Einsichten und Zitate, die nachhallen (23) – heute: Christoph Blocher, Alt-Bundesrat
Publiziert am 04. Januar 2010“Ich wurde als Bundesrat abgewählt, weil ich alles richtig gemacht habe.”
Christoph Blocher,
Präsident der SVP des Kanton Zürich 1977 – 2003
Nationalrat 1979 – 2003
Bundesrat 2003 – 2007
Quelle: “Der Bund”, 4. Januar 2010
Den Artikel zum jüngsten Auftritt Blochers gibt es hier.
Foto Christoph Blocher: netzwertig.com/keystone
Nachtrag vom 9. Januar 2010:
Patrick Feuz, Bundeshauschef von “Bund” und “Tages-Anzeiger” befasst sich eingehend mit dem Phänomen Christoph Blocher:
Die Leute sagen mir: “Geben Sie nicht auf” (09.01.2010; PDF)
Nicht korrekt in Feuz’ Analyse ist die Jahreszahl: Blocher wurde 2007 abgewählt, nicht 2008.
Und ewig hallt es vom Kirchturm – wider die eigene Handlung!
Christoph Blocher wurde nicht abgewählt, weil er alles richtig gemacht hatte, sondern weil er eines der zentralen Prinzipien des Bundesrates nicht nur wiederholt, sondern ständig missachtete: das Kollegialitätsprinzip!
Und auch in seinem jüngsten Auftritt bleibt Blocher nur einem treu: sich selbst. Er hat es stets verstanden, ein politisches Programm zu verkaufen, welches er selbst als Unternehmer nie und nimmer umgesetzt hätte. Kleines Beispiel? Wer erinnert sich noch an den damaligen “Tagesschau”-Beitrag über die Aktionärsversammlung der Lonza-Werke in Visp? Als Blocher und der damals nicht so zurückhaltende Martin Ebner in der ersten Reihe sassen, um sich mit Hilfe ihrer verbündeten Stimmen in den Verwaltungsrat zu hieven?
Wer erinnert sich noch, wie er den Kleinaktionären die Leviten lass und ihnen unverblümt sagte, wer in der Lonza das Sagen habe, nämlich die Grossinvestoren? Wohl wenige. Aber die meisten erinnern sich, wie Blocher nach dem Finanzcrash Banker und Grossinvestoren den Marsch geblasen hat und ihnen vorgeworfen hat, sich um die Interessen der Kleinsparer zu foutieren.
Es macht den Anschein, dass Christoph Blocher wieder so präsent und fit ist, wie vor und während seiner Zeit als Bundesrat. Nach seiner Abwahl im Dezember 2007 schrieben ihn viele ab, Medienschaffende glaubten, Verschleiss, ja beginnende Senilität und den Verlust seines Instinkts zu orten.
Für “Weltwoche”-Chef Roger Köppel bleibt Blocher die bestimmende Figur in der Schweizer Politik, wie er in der DRS3-Sendung “Focus” bekannte. Vielleicht hat er recht und Blocher rüstet für das eidgenössische Wahljahr 2011 nochmals tüchtig auf.
In der heutigen Ausgabe von “Bund” und “Berner Zeitung” scheint einer viertelseitiges Inserat auf, das die Neujahrsveranstaltung in Aarberg “verkauft”. Dort, wo Blocher vor rund 1000 Gästen sprach. Die Videoaufnahme seines Auftritts kann man auf dem TV-Kanal blocher.ch nachsehen.
Keine Zweifel, die SVP des Kantons Bern setzt in ihrem Wahlkampf, der für sie und die nationale Partei ausserordentlich wichtig ist, auch auf die Strahlkraft des Zürchers.
Das Nachbeben – und die Einschätzungen:
http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Er-glaubt-wieder-eine-Mission-zu-haben/story/30683167