massierte Polizeipräsenz, zugenagelte Geschäfte, eingeschlagene Schaufenster, brennende Autos, Vermummte, die Steine und manchmal sogar Molotow-Cocktails werfen.

Der Sache erweisen sie so einen Bärendienst. Eine kraftvolle Gegendemonstration, in einer anderen Stadt, wäre die bessere Antwort gewesen. In der heissen Phase des Wahljahres 1995 war das noch möglich gewesen. Etwa 5000 Personen standen damals in Zürich zusammen, unter ihnen Bundesrat Otto Stich, der als Redner auftrat. Die Kundgebung verlief friedlich.

Morgen werden die üblichen Krawall-Bilder scharf mit anderen kontrastieren: Eine Art Alpaufzug der Volkspartei steht auf der Affiche. Mit 10’000 Supportern will sie vom Bärengraben zum Bundesplatz ziehen. Vorne Zottel, die beiden Bundesräte, die Parteipräsidenten Maurer und Joder, dann die liebe Froue und Manne. Das gibt schon beim Marsch durch die Innenstadt Scharmützel.

Der 6. Oktober wird ein zweifelhafter Höhepunkt des Wahljahres 2007. Das sind die Folgen der “Verschafung der Politik”. Wenn die SVP clever ist, und das ist sie, schlägt sie aus den Ereignissen des morgigen Tages Kapital. Bilder haben eine unglaubliche Kraft: hier die SVP-Mitglieder, die in Trachten friedlich durch die Strassen ziehen. Dort die Chaoten.

Ich werde mir das aus der Nähe ansehen müssen – und allenfalls hier darüber berichten.

Mark Balsiger

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