Roger de Weck – weil er Konvergenz und Sparübungen besser verkaufen kann?
Publiziert am 18. Mai 2010Die Überraschung ist perfekt: Der neue Generaldirektor heisst Roger de Weck. Sein Name war in den letzten Monaten nicht gehandelt worden. Zufall? Es gibt Stimmen, die von einem abgekarteten Spiel sprechen und einen Vergleich mit der Papstwahl ziehen.
Muss ein Kandidat im Vorfeld der Wahlen während Wochen oder sogar Monaten der Öffentlichkeit namentlich bekannt sein? Sich von der Medienszene rösten lassen und jede noch so dümmliche Frage beantworten? Ich finde nicht, obwohl die SRG ein Staatsbetrieb mit fast 6000 Angestellten ist.
Vielleicht war de Weck und seine Supporter cleverer als Hans-Peter Rohner (VR-Präsident und CEO der Publigroupe) und Filippo Leutenegger (FDP-Nationalrat, ehemaliger SF-Chefredaktor). Beide wurden öffentlich als potenzielle Nachfolger von Armin Walpen gehandelt.
Roger de Weck hat sich als Journalist einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, er war u.a. Chefredaktor des Zürcher “Tages-Anzeigers” der “Zeit” in Hamburg. Dass der Kurswert des vielbeschäftigen Publizisten seit Jahren höher gehandelt wurde als seine Leistung effektiv war, ist lediglich eine Vermutung. Der aus dem Freiburger Adel stammende Bankierssohn ist belesen, gebildet, weltgewandt, ein Linksliberaler, Citoyen und Schöngeist.
Seit vielen Jahren wird de Weck wie viele andere Journalisten nicht müde, mit fast schon religiös anmutendem Eifer gegen die SVP anzuschreiben. Erreicht haben sie das Gegenteil. Der neue SRG-Generaldirektor wird nun zu einer geradezu idealen Zielscheibe für die Scharfmacher der Volkspartei. Linker Medienmonopolist und linker Chef, das ist ganz nach dem Gusto vieler SVPler. Dieses Artilleriefeuer kann der SRG enorm schaden.
Mit de Weck machte nicht ein klassischer Manager wie Rohner, sondern ein Journalist das Rennen. Das liegt womöglich auch daran, dass de Weck die höchst umstrittene Zusammenführung von Radio und Fernsehen (Medienkonvergenz) konzernintern besser verkaufen kann. Diese gigantische Umwälzung schlucken die SRG-Journalisten vermutlich eher von jemandem, den sie als einen der ihren betrachten.
Vielleicht ist de Weck, vom 1. Januar 2011 an im Amt, der erste SRG-Kadermann, der hinsteht und in aller Deutlichkeit sagt, was die Medienkonvergenz letzlich ist: eine grosse Sparübung. Eine Sparübung notabene, die die grosse Qualität, die Schweizer Radio DRS im Bereich Information leistet, ireversibel unterspülen kann.
Foto Roger de Weck: koerber-stiftung.de
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Interessant finde ich die These der NZZ, dass mit de Weck als sozialliberaler Generaldirektor der Weg frei wird für Filippo Leutenegger als Deutschschweizer Regionaldirektor. Das wäre wieder einmal ein typisch schweizerischer Kompromiss.
‘@ Christian Schenkel
Wobei ich in diesem Fall den “typisch schweizerischen Kompromiss” gar nicht schlecht fände. Mit dem Duo de Weck/Leutenegger wäre die Speerspitze der National-Konservativen bereits etwas stumpfer.
1830 verbot die Freiburger Kantonsverfassung den “Wecks” den sich selbst verliehenen Zusatz “de”. – 1939 untersagte Bundesrat Minger (BGB) samt dem gesamten Bundesrat dem Reitlehrer II.Kl. Robert Weck das “de”. – Kein Hindernis für den “gerne Aristokraten” Roger Weck! (Dokumentiert in Weltwoche 21/2010) Deshalb Roger Wecks Hass auf die SVP?