Es geht auch ohne viel Geld
Publiziert am 21. Oktober 2007Wahltage in diesem Land haben etwas bizarres: Das Medienzentrum in Zürich mutierte zu einem Bienenhaus, die Mehrheit des Schweizer Volkes machte wohl einen entspannten Spaziergang durchs Herbstlaub. Eidgenössische Wahlen sind ebenso bizarr: Die Verschiebungen sind in aller Regel marginal, wenn eine Partei fünf oder sechs Sitze verliert bzw. gewinnt, gilt das als Erdrutsch.
Fazit nach sechs Stunden multimedialer Bestrahlung: hinten links flimmert SF, auf der Seite Radio DRS und diverse private Stationen, direkt vor den Augen zahllose Online-Portale – klick-klick-klick, und weiter, manchmal Serverprobleme. Die Leistungen der Medien ist gut, die allermeisten Fehler entschuldbar. Das Schweizer Fernsehen macht aus dem Wahltag eine gigantische “Kiste” – beeindruckend.
Unter den Instant-Kommentaren vernimmt man Kluges, Unreflektiertes, Selbstkritisches – und manchmal schlicht Dummes.
Eine Aussage, die, wie schon in den letzten Tagen, oft gefallen ist: Die SVP habe 15 oder sogar 20 Millionen Franken in ihren nationalen Wahlkampf gepumpt. Keine Frage, die Volkspartei hatte so viel Geld zur Verfügung wie nie zuvor, Transparenz wäre indessen wünschbar. Aber die Grünen machten vor, wie man faktisch ohne Budget stark zulegen kann. Ein klares Profil macht den Unterschied und wirkt, wenn wenigen Themen auf Jahre hinaus konsequent bewirtschaftet werden. Der allererste Blogeintrag hier, datiert vom 22. Januar 2007, thematisiert, weshalb Grüne und SVP die Nase vorne haben werden.
Mark Balsiger, 18.40 Uhr
… und inzwischen steht ja auch fest, dass bei den Berner Grünen Alec von Graffenried gewählt wurde, der diesmal fast null Wahlkampf machte – und Kathy Hänni mit ihrer aufwändigen Website auf den ersten Nachrückplatz verdrängt hat. Ich mags Alec von Herzen gönnen, aber für mich als Webpublisher zweier grüner Politikerinnen ist das schon auch etwas frustrierend…