Stephan Hügli abserviert – alles im Lot?

Publiziert am 22. November 2007

Stephan Hüglis Tage als Gemeinderat in der Stadt Bern sind gezählt. Seine Partei will es so. Die Mehrheit der FDP favorisiert eine gemeinsame bürgerliche Liste mit je einer Vertretung von CVP, FDP und SVP. Seitens der FDP ist Barbara Hayoz die klare Nummer eins, bei der SVP heisst der Kronfavorit Beat Schori. Mit diesem Entscheid ist FDP-Parteipräsident Thomas Balmer desavouiert. Er hatte noch vor kurzem vermeldet, dass die beiden amtierenden FDP-Gemeinderatsmitglieder gesetzt seien.

Was die FDP gestern Abend via Medienmitteilung verbreitete, ist mehr als eine Vorentscheidung. Faktisch hat sie damit Hügli abserviert. Eine Kehrtwendung am Nominationsparteitag von Ende Januar wäre unglaubwürdig. Der Entscheid ist hart, aber unvermeidbar. Hügli war zu einer Hypothek geworden. Im Nachgang des Krawall-Samstags vom 6. Oktober kommunizierte er zuweilen mit einer lockeren Flapsigkeit, die ihn viele Sympathien kostete. Ihn deswegen zur Persona non grata oder gar zum “Buhmann der Nation” zu stempeln ist aber unfair und zeugt von einem schlechten Stil.  

Stephan Hügli mag jetzt nicht aufgeben: Ende Januar kämpft er parteiintern für seine Nomination. Wird sie ihm von der FDP verwehrt, hätte er noch eine Option: eine wilde Kandidatur. Das wäre zwar ein chancenloses Unterfangen, weil in der Stadt Bern das Proporzwahlsystem gilt, würde aber die Stimmen im bürgerlichen Lager zersplittern.

Die Sache ist also weiterhin nicht im Lot, die bisherige Kommunikation verdient keine Bestnoten. Kommt dazu, dass die CVP offenbar nichts wusste von der Idee des Freisinns, auf der bürgerlichen Liste einen allfälligen Quereinsteiger einzubinden. Affaire à suivre.

4 Replies to “Stephan Hügli abserviert – alles im Lot?”

  1. wie stephan hügli fallengelassen wurde, ist nicht die feine art. es stellt sich allerdings die frage, ob es diese in der politik überhaupt gibt. wenn er im nächsten jahr als wilder kandidat antritt, schadet das der bürgerlichen liste sehr. da werden die nächsten wochen noch einige harte interne gespräche geführt. nur: hügli hat nichts mehr zu verlieren.

  2. Parteipolitik hat etwas unbarmherziges, ja brutales. Stephan Hügli kann einem leid tun. Vor einem Jahr wurde er von seiner Partei nominiert. Jetzt lässt sie ihn schon wieder fallen.

  3. In der Tat. Die Berner Politik gleicht dem momentanten Wetter: trist-traurig.

    Vielleicht müsste Hügli seinerseits Druck aufsetzen. Oder als Narr abtreten: Zusammen auf einer Liste mit Daniele Jenni. Für beide ist der 6. Oktober ein wichtiges Datum. Der eine erreichte damit sein politisches Überleben, der andere verschwindet wegen den Krawallen an jenem Samstag in der Versenkung.

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