Eveline Widmer-Schlumpf: Unterstützung kommt aus der falschen Ecke

Publiziert am 06. April 2008

Hasstiraden prägen die Debatte um Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Es ist bemühend, wieviel Unwahrheiten und Bockmist zu dieser Sache abgesondert werden. Diese Causa zeigt exemplarisch: Je lauter, länger und penetranter Unwahrheiten und Bockmist abgesondert werden, desto grösser sind die Chancen, dass sie im breiten Publikum als Wahrheiten verstanden werden.

Ein Beispiel: Allen Ernstes wird behauptet, die Abwahl von Christoph Blocher sei undemokratisch gewesen. Hat im Dezember 2003 jemand dasselbe behauptet, als Bundesrätin Ruth Metzler abgewählt wurde? Als 1983 Otto Stich statt Lilian Uchtenhagen Bundesrat wurde – und vor ihm eine ganze Reihe andere inoffiziellen SP- und FDP-Kandidaten? Auf Kantons- und Gemeindeebene gibt es weitere Beispiele. Abwahlen sind legitim, genauso wie die Bevorzugung von inoffiziellen Kandidierenden.

Die bange Frage ist: Haben ein paar Exponenten nicht einmal das Sekundarschul-ABC der Demokratie begriffen – oder geht es ihnen bloss um simple Stimmungsmache?

Eines steht bislang fest: Die Faktenlage ist äusserst dünn. Auf der Basis eines Dok-Films und Medienberichten werden Verurteilungen vorgenommen,  ja es ist eine richtiggehende Lynchjustiz im Gang. Es fehlt nur noch der Scheiterhaufen.

Die SVP-Frauen fordern Widmer-Schlumpf heute via Communiqué auf, aus der Partei auszutreten. Der Titel dieser Verlautbarung:

“SVP Frauen wollen keine emotionale Vernebelung von Tatsachen”

Eveline Widmer-Schlumpf erhält aber auch viel Unterstützung von Frauen – vor und hinter den Kulissen. Allerdings kommt dieser Support aus der falschen Ecke. Alliance F, der Dachverband von fast 90 Frauenorganisationen, tendenziell mit einem leichten bürgerlichen Touch, plant eine Demonstration zugunsten der Bündner Bundesrätin. Das ist nicht ohne Risiko. Wird sie nicht zu einer kraftvollen Manifestation von Tausenden von Frauen und Männern, schwächt das die Position von Widmer-Schlumpf weiter. Zudem wird der SVP-Spitze Munition geliefert. An der Demonstration werden vor allem Mitglieder und Sympathisanten von CVP, SP und Grünen teilnehmen. Ich höre den Kommentar von Toni Brunner schon: “Seht, seht, es sind die Kollaborateure von Frau Widmer-Schlumpf, die auf die Strasse gehen.”

Wichtiger für Widmer-Schlumpf wäre die Unterstützung aus den eigenen Reihen, allen voran aus dem Kanton Bern. Keine Sektion ist so mitgliederstark und machtbewusst wie sie. Doch wer heute in der “NZZ am Sonntag” das Interview mit Kantonalpräsident Rudolf Joder liest, stellt fest: Jeder Satz ist in drei Schichten Watte gepackt, Joder hält sich alle Optionen offen, bezieht keine Stellung, ist nett frisiert und lächelt immer freundlich. Bürokollege Suppino giftelt: “Der weiss vermutlich nicht, wie man das Wort Rückgrat buchstabiert.” Irgendeinmal geht ein solches Verhalten ins Auge.

11 Replies to “Eveline Widmer-Schlumpf: Unterstützung kommt aus der falschen Ecke”

  1. Am 12.12.2007 hat die vereinigte Bundesversammlung der Schweiz den amtierenden SVP-Bundesrat Blocher abgewählt und die relativ unbekannte SVP-Regierungsrätin Widmer-Schlumpf gewählt. Die SVP-Gegner haben das SVP-Zugpferd Blocher mit einer relativ unbekannten SVP-Aussenseiterin ersetzt. Das war ein heftiger Schlag ins Gesicht aller SVP-Anhänger. Schlumpf hat am 13.12.2007 die Wahl gegen den Willen ihrer Partei auf Kosten ihres Parteikollegen angenommen. Man weiss inzwischen, dass ihre Wahl von Linken von langer Hand vorbereitet wurde und sie im Vorfeld ihrer Wahl mit diesen intensive Gespräche geführt hat bzw. sich von den Sozialdemokraten (dem politischen Gegenspieler der SVP) über die Ereignisse in Bern hat orientieren lassen. So sass sie bereits vor ihrer Wahl im Zug nach Bern!!! Das sieht so aus als ob sie schon mit ihrer Wahl gerechnet hatte.

    Die SVP kann nicht von 2 Bundesräten vertreten werden, welche nicht die Mehrheitsmeinung innerhalb der Partei wiederspiegeln.

  2. Ja, Joder und die SVP Kanton Bern sind Opportunisten, die glauben, mit Schweigen das Wohlwollen der Parteielite zu erkaufen. Welch ein Trugschluss!

    Zum Kommentar von Hr. A. Müller. Es ist schon erstaulich, welche Ignoranz hier zum Tragen kommt. Frau Widmer-Schlumpf als “relativ unbekannte SVP-Ausseinseiterin” zu bezeichnen, zeugt von Arroganz und akutem Realitätsverlust.

  3. Die Berner SVP unter der mutlosen Leitung von Joder wird eines Tages erkennen dass das Sprichwort “Wehret den Anfängen” durchaus seine Berechtigung hat. Bundesrätin Widmer-Schlumpf wird nicht das letzte Opfer einer SVP-Politik sein, welche totalitär und rücksichtslos nur noch eine Meinung akzeptiert. Eine demokratische Wahl durch die vereinigte Bundesversammlung so zu diskreditieren ist unter aller Würde und wird langfristig die Politik-Verdrossenheit der Gesellschaft fördern. Im übrigen, jene “Sachverständigen” welche Frau Widmer-Schlumpf als bis zum 12.12. absolut unbekannnte Aussenseiterin der Politik bezeichnen, beweisen damit in erster Linie ihre eigene erschreckende Unkenntnis der Politlandschaft. Es gibt und gab schon immer auch ausserhalb des Bundeshauses verdiente und profilierte Politiker, und dazu gehört sie zweifellos seit langem.
    Diejenigen Schweizer welche auf die von der SVP stets betonten schweizerischen Grundwerte stolz sind sollten sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob nicht eben diese Werte, welche die SVP zu bewahren vorgibt, gerade von der SVP Schweiz der eigenen Macht zuliebe zunehmend zunichte gemacht werden. Es geht dabei zum Beispiel um demokratische Rechte wie das Recht zu wählen, freie Meinungsäusserung usw.

  4. Was mit diesem Kesseltreiben gegen E. Widmer-Schlumpf geht, ist in höchstem Masse undemokratisch, der Schweiz nicht würdig und extrem Image schädigend. Dabei stellt sich die SVP als patriotisch dar. Welch ein Hohn!
    Gehen wir, die wir sachlich denken, am kommenden Samstag für die demokratischen Grundwerte auf die Strasse oder mindestens bei den nächsten Wahlen an die Urne!

  5. Die SVP verplempert ihren Generationenwechsel mit viel Lärm! Statt neue Führer aufzubauen heben sie einen jungen Gläubigen auf den Sessel…
    Die SVP tut blöder und kindischer als die SP je getan hat. Aber auch die hat Führungsschwäche.
    Die sollen mal das V im Namen streichen und es durch I = Ideologie ersetzen.

  6. Ja, eigentlich kommt die Unterstützung aus der falschen Ecke, was letztlich der Sache nicht unbedingt förderlich sein könnte. Aber “alle Ecken” habe nun lange genug gewartet und letzten Endes ist meines Erachtens eine Unterstützung aus der falschen Ecke besser als keine Unterstützung! Immerhin sind die Initianten und Hauptträger, Alliance F, mehr oder weniger neutral.
    Ich habe die NZZamSonntag leider erst heute gelesen. Bemerkenwert darin finde ich vorallem auch, dass der Berner SVP eine grössere Bedeutung zugemessen wird, als sie es wohl selber einschätzt. Immerhin sind Die Berner BGB und die Bündner Demokraten die Hauptgründer der SVP. Und die beiden Flächenmässig grössten Kantone. Und die beiden SVP-Bundesrats-Heimkantone. Gäbe es in Bern ein paar mehr mutige “Heinz-Siegenthalers”, so hätte die Berner/Bünder-Qualition allenfalls tatsächlich eine Chance gegen den Zürcher Flügel. warum wohl wehren sich die liberalen Kräfte nicht?
    So tragisch gewisse Dinge in der ganzen Geschichte sind (Unwahrheiten, Verwirrungen, verschärfung des polit. Klimas, Morddrohungen,…), so interessant sind die momentan noch ungewissen Entwicklungen der SVP für uns BeobachterInnen der Polit-Szene.

  7. Wehret den Anfängen!

    Blocher; Mörgeli und Co sind die sicht- und erlebaren Auswüchse einer Entwicklung, welche Vielen, in Ihrer Ganzheit nicht bewusst und in ihren zukünftigen Entwicklung sichtbar ist.

    So zeigt die Geschichte, das seit frühester Zeit in einem Staat, in welchem die Bürger in der Wahrnehmung der politischen Verantwortung eine Trägheit entwickelten und durch diesen ” Laissez faire” oder durch die Einstellung
    “die da oben tun ja eh was sie wollen” den Boden für dunkle Mächte und bereiteten.

    Die dunklen Mächte – im Klartext:

    Cristoph Blocher welcher eine innerliche Gesinnung durch gekonnte und geschickte Verschleierung seines wirklichen Menschenbildes, durch Einflüstern und versteckte implizierte Botschaften in seinen Reden, die dunkelsten, übelsten Gesinnungen bei jenen weckt und uns allen weckt, und wir wiederrum für uns die Legitimation erhalten, Fremdenfeindlichkeit und eine Armutsmentalität zu kultivieren, früher undenkbares wieder denkbar wird, der Mensch als zu vernichtendes Objekt zu kennzeichnen, Feindbilder zu skizzieren und jetzt noch, jetzt noch in einem jeder seiner Fantasie diese Abgründe auszuleben.

    Es gibt ein Gesetz, welches besagt:
    Die Energie folgt dem Gedanken; der Gedanke ist der Vater oder die Mutter der Handlung.

    Schaut und hört hin! Vergleicht die Reden und die Inhalte von Mörgeli. Lasst Euch nicht täuschen von dem freundlichen lächeln. Es ist ein eiskaltes lächeln, ein menschenverachtendes lächeln!

    Es gab in Deutschland eine Zeit, wo ein selbsternannter Führer des Volkes, die gleichen Methoden anwandte und letztlich ein ganzes Volk und Land in den Abgrund steuerte.

    Wehret den Anfängen!

    Blocher und Mörgeli sind nicht diejenigen die sie vorgeben zu sein. Was Mörgeli und Blocher in Wirklichkeit vorhaben ist:

    Die Vielfalt und die Einzigartigkeit unseres schönen Landes zu vernichten.

    Blocher und Mörgeli haben eine Vision und Mission – sie retten eine Schweiz, welches es noch nie gab. Sie zeichnen ein Bild – wie von Ankers Hand.
    Gaukeln uns vor, an Selbstbestimmung und Freiheit zu gewinnen, wenn wir sie nur wählen!
    Gaukeln uns vor, Lichtgestalten zu sein.

    Wehret den Anfängen!

    An die Adresse von Mörgeli und Blocher, Brunner und alle jenige, welche sich nun als stramme Parteisoldaten zeigen und sich jetzt noch in der sonnigen Aufmerksamkeit der Medien befinden. Die Geschichte zeigt uns – Hochmut kommt vor dem Fall.

    An die Medien: Wacht auf und übernehmt endlich Eure verdammte Pflicht und Schuldigkeit, übernehmt Verantwortung für Eure Aufgabe!
    Journalismus und nicht bezahlter Populismus!

    An die Jugend: Wehret den Anfägen!
    Toleranz, Respekt, Liebe und Mitgefühl sind die Waffen!

    An die Bauern! Wehret den Anfängen!
    Horcht in Euch hinein – denkt ihr wirklich, ihr werdet von Toni Brunner in Bern unterstützt?

    Wehret den Anfängen – in Liebe, Respekt, Mitgefühl und mit Gewaltlosigkeit!

    Patrick Boehler
    Zürich

  8. Bei den Nationalratswahlen wurden den Stimmbürgen suggeriert indem man SVP wähle sei Bundesrat Blocher bereits wieder gewählt. Bundesräte werden aber nach wie vor vom Parlament gewählt und dort hat die SVP mit ihrem Bundesrat keine Mehrheit gefunden.

    Das Verhalten und Benehmen gewisser SVP Exponenten erinnert mich stark an die Trotz- und Pubertätsphase von Kindern. Wenn sie dann irgendwann sich wie Erwachsene Menschen benehmen können, wird man ihre personellen Vorschläge für den Bundesrat wie in Betracht ziehen können.

  9. über 50 jahre brauchten die menschen in europa, um sich von diktaturen und diktatoren innerlich und äusserlich zu befreien. es kann doch nicht sein, dass das vergessen ging und wieder ein “Führer” gesucht wird, um orientierung zu erhalten. eine beängstigende entwicklung!

  10. Dem Präsidenten der SVP Toni Brunner ins Stammbuch/”Vergissmeinnicht”:

    Der Krug geht zum Brunner bis er bricht

  11. Frau Widmer-Schlumpf ist gewählt worden, das ist klar, aber Sie hat sich ganz klar nicht richtig verhalten. Ihr war von Anfang klar in den Bundesrat zu kommen. Sie dachte da Sie eine Frau istd und die Frauen dann einfach für eine Frau Sympathien zeigen, Sie hofft so duch zu kommen. Wie können wir einen Landesvertreter haben, der sich hinein “mogelt” über die Partei hinweg, dann muss Sie auch nicht zur SVP gehören. Schlechtes Image für die Schweiz. Der Bundesrat steht auch nur hinter Ihr, weil so die Unfähigkeit der anderen nicht mehr ans Tageslicht kommt, wie zu Blochers Zeiten.
    Wir haben gehofft nun gehts es in der Politik weiter mit Blocher, aber die Sozis Bremse hat gewirckt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert