Kleine Mitte-Parteien und Kampagnen sind entscheidend für Berner Stöckli-Sitz

Publiziert am 26. Oktober 2010

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Für die Berner SP soll Nationalrätin Ursula Wyss den Sitz im Ständerat verteidigen. Das gab die Partei heute Morgen an einer Medienkonferenz bekannt. Damit steht das Trio, das die Nachfolge von Simonetta Sommaruga unter sich ausmachen wird. Nebst Wyss treten Nationalrat Adrian Amstutz (svp) und Nationalrätin Christa Markwalder (fdp) an.

Das Rennen ist komplett offen. Als gesichert gilt aufgrund der Stimmenzersplitterung, dass der erste Wahlgang vom 13. Februar 2011 die Entscheidung nicht herbeiführen wird. Prima vista können alle drei Kandidierenden auf einen ähnlich grossen Wähleranteil spekulieren. Wir symbolisieren das mit drei Kreisen, rot für Ursula Wyss, blau für Christa Markwalder und dunkelgrün für Adrian Amstutz:

Die Überschneidungen der drei Kreise sind nicht zufällig gewählt. Sie zeigen auf, wo die drei Kandidierenden speziell um ihr Publikum buhlen müssen. Die Überschneidung der potenziellen Lager von Markwalder und Amstutz erachte ich als bedeutend kleiner (max. 5%) als diejenige von Markwalder und Wyss (ca. 20%).

Es wird pragmatische Linke geben, die Markwalder wählen, ohne rot zu werden. Es dürfte aber ebenso moderate Bürgerliche geben, die Wyss auf ihren Zettel schreiben. Im urbanen links-liberalen Umfeld wird entschieden, ob Wyss oder Markwalder besser abschneiden.

Ein zweiter Ansatz: Zahlen, basierend auf den Ergebnissen der Grossratswahlen 2010. Sie können die ungefähre Stärke der mutmasslichen Lager aufzeigen:

– Lager Wyss: 29,0% (SP: 18,9, Grüne: 10.1%)
– Lager Markwalder: 26,3% (FDP: 10,3, BDP: 16,0%)
– Lager Amstutz: 31,4% (SVP: 26,6, EDU: 4,4, SD: 0,4%)

Wer schliesslich die Nase vorn hat, dürften einerseits die Mitte-Parteien entscheiden: GLP, EVP und CVP kommen zusammen auf 11,1 Prozent. Wer sie mehrheitlich überzeugt, hat gute Chancen, aus der Poleposition in den zweiten Wahlgang zu ziehen. Andererseits ist die Durchschlagskraft der individuellen Kampagnen zentral. Wem Schwarztreffer gelingen, winkt der Sitz im Stöckli.

Mark Balsiger

Grafik:  Thomas Hodel

10 Replies to “Kleine Mitte-Parteien und Kampagnen sind entscheidend für Berner Stöckli-Sitz”

  1. Amstutz wird im ersten Wahlgang vorne liegen, Wyss deutlich vor Markwalder. Im zweiten Wahlgang sehe ich aus heutiger Optik eher Amstutz im Vorteil, da die FDP/BDP-Basis mehrheitlich nicht Rot/Grün unterstützt.

  2. Ich kann mir kaum vorstellen, dass moderate Bürgerliche Wyss wählen. Markwalder ist doch quasi ein Inbegriff für moderate Bürgerlichkeit, wohingegen Wyss mit ihrer radikalen Sozialdemokratie kein bisschen bürgerlich wirkt.

  3. Eben, es liegt auf der Hand, dass Markwalders Stern tüchtig am Sinken ist. Über 80% der Schweizer Bevölkerung will auf absehbarer Zeit nichts vom EU-Beitritt wissen. Ich wäre nicht überasscht, wenn Schmidhauser am Mittwoch obsiegt und Markwalder 2011 abgewählt wird, die BDP ist im Kanton Bern nicht zu unterschätzen.

  4. Who cares? Schafft sich die FDP ab? Die FDP Schweiz lehnt den EU-Beitritt ab und die FDP Bern stellt Markwalder auf! Zusammen mit Wyss eine ideale Ausgangslage für Amstutz: im 1. Wahlgang die EU-Gegner locker abholen um dann vor dem 2. Wahlgang eine tüchtige Portion Kreide zu fressen, damit die bürgerliche Mitte dabei bleibt. Aus BZ-online: BDP unterstützt SVP im Kampf um Ständeratssitz, Interview mit Gasche. Die Einschätzung des Blog-Schreibers?

  5. ‘@ RM

    Ernähren Sie sich jahrein, jahraus nur von Brot? Kaum. Es dürfte noch anderes auf den Tisch kommen.

    Genauso betrachte ich die Nachfolgeregelung für den Berner Ständeratssitz. Es geht nicht nur um die EU-Frage, sondern noch einige andere zentrale Themen.

    Christa Markwalder nur auf die EU-Thematik zu reduzieren, greift zu kurz. Genausowenig sollte man bei Adrian Amstutz nur vom “Mann mit der Motorsäge” sprechen.

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