Lena Schneller, Cédric Wermuth & Co: Kommunikativ besser als die alten Elefanten
Publiziert am 25. Mai 2009Die Statusmeldung von Lena Schneller, der Präsidentin der Jungfreisinnigen Schweiz, löste bei mir ein Schmunzeln aus: Auf ihrem Facebook-Profil schrieb sie im Vorfeld von einer „Elefäntchenrunde“ und meinte die „Arena“ mit dem Schwerpunkt “Jugend im Fokus”. Dort traf sie auf ihre Antipoden der drei anderen grossen Parteien, Cédric Wermuth (sp), Simon Oberbeck (cvp) und Erich J. Hess (svp).
Genauso gekonnt, unbeschwert und locker wie sie die neuen Medienkanäle, die man unter Web2.0 zusammenfassen kann, für ihre Zwecke nutzen, war auch ihr Auftritt in der Sendung vom letzten Freitag. Keine Spur von Elefäntchen: Eloquent, schnell und zuweilen auch mit Humor debattierte das Quartett. (Einer fiel ab, was die positive Gesamtbeurteilung aber nur leicht beeinträchtigt.) Dass sie zugleich alle fair und versöhnlich miteinander umgingen, spricht für sie.
Ein gutes Gspüri hatte Moderatorin Sonja Hasler, die Reto Brennwald vertrat. Sie liess der Runde den nötigen Raum, ohne die Zügel aus der Hand zu geben. Starke Inputs kamen auch vom Senior in der zweiten Reihe, dem Politologen Lukas Golder (35).
Fazit: Schon seit langem habe ich keine „Arena“ mehr auf einem solch hohen Niveau gesehen. Diese rein subjektive Einschätzung wurde im Verlauf der letzten zwei Tage von einigen Leuten aus meinem Umfeld geteilt. Einmal mehr wurden wir Zeugen davon, dass die neue Generation Politikerinnen und Politiker kommunikativ deutlich besser ist als die Etablierten. Das lässt hoffen. Und die Elefanten der Schweizer Politik sollten sich diese Sendung einmal in Ruhe ansehen. Sie können fürwahr noch etwas lernen.
Logo Arena: sf.tv
Die Sendung war tatsächlich kurzweilig. Derjenige der aus Zuschauersicht “abfiel”, hatte aus Sicht seiner Berater die Sache wohl gut gemacht: Erich Hess las brav die Aussagen vor, die man für ihn vorbereitet hatte. Die Kernbotschaft: Wenn sich die Frauen endlich wieder auf kochen und Kinder erziehen beschränken, kommt’s schon gut mit den Schul- und Berufskarrieren der heutigen Jugend.
Derartige Scheuklappen trugen die anderen drei nicht, die sich in vielen Punkten einig waren. Um so überraschender deshalb der zum Schluss von Lena Schneller geäusserte Wunsch an Simon Oberbeck, die CVP möge doch bitte wieder ein zuverlässigerer Partner für die bürgerlichen Parteien werden. Das war der einzige Moment, an dem ich das Gefühl hatte, dass neben Hess ein zweites “Elefäntchen” ein von der Mutterpartei eingebrachtes Statement in die Runde werfen musste.
Einverstanden, diese letzte Aussage hätte auch von einem altgedienten FDP-Mitglied kommen können. Im Voraus abgesprochen war aber diese letzte Frage an alle vier Parteipräsidenten aber nicht. Spontan zu reagieren war gefragt, Cédric Wermuth hat hier gepunktet mit seiner Aufforderung an die Adresse von Erich Hess, das nächste Mal doch auf die Krawatte zu verzichten.
Es gab, wenn wir mit derselben Brille gucken, noch eine zweite Aussage am Schluss der Sendung, die ebenso “alt” war: Simon Oberbecks Aufforderung an FDP-Schneller, die freisinnigen Bundesräte zum Abtreten zu bewegen. Nun, gerade die FDP hofft ja inständig, dass Pascal Couchepin endlich Platz macht. Sie will ein frisches Gesicht, so schnell als möglich.
Stimmt, Simon Oberbecks Hoffnung auf einen baldigen zweiten CVP-Bundesratssitz hatte ich schon wieder vergessen. Das mag daran liegen, dass er etwas weniger peppig rüberkam als Lena und Cédric, oder auch nur daran, dass ich mit den beiden letzteren schon Seite an Seite politisiert habe und mir ihre Voten deshalb besser in Erinnerung blieben.
abgefallen ist m.E. schon Simon Oberbeck. Tatsächlich kenne auch ich ihn am schlechtesten. Aber er kam auch langweilig rüber. Da waren die anderen drei um einiges peppiger. Und auch erich hess war authentisch. er ist halt kravatten-typ und standart-svp-sprüche-wiedergeber.
Die aussagen von hess bezüglich frauen an den Herd und rüebli-RS hat ihn wieder einmal deutlich in die rückständige, konservative gleichstellungs-verweigerer-ecke gedrängt.
Und wenn ein unteroffizier, der bundesrat und VBS Chef werden wollte, die frauen in die “Rüebli-RS” schicken will, muss ich ja wirklich nur lachen (habe statt Rüebli-RS die OS gemacht; vielleicht hätte es Erich in der Rüebli-RS zum Offizier geschafft).
Wie man Wermuths Krawatten-Bemerkung als “punkten” bezeichnen kann, ist mir schleierhaft. Politischer Inhalt dieser Aussage: null. Immerhin unterstreicht dies wieder deutlich, wie wenig sich die beiden Polparteien inhaltlich zu sagen haben.
Zur Arena selbst: das Thema war mir zu weit gesteckt. Zwar versuchten die Vier, konkret zu werden, aber das klappte dann doch nicht ganz, da – sobald konkrete Vorschläge eingebracht wurden – bereits wieder ein Themensprung begangen wurde.
Trotzdem gefiel mir die Debatte besser als die meisten der Altpolitiker.
Liefern tun wir schnell: Der Wunsch der JCVP wurde erfüllt.
Bahn frei für einen Generationenwechsel!