Einsichten und Zitate, die nachhallen – heute: Elisabeth Kopp (12)

Publiziert am 23. Juli 2008

Um die Affäre um Bundesrat Samuel Schmid und Armeechef Roland Nef ist es etwas ruhiger geworden. Die Medien bemühen sich, den Fall einzuordnen, das juristisch komplizierte Verfahren auszuleuchten sowie ehemalige hohe Militärs und Politiker zu befragen. In einer Pendlerzeitung sagt Elisabeth Kopp auf die Frage, ob ein Rücktritt Schmids fällig sei:

“Mich stört, dass man nur vom Köpferollen redet und nicht von der Sache. Der Armeechef ist suspendiert. Der Departementschef hat Schwäche bewiesen und ist unglaubwürdig. Dies schadet der Armee zu einem Zeitpunkt, wo sie es schwer hat, den Bürgern ihren Auftrag zu erklären. Ein Rücktritt von Schmid läge im Interesse der Armee und der Glaubwürdigkeit der Politik.”

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Elisabeth Kopp, von 1984 bis 1989 erste Bundesrätin der Schweiz

Interessant, dass ausgerechnet sie sich so dezidiert äussert. Und dann noch zur Landesregierung. Zur Erinnerung: Bundesrätin Kopp trat im Februar 1989 auf Druck von Medien und Politik zurück. Die Schweiz wurde vom Kopp-“Skandal” durchgeschüttelt.

Im letzten Jahr erschien der Dokumentarfilm “Elisabeth Kopp – eine Winterreise” und rehabilitierte Kopp endgültig wieder. Zuvor war sie während langer Zeit geächtet worden und führte ein sehr zurückgezogenes Leben.

Dass Samuel Schmid zurücktreten wird, glaubt kaum jemand. Aber: Gibt es nicht Parallelen zwischen dem Schicksal Nefs und dem Fall Kopp? Nef wird kaum mehr aus seinem Zwangsurlaub an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren. Vielmehr dürfte er sich zurückziehen, zurückziehen müssen, verfolgt von der Häme.

Quelle: PunktCH, 23.07.2008

Foto Elisabeth Kopp: filmblog.ch

35 Replies to “Einsichten und Zitate, die nachhallen – heute: Elisabeth Kopp (12)”

  1. Macht für mich eher den Eindruck, als die Medien krampfhaft Leute suchen, die sie “befragen” können – wenn es keine aktuellen Politiker gibt, dann halt die Senior(innen).

  2. ‘@ tinu
    Das ist mir auch schon aufgefallen, allerdings eher in Bezug auf irgendwelche Gelehrte (Professor für x, y oder z). Allerdings scheint mir es auch legitim zu sein, dass man die Sache einmal von allen möglichen Seiten betrachtet.

    Zur eigentlichen Fragen der Parallelen:
    Die auffälligste Parallele ist wohl, dass beide über ihren Partner resp. ihre Partner “gestolpert” sind. Bei E. Kopp war’s ihr Mann, bei R. Nef war’s seine Ex-Partnerin.

    Auch wenn die jeweiligen Partner völlig unterschiedliche Hintergründe mit sich bringen und völlig unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen, stellt sich dadurch natürlich schon die eher brisante Frage, inwiefern das Umfeld einer Kandidatin/eines Kandidaten auszuleuchten ist resp. ausgeleuchtet werden darf und natürlich auch wie weit zurück dieses “Ausleuchten” erfolgen soll.

  3. Man wird immer jemanden finden, der auf die eine oder andere Seite ein Statement abgibt – aber das heisst ja nichts und ist schon gar nicht repräsentativ.

  4. Dies schadet der Armee zu einem Zeitpunkt, wo sie es schwer hat, den Bürgern ihren Auftrag zu erklären.

    Dies hat allerdings mit dem Fall Nef nichts, aber auch gar nichts zu tun. Der Feind ist der Armee dummerweise abhanden gekommen. Und auch wenn der Staatsschutz wieder fleissig Fichen anhäuft – wieso greifen die Meiden dies eigentlich kaum auf? – ein neuer ist nicht in Sicht.

    Nun ja, ich kann gut damit leben, wenn sich die Armee von oben abschafft.

  5. Wozu mit Rücktrittsforderungen die eigene Hilflosikeit zelebrieren? Die wirklich Legimierten im Staate lassen die Affäre zuerst erfahrungsgemäss schön ausreifen, damit die Entzündung abschwellen und sich der Eiter sammeln kann. Erst dann kommt das Bauernopfer unter das Skalpell – oder – wird mit goldenem Fallschirm in ein Sanatorium geflogen. Die politischen Interessen der Parteien sind noch lange nicht ausgehandelt und wollte eine Partei ungeduldig vorpreschen, so wäre es kontraproduktiv. Seit Schmid unter Druck steht, hat er sich clever verhalten und Couchepin sendet deutliche Signale für ein Moratorium bis zur nächsten Bundesratssitzung. Bis dahin darf weiterhin fleissig geblogt werden. Ich spekuliere, dass Schmid ebenso viel Sitzleder hat wie seinerzeit Bundeskanzler Kohl, denn der VBS-Chef hat überdurchschnittlich viele emotionale Energien und wäre ohne weiteres auch ein begnadeter Feldprediger geworden!

  6. Sorry, Lehrer geben auch Strafaufgaben: Hilflosigkeit, Hilflosigkeit, Hilflosigkeit, Legitimierten, Legitimierten, Legitimierten
    Vielen Dank und gute Nacht!

  7. ‘@kathrinb
    Elisabeth Kopp hätte nicht zurücktreten müssen! Weder eine Bundesrätin noch ein Bundesrat müssen in der Schweiz zurücktreten. Frau Kopp wurde sozusagen gegangen. Schmid sollte auf Druck bekannter Kreise ebenfalls gegangen werden. Aber ein Bundesrat bestimmt den Zeitpunkt seines Abganges selbst, selbstbestimmt und souverän während vier Jahren. Dann allerdings kann ihm die Stunde schlagen durch die Bundesversammlung.

  8. ‘@Vinzenz
    Klar hätte Kopp nicht zurücktreten müssen, rein juristisch.
    Ich wollte mit dieser Frage vor allem darauf hinweisen, dass es in dieser ganzen Affaire einen Aspekt gibt, der von den Medien völlig ausgeblendet wir, nämlich der unterschwellige Machismus! Häusliche Gewalt wird als Bagatelle, als Kavaliersdelikt hingestellt. Zudem die klassische Rollenverteilung Frau = Opfer, Mann = Täter.

    @Titus
    “Die auffälligste Parallele ist wohl, dass beide über ihren Partner resp. ihre Partner “gestolpert” sind. Bei E. Kopp war’s ihr Mann, bei R. Nef war’s seine Ex-Partnerin.” finde ich ein ziemlich krasse Aussage. Ist etwa Nefs Ex-Partnerin Schuld an seinen jetzigen Problemen? Was hat sie denn getan, ausser sich zu wehren?

  9. ‘@Vinzenz Bieri
    Das absurde ist ja, dass man damals ja nicht eigentlich Elisabeth Kopp los sein wollte sondern ihren Ehemann.

    Auch im Fall Schmid ist die Geschichte vertrackt. Wenn man ihm – und danach sieht’s aus – die Rücktrittsaufforderung durch die Sicherheitspolitische Kommission erspart, kann das ganz sicher nicht als Weisswaschen gedeutet werden. Es wäre höchstens ein Zeichen, dass die meisten Parteien die Unberechenbarkeit einer baldigen Bundesratswahl scheuen. Der “SP militar”-Block unter den Sozialdemokraten ist froh, dass Schmid ihre NATO-Annäherung mitträgt und die CVP traut sich nicht so recht, gerade jetzt den Anspruch auf einen zweiten Bundesratssitz zu erheben. Und der FDP ist klar, dass, sollte die CVP doch reüssieren, sie für Couchepin keinen eigenen Ersatz wird stellen können.

  10. ‘@Andreas Kyriacou
    Die Mehrheit in der SIK haben die Mitte-Linke Parteien. Diese werden am Freitag der Rücktrittsforderung von SVP-Grüne mit Sicherheit nicht zustimmen. Diese Sitzung wird ausgehen wie das Hornberger Schiessen, Logo, oder? Schmid hat sich freundlicherweise bereit erklärt teilzunehmen. Von ihm werden die Teilnehmer erfahren, was im Fall Nef noch alles ungeklärt und wie es dazu gekommen ist.
    Entscheiden wird sich die Affäre nach den Sommerferien an der ersten Bundesratssitzung. Der Bundesrat wird Schmid vermutlich einen Verweis erteilen, denn der VBS-Chef ist sonst im Kollegium gut gelitten, hat Sympathien bei Doris Leuthard und anerkennt den Gehorsam im Bundesrat. Couchepin wird wieder einmal den Tarif durchgeben, Merz wird wegen den Kosten jammern und am Ende wird eine einvernehmliche Lösung beschlossen: Andreas Kyriacou beschreibt zutreffend, wie im politischen Feilschen ein Kuhhandel ausgehen könnte!

  11. ‘@ kathrinb
    Gefragt wurde nach Parallelen. Natürlich könnten beide jeweiligen Partner etwas begangen haben, das Nef resp. Kopp die Karriere kostete/kosten könnte, sodass man diese “Tat” als eine Parallele betrachten könnte. Aber das war NICHT meine Aussage!

    Es ist eine Tatsache, dass beide wegen ihren jeweiligen (Ex-)Partnern in Probleme gerieten. Und in diesem Zusammenhang stellte ich die Frage, inwiefern auch das Umfeld der jeweiligen Kandidaten unter die Lupe genommen werden müsste.

  12. ‘@kathrinb
    “Häusliche Gewalt wird als Bagatelle, als Kavaliersdelikt hingestellt?”

    Blick aus dem Hause Ringier darf ein solcher Vorwurf nicht gemacht werden. Diese Zeitung hat sogar eine Anklage von Nef am Halse, weil sie sein Tun ohne Wenn und Aber veröffentlicht und für die gestalkte Frau Partei ergriffen hat!

  13. Ich sehe eine Parallele in der gewählten Kommunikation. In beiden Fällen empfand ich diese als defensiv und abwartend. Elisabeth Kopp hat den verhängnisvollen Telefonanruf lange Zeit abgestritten. Roland Nef erklärte das Strafverfahren als Gegenstand seiner Privatsphäre. Die Folge war, dass Journalisten aufgrund ihrer Recherchen immer mehr ans Tageslicht brachten und sowohl Elisabeth Kopp wie auch Roland Nef immer nur noch reagieren konnten und nicht agieren. Damit wurde die Chance verpasst, durch offenere Kommunikation vielleicht einiges abzuwenden.

  14. ‘@ J.C.
    Das hat was bezüglich Kommunikation.

    Hätte man schneller und offener kommuniziert, wären dann Teile der jeweiligen Sachen verborgen geblieben, weil niemand mehr danach suchte?

    Oder wäre früher oder später sowieso alles ans Tageslicht gekommen, nur einfach zu einem Zeitpunkt, wo die jeweilige Sache nicht mehr so hohe Wellen warf?

  15. Habe mir im Google Wikipedia die Videodokumente Elisabeth Kopp angeschaut. Ihre heutigen Ansichten erstaunen mich, denn sie hat früher auch Schwäche bewiesen und erkennt heute, dass sie nicht hätte zurücktreten müssen. Und in der Tat bin ich überzeugt, dass es in den nachfolgenden Jahren den Interessen des Landes und ihrer Partei besser ergangen wäre, wenn die erste Bundesrätin ihre erfolgreiche Arbeit im EJPD weitergeführt hätte. Ein Bundesrat ist jederzeit durch hinterhältige Intrigen und Ränkespiele gefährdet, mehr als wir uns auszudenken wagen! Darum wäre ich bei einem Bundesrat vorsichtig mit dem Wort Rücktritt, weil es mit einem Nachfolger nicht unbedingt besser wird. Erinnert sich Elisabeth Kopp nicht mehr der vielen Schmeichler, die nicht mehr zu sehen waren, als die Medien hysterisch wurden? Nur gut, hat der Mensch in einer solchen Zeit eine loyale und treue Familie!

  16. Als vor 20 Jahren die “Affäre Kopp” lief, welche dann 1989 zum Rücktritt unserer ersten Bundesrätin führte, habe ich eine ähnliche Analyse gemacht wie heute bei Schmid/Nef und folgenden Schluss gezogen: Menschlichkeit hat einen schweren Stand im politischen Alltagsgeschäft, weil sie immer und unmittelbar politisch verwundbar macht. Das Parteienumfeld, die Sensationslüsternheit unserer Gesellschaft und die Gier nach Macht finden das (menschliche) Haar in der Suppe immer. Einerseits mag das gut sein, weil Kontrolle besser ist als Vertrauen und Sachlichkeit besser als Emotionen, aber andererseits opfert unser Staat diesem Grundsatz, sofern er stur durchgezogen wird, wertvolle Persönlichkeiten! Frau Kopp war eine, Herr Schmid ist eine.
    Frau Kopp hat damals mit Sicherheit nichts anderes “gemacht” als hundert männliche Politakteure vorher, während und nachher (es ist jedem Politiker klar: das “vertrauliche Telefonat” ist dauernd viel heisser als der “Durchschnittsbünzli” meint…)
    Persönlich finde ich also: schade, dass unsere politische Kultur noch nicht weiter gekommen ist!
    Die “politischen Überlebenschancen” von “Sämi” Schmid hängen nun wohl wesentlich davon ab, ob unsere Gesellschaft, gerade da – und vielleicht auch dadurch – einen Schritt weiter kommt. Ich bin mir bewusst, Verlautbarungen, wie ich sie placiere, sind “naiv”. Trotzdem behaupte ich, dass unsere “Willensnation” nur weiterbestehen kann, wenn Pressemissbrauch und Parteiendiktat immer auch wieder in Frage gestellt werden. Eine “saubere Politik” ist keine Garantie für Ethik und Moral in der Staatsführung. Ohne Ethik und Moral gibt es aber keine liebens- und lebenswerte Schweiz.

  17. ‘@C.S.
    “Saubere Politik”? “Ethik und Moral”?
    Es geht hier nicht um Schmid, sondern um Nef, und was an seinem Handeln sauber sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.
    Die Medien, Parteien und Öffentlichkeit machen sicher oft Fehler, es gibt immer wieder Hexenjagden, da hast du sicher Recht. Aber hier haben die Medien einen schweren Fall von häuslicher Gewalt aufgedeckt, wenn sich die Vorwürfe bestätigen. Begangen von einem Mann, der sehr viel Verantwortung trägt und eine Vorbildfunktion haben sollte.
    Wenn man also dauerend von Medienhetze, Hexenjagd und Verfahrensfragen diskutiert, lenkt man damit nur vom echten Problem ab.

  18. ‘@katrhinb
    Aber hier haben die Medien einen schweren Fall von häuslicher Gewalt aufgedeckt, wenn sich die Vorwürfe bestätigen.

    Hast du dein Eindruck, die Medien würden sich dafür interessieren, ob sich “die Vorwürfe bestätigen”? Nef ist jetzt weg, somit ist das Ziel erreicht und der Fall abgeschlossen.

  19. ‘@Christian Scheidegger
    Danke für die “naiven” Zeilen, gut zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die die Dinge etwas nüchterner beurteilen.

  20. ‘@tinu
    hast du wirklich das gefühl, dass die vorwürfe frei erfunden sind?
    ich zitiere hier den sehr treffenden kommentar von canpesina: Wenn denn alles der Fantasie einiger ’sommerlochstopfenwollender’ Journalisten entsprungen: Weshalb haben dann die Herren Nef und Schmid das Kartenhaus der Lügen nicht längst einstürzen lassen?

  21. ‘@tinu
    Hast du dein Eindruck, die Medien würden sich dafür interessieren, ob sich “die Vorwürfe bestätigen”? Nef ist jetzt weg, somit ist das Ziel erreicht und der Fall abgeschlossen.

    Die SZ-Journalisten versuchten, von Nef und Schmid Stellungnahmen einzuholen, bevor sie ihre Unterlagen publik machten.

    Ich halte die Unterstellung, die Medien hätten sich nicht für den Vorwurf gegen Nef an sich sondern nur die Schlammschlacht interessiert, für absurd. Nef selbst hätte es heute in der Hand gehabt, zu klären, was wirklich vorgefallen war (und was nicht). Er bedauerte an der PK lediglich, dass “Wahrheiten und Unwahrheiten” über ihn an die Öffentlichkeit gelangt seien. Was in welche Kategorie gehört, liess er offen.

  22. ‘@Andreas
    Die SZ-Journalisten versuchten, von Nef und Schmid Stellungnahmen einzuholen, bevor sie ihre Unterlagen publik machten.

    Was soll die völlig überzogene Überheblichkeit der Medien eigentlich? Wenn sie Schmid und Nef ein Email schicken, man hätte da “was” – muss ein Politiker denn immer und sofort auf alles “reagieren” – wenn die Mails überhaupt bei denen angekommen sind und nicht irgendwo im “Vorzimmer” gelöscht wurden?

    Nein, die Medien haben sich zu einer Macht entwickelt, die so nicht gut ist. In unsrem demokratischen System ist jede Macht auch in Kontrollen eingebunden, sonst entwickelt sich das zu einer Diktatur dieser Macht – und was da in den letzten Wochen abging, hat Tendenzen in dieser Richtung: Vorverurteilung, Mutmassungen, Mobbing und letztlich auch Stalking – was man ja Nef vorwirft.

  23. ‘@tinu
    Was soll die völlig überzogene Überheblichkeit der Medien eigentlich?

    Was ist denn Deiner Ansicht nach die Rolle der Presse? Einfach brav offzielle Medienmitteilungen abzudrucken? Danke, aber mir als Leser genügt ein Amtsblättli nicht.

  24. Du meine Güte – kannst du nur digital denken, oder was? Natürlich haben die Medien auch den Auftrag, zu hinterfragen und nicht nur Oberflächlichkeiten von sich zu geben und Agenturmeldungen abzuschreiben. Aber wenn – wie bei dieser Geschichte, das Ganze so aus dem Ruder läuft und zu einer völlig überzogenen (Hetz-)Kampagne wird, dann mache ich Fragezeichen und zwar grosse. Warum ein abgeschlossenes Verfahren aus der Privatsphäre von Nef zu einer Staatskrise hochgepuscht wird, habe ich noch jetzt nicht verstanden – ich kann das weiterhin nur mit dem Sommerloch zusammenbringen. Sex and Crime verkauft sich halt auch in der Saure Gurken Zeit am besten.

  25. ‘@Kathrinb 25.07.
    Ich weise auf die Beispielhaftigkeit Ihrer Äusserungen bezüglich eines interessanten Phänomens hin: “Volksjustiz”.
    Das “Vergehen Nef” wurde nicht “von der Presse aufgedeckt”, es war längst in den Händen der Justiz. “Aufgedeckt” gilt nur für das “breite Volk”!
    Es ist interessant, dass unter gewissen Umständen (z.B. wenn Promis betroffen sind) “das Volk” so wenig Vertrauen in die Justiz bekundet. Es darf festgestellt werden, dass in solchen Fällen in gewissen Kreisen ein Bedürfnis nach “Volksjustiz” entsteht, was eigentlich – gerade in der Schweiz – längst überholt sein dürfte! Wenn sich Journalisten (bei denen man ja einige Allgemeinbildung voraussetzen dürfte) sich “brauchen lassen”, dann hat das defacto keine grosse Bedeutung aber eine oft schlimme Wirkung für die Betroffenen. Wir sollten uns also doch stets überlegen, was wir meinen, wenn wir von “Rechten” sprechen.

  26. ‘@Andreas Kyriacou 23. 7:”…schadet der Armee zu einem Zeitpunkt, wo sie es schwer hat, den Bürgern ihren Auftrag zu erklären.()Der Feind ist der Armee dummerweise abhanden gekommen.() Staatsschutz wieder fleissig Fichen anhäuft ()wenn sich die Armee von oben abschafft.”
    Das sind drei hypothetisch und mit traditionellen Denkmustern konstruierte Probleme. So erfragte Antworten bleiben letztendlich ohne sachliche Relevanz. Es gibt nur ein Problem: der traditionelle Begriff “Armee” in den Köpfen der vielen ewig Gestrigen. Daran müssten wir als kleiner Nationalstaat endlich zu arbeiten beginnen.

  27. Beim Nachdenken darüber, ob es tatsächlich keine Weihnachtsmänner mehr gibt 😉 und beim Stichwort “Volksjustiz” kamen mir folgende Gedanken:

    Zu glauben, dass Medien aus einer Motivation der Wahrheitsfindung oder der Staatskontrolle agieren würden, scheint mir naiv zu sein.

    Medien sind primär daran interessiert, Beifall vom Publikum, also dem Leser, Höhrer oder Zuschauer zu erhalten. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe, denn werden sie nicht mehr gelesen, gehört oder gesehen, dann können sie “den Laden dicht machen”.

    Wechseln wir einmal den Protagonisten Nef aus und stellen uns vor, dem TV-Liebling Roman Kilchsberger wären diese Vorwürfe gemacht worden. Dann sähe ich die folgende Schlagzeile:
    “Roman Kilchsberger: Wie ihn seine Freundin fertig machen wollte”.

    Die ganze Geschichte wäre eine Ein-Tages-Story geblieben, denn – sich gegen einen TV-Liebling zu stellen, bringt nicht viel Beifall – im Gegenteil.

    Dies wiederum bedeutet, dass die Beliebtheit, welche auch teilweise schon dadurch gegeben ist, was eine Person repräsentiert, ein wichtiger Faktor dafür ist, wie über jemanden berichtet wird.

    Kann ein Armee-Chef beliebt sein? Kann einer beliebt sein, der dafür steht, dass jährlich unzählige Millionen ausgegeben werden, obwohl man den Sinn der Sache nicht mehr sieht? Wohl kaum.

    Auch bei Kopp vermute ich ähnliches. Beliebte Bundesräte sind an sich eher selten. Kopps Beliebtheit beschränkte sich wohl vor allem auf Ihre Rolle als erste Frau im Bundesrat, was einigen “alten Denkern” (hintergründig) wohl nicht in den Kram passte.

    Folgedessen besteht für mich eine weiteren Parallele darin, was jemand repräsentiert und wie (kritisch) man zu jeder Sache steht, die da repräsentiert wird.

  28. ‘@Titus: am 25.07.kannst Du meine unverkrampfte Beziehung zu “Naivität” nachlesen. “In der Tendenz” gebe ich Dir recht. Das Rechtgeben ist allerdings wohl nicht im Sinn dieser Plattform. Tendenzen persönlich eingefärbt auszuleuchten und “Rollenspiele” zynisch zu analysieren auch nicht unbedingt. Es geht auch nicht um “Beliebtheit” (das ist Sache der Boulevard-Presse). Im Übrigen ist “die Presse” nicht so halt- und morallos, wie es oft gerne dargestellt wird. Es gibt eine grosse Zahl Journalisten, die den Spreu vom Weizen zu trennen vestehen. Auf diese sollten wir bauen, denn wenn “Pressefreiheit” ein hohes Gut ist, dann sollten wir Qualität aktiv anerkennen.

  29. ‘@Christian Scheidegger
    Ich habe keinen totalen Überblick über die Medien – aber was hier in der Geschichte Nef bei mir angekommen ist, habe ich sehr wenig Differenziertheit angetroffen. Und wenn dann sogar von “der Meinung der Schweizer Presse” geschrieben wird, dann bin ich mehr als beunruhigt. Kannst du mir evtl. Beispiele von Journalisten zeigen, die “den Spreu vom Weizen zu trennen verstehen”?

  30. ‘@tinu – smylchen…ich auch nicht, möchte daher – und aus noch anderen Gründen – keine Namen nennen, aber man findet sie z.b. und meiner Erfahrung nach sowohl bei bom, bz und nzz!
    Beobachte und urteile selbst!

  31. ‘@Christian Scheidegger
    Danke für den Tipp. Noch ein Detail: Eine der Tageszeitungen, die ich abonniert habe – der Tages-Anzeiger – enttäuscht mich in dieser Kampagne gewaltig…

  32. ‘@ Christian Scheidegger
    Meiner anfänglichen Pauschalisierung bewusst geworden habe ich in weiteren Kommentaren gezielt von “gewissen Medien” gesprochen.

    Was ich oben zu den Medien geschrieben haben, betrifft hingegen alle Medien – ausgenommen der SRG-Programme, welche nicht die gleiche wirtschaftliche Abhängigkeit vom Publikum und dessen Beifall aufweist.

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