Hinter den Kulissen der Hüttenbauer
Publiziert am 15. Juli 2011Niederhelfenschwil – vor dem 4. Juli hätte ich keine Ahnung gehabt, wo diese Gemeinde liegt. Dem neuen Sommer-Schwerpunkt “Die Hüttenbauer” von SRF sei Dank, kann ich sie nun geografisch zuordnen. Fünf Teilnehmende, drei Wochen, eine Hütte – so lässt sich das Konzept der diesjährigen Sommerserie von “Schweiz Aktuell” auf den Punkt bringen.
Knapp zwei Wochen sind seit dem Start verflossen. Ich hatte dieser Tage die Gelegenheit, bei den Hüttenbauern hinter die Kulissen zu schauen. Ein paar Momentaufnahmen:
Die Hüttenbauer werden nur selten von “fremden Faktoren” gestört: So dürfen Medienschaffende einmal pro Woche vorbeischauen, fotografieren und Fragen stellen. Schaulustige kommen nicht auf ihre Rechnung; sie dürfen gar nicht in die Nähe des Drehortes. Laut Daniel Pünter (ganz rechts), Redaktionsleiter von “Schweiz aktuell”, ist dieser Schwerpunkt ein Kick für sein Team. “Alle meine Kolleginnen und Kollegen wollten mitmachen. Ich konnte nicht alle berücksichtigen.”
Heute sind auch Vertreter des Kantons St. Gallen und Gemeindepolitiker mit dabei. Wie ich durch den Wald stolperte, komme ich mit einem von ihnen ins Gespräch. Er stellt sich als Lucas Keel (ganz rechts) vor. Noch ist er Gemeindepräsident von Niederhelfenschwil, bald schon in Uzwil (Im Kanton St. Gallen werden die Stellen des Gemeindepräsidenten ausgeschrieben. In kleineren Gemeinden sind sie nicht nur für die Strategie bzw. das Politische zuständig, sondern auch für das Operative der Verwaltung – ein Unikum.)
Keel ist nicht nur mediengewandt und volksnah, er hat auch das Flair zum Schreiben. Regelmässig verfasst er im Gmeindsblättli Kolumnen (sie werden auf der Website der Gemeinde rechts in der blau eingefärbten Sidebar als PDF-Dokumente aufgeführt).
Liza Andrea Kuster (unten), die beim Quintett als “Abenteurerin” aufgeführt wird, ist für die Mahlzeiten und den Schlafplatz verantwortlich, “quasi der Fourier”, wie einer der Gäste witzelt. Im Dorf macht sie mit Fahrrad und Anhänger die Einkäufe. Das Wasserholen sei besonders streng, erzählt sie mir, bis zu 70 Kilogramm schleppe sie in den Wald.
Kuster hat zweifellos am meisten Routine im Umgang mit Medien und Kameras – als Miss Earth Switzerland 2010 erstaunt das nicht. Der “Blick” feiert sie bereits als Entdeckung des TV-Sommers: “Noch nie liess jemand vor laufender Kamera charmanter Fotzelschnitten anbrennen als die Bernerin mit philippinischen Wurzeln.” Auffallend: Auch ihre Kolleginnen und Kollegen sind allesamt authentisch.
Inzwischen ist es kurz vor 19 Uhr. Michael Weinmann lässt sich von der 20-köpfigen Gästeschar, die sich nur ein paar Schritte von ihm entfernt postiert hat, nicht ablenken. Konzentriert geht er seine Moderationen nochmals durch. Erst unmittelbar vor dem Sendestart spürt man ihm die Nervosität an, es sind die Hände, die es verraten. Sobald es ernst gilt, merkt man davon nichts mehr. Mit Präsenz, Schalk und einem echten Interesse an seinen Interview-Gästen führt er durch die Sendung.
Der Jüngste auf dem Set ist Christian Jung (Mitte). Der 13-Jährige aus dem nahen Dorf ist drei Wochen lang Kabelträger, eine Aufgabe, die er pflichtbewusst und mit ein wenig Stolz ausführt.
Das Fazit meiner Stippvisite: Ich bin überrascht, wie bescheiden SF seine Schauplätze ausgestattet hat. Unaufmerksame Spaziergänger oder Joggerinnen könnten sie sogar übersehen. Gut so.
Fotos: Mark Balsiger
P.S. Auch im Netz tut SRF viel für die Hüttenbauer: Ein Blog fehlt ebenso wenig wie ein Online-Game und eine Facebook-Seite. Vermutlich ist das die erste grössere Crossmedia-Geschichte überhaupt. Die kritische Würdigung darüber erfolgt anderswo.
ich hab in den letzten tagen ein paar mal reingezappt und wähnte mich in einer staubtrockenen suva sendung, der die dramaturgie schon nach der ersten folge total aus dem ruder läuft. aber wie du sagst, möge die kritische würdigung anderswo vonstatten gehen (wo?)
zum thema crossmedial fällt mir aber auf: wenige freunde auf facebook (457), praktische keine kommentare, nur vereinzelte “gefällt mir”. für eine flaggschiffproduktion von sf doch etwas wenig, allerdings auch wenig erstaunlich, der account wird quasi nicht gepflegt.
das blog scheint mir eine eher persönliche sache der frau kuster zu sein, die der sendung als miss earth einen hauch von heidi klumm zickigkeit geben soll, aber von wald keine ahnung hat. journalistischer mehrwert in sachen wald (den man hier erwarten dürfte) ist gleich null.
frau dahinden (moderatorin und eigentliche namensgeberin der sendung) hat am anfang der staffel mit twittern begonnen, es aber vor neun tagen und nach 27 tweets wieder gelassen.
das spiel hab ich jetzt nicht auch noch ausprobiert, es scheint auf den ersten blick v.a. um die protagnonisten zu gehen und nicht um den wald. aber henusode, auch sf muss das mit der gamification ja irgendwo ausprobieren.
generell finde ich in diesem fall den crossmedialen umgang mit den kanälen im netzt noch dürftiger als die sendung selbst.