“Ich bin doch nicht blöd” – die Nein- Kampagne unter der Lupe

Publiziert am 24. Januar 2008

SP-Plakat nichtbloedVor einigen Jahren hat der Media Markt mit dem Spruch “Ich bin doch nicht blöd!” seinen Siegeszug durch die Schweiz angetreten. Er wurde auf Anhieb zum Gassenhauer, dümmlich, aber eingängig. Nur noch die Sprüche “Söll emal choo!” (Trio Eugster 1978, “Teleboy”-Sketch) und “Freude herrscht!” (Adolf Ogi) sind ähnlich populär. Noch heute ist “Ich bin doch nicht blöd” in fast aller Munde. Die SP Schweiz macht sich das zunutze und verwendet ihn als Slogan gegen die Unternehmenssteuerreform II, die am 24. Februar zur Abstimmung kommt.

Die “Basler Zeitung” befragte mich gestern zu dieser Kampagne, was sich in einem Artikel mit dem Titel “Wie David gegen Goliath punkten kann” niederschlägt.

BaZ-Artikel vom 24.1.2008 als PDF

Betrachten wir das Hauptsujet, das ab Anfang Februar auch auf Plakaten zu sehen sein wird. Ich erachte es grundsätzlich als geschickt, einen bekannten und eingängigen Slogan aufzuwärmen. So können viele Betrachterinnen und Betrachter abgeholt und zur Kernaussage geleitet werden. Die rhetorische Frage “Die AHV schädigen?” in Verbindung zu “Steuergeschenke für Grossaktionäre” ist zentral und gut gewählt. Wieso?

– die AHV ist vielen Menschen in unserem Land heilig
– die älteren Generationen sind wichtige Zielgruppen. Sie beteiligen sich stärker an Wahlen und Abstimmungen als andere
– die AHV ist eine Errungenschaft, für die die SP jahrzehntelang kämpfte
– das Sujet macht augenblicklich klar, wer verliert

Folgerichtig haben die Werber eine sympathische Pensionärin abgelichtet. Es ist allerdings ein Denkfehler, dass diese ein viel zu grosses und neues Portemonnaie in den Händen hält. Diese Botschaft ist nicht kohärent. Auf dem Plakat fehlt zudem die URL – noch ein Denkfehler. Sie lautet schlicht und knapp nicht-bloed.ch

Weniger gelungen bis teilweise peinlich sind auf dieser Website die 15 weiteren Sujets, die als “nicht-blöd-e-paper” aufgeführt werden. So abgedroschen dieser Satz auch ist, er trifft zu: Weniger wäre mehr gewesen. Ein Beispiel aus der Serie:

SP-Plakat nichtbloed

Eine Einschätzung der Ja-Kampagne folgt, wenn die Zeit dafür reicht.

Quellen: www.sp-ps.ch / www.nicht-bloed.ch

3 Replies to ““Ich bin doch nicht blöd” – die Nein- Kampagne unter der Lupe”

  1. Hätte mich die SP um Rat gefragt, hätte ich mit einigen Plakaten auch direkt die Kleinaktionäre angesprochen, denn diese sind es, die meiner Einschätzung nach den Unterschied ausmachen könnten. Vor allem weil es gerade unter den bürgerlichen Wählern viele Kleinaktionäre gibt. Es ist mir unerklärlich, wie man als Kleinaktionär diese Steuerprivilegien gutheissen kann.

  2. bin am wochenende darauf aufmerksam gemacht worden, dass auf dem plakat nirgends steht, um welche vorlage es sich handelt! es steht nirgends “nein zur Unternehmenssteuerreform II”.
    als politisch interessierter mensch ist mir das nicht aufgefallen, aber weniger interssierte zeitgenossen werden nicht wissen, worum es geht. gerade im kt. bern kann der eindruck entstehen, es gehe um eine kantonale vorlage.
    das ist meiner meinung nach ein enormer schwachpunkt, auch wenn der spruch “ich bin doch nicht blöd” und das bild mit der oma wirklich gelungen sind.

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