John McCain bekommt zu spüren, worauf es ankommt: “It’s the economy, stupid.”

Publiziert am 16. Oktober 2008

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Auch bei der dritten und letzten TV-Debatte versuchte sich John McCain als Terrier. Er schnappte nach Barack Obama. Allerdings schaffte es der Republikaner nicht zuzubeissen. Dafür gab ihm der demokratische Präsidentschaftskandidat kaum Gelegenheit.

Obama hat weiterhin in allen Umfragen klar die Nase vorn. Das liegt auch an der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Wochen und Monaten. Im US-Wahlkampf hat die Wirtschaftspolitik stets eine übergeordnete Stellung. Für die amerikanischen Wähler ist ihre persönliche Situation entscheidend.

Die Rezession, die damit steigende Arbeitslosigkeit und Vorschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft sind die wichtigsten Themen. Im Jahre 1992 schafften es die Werber der ersten Clinton-Kampagne, das auf einen griffigen Slogan einzudampfen:

“It’s the economy, stupid.”

Zu Deutsch: Auf die Wirtschaft kommt es an, Dummkopf. Auch damals waren die USA in einer rezessiven Phase. Der amtierende Präsident George Bush ritt nach dem Ende des Kalten Krieges und der ersten Invation in Irak auf einer Erfolgswelle, die ihn lange Zeit als unschlagbar erscheinen liess.

Allerdings hatte es Bush senior nicht fertiggebracht, während seiner Präsidentschaft neue Jobs zu schaffen – eines seiner Versprechen im Wahlkampf 1988. Das war mit ein Grund, weshalb er die Wiederwahl verpasste.

Die chronische Erfolglosigkeit, ja die desaströse Politik der letzten siebeneinhalb Jahre spielt Obama in die Hände. Ebenso die Finanzkrise, weil: die Wall Street wird vorab mit den Republikanern in Verbindung gebracht. Obama schafft es zudem geschickt, die Nähe McCains zu George W. Bush immer und immer wieder zu erwähnen.

Foto Barack Obama und John McCain: keystone

3 Replies to “John McCain bekommt zu spüren, worauf es ankommt: “It’s the economy, stupid.””

  1. McCain wirkte auch sehr angespannt. Dass ist auch verständlich, denn bei seinen Aussagen war einfach nicht viel Fleisch am Knochen.

    Spannend dürften nun noch die verbleibenden drei Wochen werden. Sachlich kann McCain Obama nichts entgegenhalten. So wird er noch weiter versuchen, Obama zu verunglimpfen. Ist hierzu nicht noch das Kapitel “Sex-Skandal” offen? Wir werden es sehen.

    Im Gegenzug hat aber auch Obama noch nicht alles Pulver verschossen: Er hielt sich bezüglich Sarah Palin ziemlich zurück, obwohl er gewiss sehr viel gegen sie hätte vortragen können. Er wird wohl diesen “Joker” noch im Ärmel behalten – für den Fall, dass die Stimmung sich wendet.

  2. “It’s the economy; stupid!” So trivial das klingt, so wahr ist es – und so sehr spürt es jeder von uns am eigenen Leibe. Nicht nur in den USA. Die gegwärtige Krise der Finanzmärkte wird auf die Politik ähnlich grossen und langfristigen Einfluss haben, wie weiland kommunistische Theorien oder in jungster Zeit der neu entdeckte, aber schon immer dagewesene Klimawandel.

    Der Mythos Wall Street ist gestürzt. Und mit ihm eine ganze Generation von Investmentbankern, Shareholder-Value-Apologeten und Hedge-Fund-Jüngern, welche geglaubt haben, dass das, was sie tun, etwas mit wirtschaften zu tun habe. Ähnlich dem Reisenden in der Wüste sind sie einer Fata Morgana aufgesessen.

    Anfänglich konzipiert als Instrumente, um bei steigenden Aktien im Markt X die möglicherweise auftretenden Währungsverluste im Markt Y zu decken, haben sich diese, erst „Instrumente“ dann „Produkte“ gennanten Papiere immer mehr von der eigentlichen Substanz, nämlich dem Wert eines Unternehmens entfernt. Bis aus ihnen schliesslich reine Wetten auf sinkende oder fallende Kurse wurden, bezahlt von jenen, welche auf das Gegenteil wetteten.

    Warum dies alles unter das Banken- und nicht unter das Lotteriegesetz fällt, warum hier die eidg. Bankenkommission und nicht die Spielbankenkommission zuständig ist, wird eines Tages vielleicht die Geschichtsschreibung klären.

    Derzeit jedenfalls löst sich diese Fata Morgana buchstäblich in einem tobenden Sandsturm auf. Die Auflösung ist dabei derart fundamental, dass sie ganze Glaubenssätze binnen Tagen zerstört hat. Etwa jener, die Finanzwirtschaft sei das Rückgrat der Weltwirtschaft, wo sie doch nichts mehr ist als Betriebsmittel, mithin Support und Hilfsfunktion.

    Barack Obama, so er denn zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden wird, wird dies alles mitnehmen. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein wie zuvor. Als Präsident der weltgrössten und einflussreichsten Wirtschaft kann er mehr als nur Akzente setzten. Er wird diesen Wandel hin zu einer Wirtschaft, die auch ihre Grenzen akzeptiert, vollziehen müssen.

    Als Richtschnur dazu könnte die tief verwurzelte amerikanische Religiosität dienen. Inwieweit er diesen Wandel auch gestaltet und für die Menschen nutzbar macht, bleibt abzuwarten. Jedenfalls gewinnt sein Wahlkampfslogan eine völlig neue Dimension: “Change – we can believe in!”

  3. Die USA stehen in den nächsten Jahren vor grossen Herausforderungen. Neben der Finanzkrise, die wahrscheinlich in eine Rezession führen wird, sind da auch die Kriege und deren Folgen in Irak und Afghanistan. Zudem die Fragen, wie mit dem wieder erstarkten Russland umgegangen werden soll und das Verhältnis mit Europa aussehen soll.

    Mit dem vielen chinesischen Kapital, das in der amerikanischen Wirtschaft steckt, ist auch die Abhängigkeit von China gestiegen. Zudem wird sich die Zusammensetzung der amerikanischen Bevölkerung längerfristig verändern. Es wird keine ethnische Mehrheit mehr geben. Auch die Struktur der Wirtschaft wird sich weg von der (Schwer-)Industrie hin zum Dienstleistungssektor ändern. Dies bleibt nicht ohne Folgen.

    Der künftige amerikanische Präsident wird mit all diesen Herausforderungen konfrontiert sein. Konkrete Aussagen und Ideen wie diese Herausforderungen angegangen werden könnten, vermisse ich im Wahlkampf Obama – McCain.

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