Oben ohne – 15 minutes of fame
Publiziert am 07. Juli 2011“In the future, everyone will be famous for fifteen minutes.”
Andy Warhol, 1979
Claudine Esseiva ist seit 2008 Generalsekretärin der FDP-Frauen und seit heute Pin-up-Girl einer neuen Kampagne. Zweiteres sorgt für Aufmerksamkeit, die nach 24 Stunden wieder auf Null fallen dürfte, aber einen dauerhaften Reputationsschaden zur Folge hat. Noch Jahre später werden sich viele Leute an das Sujet erinnern, nicht aber an ihre Intention, die magere Präsenz der Frauen in Kaderjobs zu thematisieren.
Auch die persönliche Website schadet Esseiva: Dort wirbt sie weiterhin prominent für ihre Wahl in den Nationalrat – am 21. Oktober 2007.
Was ich dem Online-Portal “20Minuten” zum Thema sagte.
P.S. Nackte Fakten: Der Frauenanteil in der aktuellen Bundeshausfraktion der FDP-Liberalen beträgt 21,2 Prozent.
für mein empfinden kommt das extrem ungünstig…erst emanzipieren und gleichberechtigen lassen.. quoten hier quoten da… und dann fällt ihnen nix gescheiteres ein wie sowas….
aber ob das für ganze 15 minuten reicht… ich weiss nicht.
Irgendwas mit Wirtschaft und Frauen? Wie wäre es mit Inhalten? Will die Frau nicht als Politikerin gewählt werden?
Was will uns Frau Esseiva sagen? Frauen sollten in gemischten Teams oben ohne arbeiten? WTF?
Liebe Blogger! Es ist ein WORTSPIEL! Habt ihr nur das Bildli gesehen?
‘@Ursula Wild
Es ist eine altbekannte Weisheit, dass Bilder mehr sagen als tausend Worte. Studien belegen, dass Bilder in den Monaten nach einer Information sogar die Erinnerung an Fakten verändern, so, dass die Fakten schliesslich zu den Bildern passen. Insofern ist die Frage wohl mit Ja zu beantworten.
Ich finde diese Kampagne echt peinlich. Wo ist die für Wähler relevante Aussage? (Antwort: extrem gut versteckt…) Welches Eichhörnchen hat das ausgeheckt?
Das ist so ein Huhn-Ei-Problem. Was kam zuerst. Oben-ohne oder das Interesse darüber zu schreiben bzw. zu lesen.
Aber neu ist die Verbindung von Oben-ohne und Politik wirklich nicht. Die Frauen von FEMEN in der Ukraine verbinden das schon seit einiger Zeit:
http://de.wikipedia.org/wiki/FEMEN
http://vimeo.com/groups/12860/videos/23439929
Wo genau beginnt eigentlich «oben»?
‘@ Christian
Bürokollege Suppino, wieder in prächtig-provokativer Laune, hat die Antwort parat: im Kopf.
‘@Mark & Suppino
So was hab ich mir auch gedacht. Wobei dann das Plakat ein Widerspruch in sich selbst wäre.
Das Sujet schwappte in einige Medien – Mission accomplished. Und damit sind Frau Esseivas 15 Minuten passé. Wieviel Inhalt transportiert werden konnte, kann ich nicht beurteilen.
Gibt es Zufälle? Beim Aufräumen meines Büros fiel mit eben das Parlamentarier-Ranking der “Sonntags-Zeitung” (publiziert am 3. Juli) in die Hände. Gewonnen hat es, wir erinnern uns, FDP-Fraktionschefin Gabi Huber.
Die Aufschlagseite des “Fokus”-Faszikels zeigt Huber in ihrer Heimat (Altdorf), ihr Blick ist streng. Der Titel: Knochenarbeiterin.
Der Konktrast könnte nicht grösser sein.
die verzweiflung der fdp muss SEHR gross sein.
und: offensichtlich können sich frauen alles erlauben, ohne als sexistisch zu gelten. fussballerinnen ziehen sich für den playboy aus, gereralsekretärinnen für die wahlen – offenbar alles okay. bizarr ist: die meisten frauen verteidigen diesen unfug auch noch, und wenn unsereins mal einen träfen herrenwitz macht, geht das grosse gezeter los.
ich frage mich allen ernstes: wo bleibt der grosse aufschrei des feminats?
Lieber bugsierer
Erkennen Sie den Unterschied zwischen dieser Kampagne und einem träfen «Herrenwitz» wirklich nicht?
‘@ursulawild
doch, den sehe ich: träfe herrenwitze sind lustiger. ich sehe aber v.a. die gemeinsamkeit, beide sind sexistisch (a sort of).
Lieber Bugsierer
Ist es antisemitisch, wenn Juden Judenwitze erzählen? Das ist hier die Knacknuss…
Der ganze Blog läuft unter dem falschen Titel. Ziel der FDP Frauenkampagne ist nicht 15-Minuten-Berühmtheit, sondern die Frauenpräsenz in den obersten Entscheidungsgremien.
‘@ursulawild
gute frage – aber ich glaube kaum, dass juden im politzirkus mit judenwitzen werben würden.
Das Bild «Nie mehr oben ohne» sei ein Teil des Kampagnenauftakts, um ein bisher wenig beachtetes Thema unter die Leute zu bringen, sagte die Präsidentin der FDP-Frauen, Carmen Walker Späh gestern gegenüber “Newsnetz”. «Das Plakat bringt die Botschaft auf den Punkt, ich bin stolz darauf.»
Im Nachgang zu diesem Sujet musste sich auch der Presserat damit befassen. Claudine Esseiva hatte sich beschwert, weil der “Blick” eine Version veröffentlicht hatte, die das Sujet ohne den schwarzen Balken zeigt.
Das war möglich, weil die Version, die die FDP-Frauen elektronisch verschickten, technisch manipulierbar war. Mit einem Mausklick liess sich der schwarze Balken entfernen. “Blick” druckte diese Version ab und titelte: “Freisinnige Nacktpanne”.
Jetzt liegt das Urteil des Presserats vor:
http://www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=99911#.TygOmZyZIgs.twitter
[…] und der Partei ein frisches Gesicht geben. Die Befähigung dafür hat sie, selbstbewusst, unkonventionell, keck und energisch wie sie ist. Ihre Wahlchancen tendieren gegen Null, ihre Kandidatur ist aber eine […]
[…] Esseiva, der Generalsekretärin der FDP-Frauen geht es auch so. Im Sommer 2011 lancierte sie ihr “Oben-ohne”-Plakat, um auf die tiefe Frauenquote in Kaderstellen aufmerksam zu machen. Doch die Diskussion drehte sich […]