“Journal 21”: Das jüngste Schweizer Medienkind wird von Pensionären gemacht
Publiziert am 12. September 2010Eine Onlinezeitung, die auf Hintergrund und Analyse setzt – diese Idee ist alles andere als neu. Sie spukt schon seit Jahren in etlichen Schweizer Köpfen herum. Ein paar davon suchten Gleichgesinnte, “brainstormten” sich in Euphorie und entwarfen Konzepte. Inzwischen setzen diese Papiere Staub an, weil es an den Ressourcen Zeit und Geld mangelt.
Es gibt weiterhin kein Geschäftsmodell für eine Onlinezeitung in der Schweiz, die den grossen Verlagshäusern die Stirne bieten könnte. Was die Substanz betrifft, keimt seit diesem Wochenende Hoffnung auf: Eine Gruppe mehrheitlich (früh-)pensionierter Journalisten lancierte “Journal21”. Ihre Namen sind noch fast alle geläufig, viele von ihnen begleiteten uns in den Achtziger- und Neunzigerjahren in der NZZ, im “Tages-Anzeiger” oder beim Schweizer Fernsehen.
Die Medienschaffenden und emeritierten Professoren bei “Journal21” arbeiten allesamt ehrenamtlich. Nur dank diesem Grundsatz dürfte ihre Internetzeitung überhaupt Projektreife erlangt haben. Gleichzeitig ist die Ehrenamtlichkeit gefährlich: Was, wenn die Lust auf ein dauerhaftes Mitwirken verloren geht? Das Phänomen kennen wir aus den Vereinen und Bürgerbewegungen: Wenige machen fast alles, das Gros hingegen ist passiv.
Das Engagement der verdienten Journalisten ist löblich, auch wenn sich mir das Konzept von “Journal21” noch nicht erschliesst. Ein qualitativ gutes Angebot kann neben den newsgetriebenen Online-Plattformen newsnetz (Tamedia; Online-Portal für Tagi, “Berner Zeitung”, “Basler Zeitung”, “Bund” und “Thurgauer Zeitung”), 20min (Tamedia) oder blickonline (Ringier) durchaus ein Publikum finden. Will “Journal 21” reüssieren, braucht es einen langen Atem und es muss den “journalistischen Mehrwert”, den es als Claim führt, liefern. An diesem Anspruch wird das jüngste Schweizer Medienkind gemessen.
“Journal21” präsentiert sich so, wie eine Tageszeitung in den Neunzigerjahren. Sollten es die Macher bekannter machen wollen, müssten sie sich mit den Basics von Webzweinull befassen: Bei den bisherigen Beiträgen findet man beispielsweise keinen einzigen Link, Bookmarks fehlen ebenso wie Feedbackregeln oder ein RSS-Feed. Alles keine Hexerei, die Berufskollegen in Nordrhein-Westfalen zeigen, wie es geht.
Andere Stimmen:
– Glanz und Elend im Journalismus (NZZ, Rainer Stadler, 14.09.)
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[…] “Journal 21″: Das jüngste Schweizer Medienkind wird von Pensionären gemacht (wahlkampfblog.ch, Mark Balsiger) […]
Zumindest die übliche Social Media Share – Funktionalität wurde inzwischen integriert; dazu meine 2 Cents hier.
Nun, da wird sich in Zukunkft einiges ändern. Wenn man denkt, dass die Onlinedienste der schon bestehenden Verleger immer grösser und beliebter werden. Finde die Idee der “alten” sehr gut.