Roland Nef: Kampf gegen die Terriers
Publiziert am 17. Juli 2008Donnerstagnachmittag, 15 Uhr. Roland Nef tritt vor die Medien. Drei Tage zu spät, aber immerhin. Sein Auftritt ist kurz, bestimmt und souverän. Er räumt Fehler ein. Für einen Moment werden Emotionen spürbar – als ihm ein “jetzt reichts!” entfährt. Das ist menschlich – und verständlich.
Der Chef der Armee ging heute auch in die Offensive, einige Medien hätten “Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten” kolportiert. Nef spracht von einer Rufmordkampagne. Seine Anwälte reichten Klage gegen den “Blick” ein. Der Vorwurf: Persönlichkeitsverletzung.
Mit dieser Klage beginnt Nefs Kampf erst recht. Sind die Terriers einmal auf der Jagd, lassen sie nicht mehr los. Diese Affäre beinhaltet alles, was der Boulevardjournalismus liebt.
Wer sich bei einer Medienkampagne nicht bewege, überlebe. Wer sich zur Wehr setze, werde erledigt. Diese Aussage stammt von einem, der es wissen muss: Peter Uebersax. Uebersax hat beim Ringierkonzern den Nimbus einer Überfigur. Er war der letzte erfolgreiche Chefredaktor des “Blick”.
Ich gehe nicht mehr davon aus, dass Roland Nef sich retten kann. Der Kampf gegen den “Blick” und andere Medien ist nicht zu gewinnen.
Foto Roland Nef: keystone
Nef und Schmid tappten in den medialen Super-Gau
Der Verteidigungsminister glaubt wohl, dass er diese Krise, wie viele andere auch, aussitzen kann und übersah dabei die Saueregurken-Zeit. Im Sommerloch 08 können die nationalen Journalisten sich entweder in prophetische Spekulationen über den Untergang der UBS und den Zusammenbruch der westlichen Finanzwelt vertiefen und damit zu einem Teil des Problems werden, oder auf den beiden tollpatschigen Armeehäuptlingen herumreiten. Zweiteres ist offenbar entschieden interessanter und besser für die Auflage.
Während Schmid seine, oft charmante, bernische Gelassenheit in dieser Affäre massiv überschätzt hat und zu lange schweigt, hat Nef, da der Sukkurs vom Chef ausblieb, selbst zum Zweihänder gegriffen und mit seinem Angriff auf den Blick eine suboptimale Verteidigung aufgezogen. Nef wird diese Affäre kaum überstehen, Schmid hingegen kann sich darauf verlassen, dass er, weil er ja nur eine kleine Partei im Rücken hat, unter den Schutz aller Bundesratsparteien gestellt wird.
Weder die FDP, die SP noch die CVP haben ein Interesse daran, dass Schmid stürzt. Was wäre wenn? Die verbleibenden Bundesratsparteien wären heute kaum in der Lage sich auf eine Ersatzkandidatur aus den eigenen (SP/FDP/CVP) Reihen zu einigen. Eine neue Schlumpf aus dem alten SVP-Hut zu zaubern wird wohl auch nicht gelingen und der Ersatz des BDP-Bundesrates Schmid durch einen neuen BDP-Kandidaten könnte definitiv zur Lachnummer werden.
Der Rücktritt von Schmid (Abwahl ist nicht möglich) würde ein Loch aufreisen, welches unter Zähneknirschen von CVP und FDP durch eine grüne Kandidatur geschlossen werden müsste. Dieses für CVP und FDP unerträgliche Szenario werden die beiden bürgerlichen Parteien zu verhindern versuchen und so können sich noch so viele Schüsse aus (idiotischerweise) ungesicherten Sturmgewehren lösen, Schmid muss alle erdenkliche Krisen politisch überleben. CVP und FDP werden sich aber trotzdem den einen oder anderen Gedanken machen müssen, denn die Zeit nach Schmid kommt, irgendwann!
Wer wird neuer Kommunikationsberater des Chefs Armee?
Ja, Neff wird sich nicht mehr halten können. Auch wenn ich immer noch keine Antwort auf die Frage „wer hat gefüttert (Knutti)?“ erhalten habe, so empfehle ich Neff doch, seinen persönlichen Kommunikationsberater mit in den Abgrund zu reissen – schlimmstenfalls müsste dies sein Nachfolger als erste Amtshandlung tun.
Rufen wir uns die Bilder in den Printversionen von Tagi und diversen Kleinformatzeitungen ins Gedächtnis. Wohl um das Private vom Öffentlichen zu trennen, fand die Medienkonferenz nicht im Medienzentrum sondern in der Vorhalle von Bundeshaus West statt. Spärlich, beinahe schummrig ausgeleuchtete Räume, die vom Nirgendwo kommen und ins Ungewisse führen. Alleine die Lichtverhältnisse drängen die Affäre ins Schummrige, Unausgeleuchtete, in jene Graubereiche, wo man lieber nicht genau hinschauen mag. Das Private wird durch die Kleidung (Anzug statt Uniform) unterstrichen. Verblichen gelbliche Krawatte zu weissem Hemd und schwarzem Anzug – da mag sich jeder seine Meinung bilden.
Das Setting: Neff mit dem Rücken zur Wand, pardon zur Säule. Vor sich ein hastig hingeschobenes Rednerpult mit überquellenden Mikros, das drängende öffentliche Interesse unterstreichend. Um etwas mehr Distanz zu den Terriern zu erhalten, dann ein hilflos leerer grauer Tisch davor. Dieser ist seiner Funktion, sich schützend vor den Chef Armee zu stellen, schlicht nicht gewachsen, geht unter und dient nur noch als zusätzliche Reflexion des Blitzlichtgewitters, welches dann, von unten verstärkt, so wunderbar von unten beleuchtete Porträts gibt. Fotografen nennen diese Lichtsteuerung dämonisch. Das Kommunikations-Setting im Krisenfall hat versagt. Auf der ganzen Linie. Als Theater-Inszenierung für eine Tragödie hingegen wäre es Meisterwerk – und gute Nachwuchsregisseure sind immer gefragt.
Du meine Güte – Sommerloch pur.
Wenn “man” bei allen sog.”Würdenträger” sämtlicher auf der Erde vorkommenden Art, begonnen beim kleinsten Chef in der Privatindustrie, Politikern usw. usw. bis kurz vor der Himmelspforte bzw. Hölleneingang denselben Massstab anlegen würde, müssten vermutlich mehr als die Hälfte sofort zurücktreten!
die svp hatte nicht recht als sie sagte bundesrat schmid sei ein halber bundesrat. dieser schmid ist eine “GROSSE NULL”! schmid ist unfähig ein departement zu führen. er stellte nef ein und wusste nicht einmal um welches justizverfahren es sich bei nef handelte.
bei anstellungen ist jedes temporärbüro seriöser als dieser chaot schmid. die meisten temporärbüros verlangen vom einfachen “büezer” einen strafauszug. auch wenn es sich nur um hilfsarbeit handelt. da ist jeder otto normalverbraucher ein riesen a…., wenn er sich dies gefallen lassen muss.
und jetzt nach neustem stand, hat nef was die verzichtserklärung angeht an seiner pressekonferenz gelogen.
beide nef und schmid müssen zurücktreten!
die leute tun mir leid die in diesem fall immer noch von einem “sommerloch” reden. hauptsache man ist ja soooooo tolerant.