Gemeindepräsidentin Magdalena Meyer-Wiesmann geht – und schweigt
Publiziert am 22. Mai 2009Vor fünf Jahren begegnete mir Magdalena Meyer-Wiesmann das erste Mal. Sie besuchte zusammen mit anderen Leuten einen Kurs bei mir. Die persönliche Auftrittskompetenz stand im Zentrum. Und: nicht nur reden, sondern auch etwas sagen. Gerade Politiker können Ersteres gut, bei Zweiterem übermannen mich regelmässig Zweifel.
Heute morgen begegnete mir Magdalena Meyer-Wiesmann das zweite Mal. Am frühen Morgen beim Zmorge. Sie lächelte mich an. Aus “Berner Zeitung” und “Bund”. Sie geht nach Rom. Nicht mit Swiss, nicht mit dem direkten Nachtzug, den es seit Jahrzehnten gibt. Nein, sie geht. Zu Fuss.
Vor der Gemeindepräsidentin von Kirchlindach liegen rund 1100 Kilometer. Sie geht, um in sich hineinzuhorchen. Sie will schweigen. Sie möchte herausfinden, ob sie es so lange aushält, zumeist mit sich alleine zu sein. Zudem will sie während dieser etwa 60 Tage dauernden Wanderung Sponsorengelder generieren. Für die Aids-Opfer in Afrika.
Auf “zufussnachrom” führt sie Tagebuch. Mit SMS-Nachrichten, die auf der Website hochgeladen werden. Einen Laptop möchte sie nicht mitnehmen. Verständlich. Twitter wäre eine elegante Option gewesen. Schneller, effizienter.
Zu Fuss unterwegs sein kann läutern, die Gedanken schärfen, innere Ruhe vermitteln, für Klarheit sorgen. All diese Qualitäten hülfen im Alltag der Politik. Deswegen bin ich schon jetzt versucht zu empfehlen: Gehen Sie auch, liebe Politikerinnen und Politiker.
Nach dem überzeugten Auswanderer (zuerst svp, dann grüne) und dem passionierten Stadtwanderer (sp) hat die Region Bern also mit Magdalena Meyer-Wiesmann auch eine ambitionierte Romwandererin (fdp). Die drei sollten sich irgendeinmal einmal treffen – wandernd. Da kämen womöglich parteiübergreifend gute Lösungsansätze zustande.
Foto Magdalena Meyer-Wiesmann: “Bund”/Nadja Frey
Ende Juni erschient im “Bund” ein Zwischenbericht über Magdalena Meyer-Wiesmanns Wanderung nach Rom:
http://www.derbund.ch/zeitungen/stadt_region_bern/Ich-denke–ich-schaffe-es/story/27289869
Damals tönte sie zuversichtlich. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat sie nun aber ihr Abenteuer abgebrochen. Grund: der Gesundheitszustand ihres Vaters. Doch lesen Sie selbst:
© Der Bund; 11.07.2009
Wanderung abgebrochen
«Ich habe mit mir gerungen», sagt Magdalena Meyer-Wiesmann dem «Bund». «Aber letztlich gibt es Wichtigeres im Leben, als in Rom anzukommen.» Die Kirchlindacher Gemeindepräsidentin hat ihre Wanderung nach Rom abgebrochen. Der Grund: Ihr Vater liegt in kritischem Zustand im Spital. Am 27. Mai war Meyer – Wiesmann mit 12 Kilogramm Gepäck am Rücken von zu Hause losgewandert, Ziel war das 1100 Kilometer entfernte Rom. Die Expedition unternahm sie einerseits für sich selbst, anderseits für einen guten Zweck – sie sammelte Geld für das Projekt «Kwa Wazee» zugunsten von Grossmüttern in Tansania.
11 Tage fehlten bis Rom
913,6 Kilometer weit ist Meyer-Wiesmann gekommen. Zurückgelegt hat sie diese Distanz an 41 Tagen, dazwischen legte sie drei Ruhetage ein. 11 Tage fehlten bis Rom. Im toskanischen Siena fasste sie am späten Donnerstagabend aber den Entschluss, nach Hause zurückzukehren. Dies teilte sie dem «Bund» gestern Morgen per SMS mit. Gestern Nachmittag traf sie in Bern ein. «Es ist ziemlich komisch, wieder in Bern zu sein – vor allem, weil alles so schnell ging und ich nicht auf die Rückkehr vorbereitet war», sagt Meyer-Wiesmann . Nun will sie sich vor allem um ihren Vater und ihre Mutter kümmern und auch sonst «langsam wieder dry cho». (cbn)
http://www.zufussnachrom.ch
Dieser Tage hat Magdalena Meyer-Wiesmann ihre Wanderung nach Rom beendet – nach einem Unterbruch (siehe oben).
Aus dem “Bund” vom 3. Oktober:
Gemeindepräsidentin Magdalena Meyer-Wiesmann hat ihre Wanderung nach Rom zu Ende gebracht. Das letzte, 250 Kilometer lange Teilstück von Siena in die italienische Hauptstadt endete vergangene Woche mit der Ankunft auf dem Petersplatz. Meyer-Wiesmann musste ihre Wanderung von Kirchlindach nach Rom am 10. Juli in Siena unterbrechen, weil ihr Vater schwer erkrankt war. (srg)
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