Tschilp – ich zwitschere jetzt auch mit
Publiziert am 16. August 2009Mein erster direkter Kontakt mit dem Microblogging-Dienst Twitter war prägend. Etwa vor einem Jahr traf ich an der Aare einen Berufskollegen. Er war daran, auf seinem Handy eine Kurznachricht – in der Fachsprache Tweet genannt – zu verfassen. Ich guckte ihm über die Schultern: “Aare ist kuul, 17 Grad”, konnte ich entziffern.
Ich war überwältigt. “Bei derart epochaler Kurzprosa kann ich nicht mithalten”, dachte ich mir und beschloss, Twitter zu ignorieren.
Als während der Jahreswende 2008/2009 im Gazastreifen der Krieg ausbrach, waren die Tweets für die isolierten Journalisten oftmals die einzigen Quellen. Allerdings missbrauchten Palästinenser wie die israelische Armee diesen neuen Medienkanal auch für ihre Zwecke – “Kriegsgezwitscher”.
Am 15. Januar 2009 tauchte Twitter wieder auf meinem Radar auf und weckte nun definitiv mein Interesse: Der Amerikaner Janis Krums machte mit seinem iPhone ein Foto und veröffentlichte es sofort auf Twitter. Das Foto schaffte es in kürzester Zeit rund um den Erdball. “There’s a plane in the Hudson. Crazy”, schrieb Krums dazu. Der Airbus in New York hatte wegen Vogelschlag sofort wassern müssen.
Während und nach den Wahlen im Iran zeigte sich erstmals in aller Deutlichkeit, welchen Einfluss die Web2.0-Kanäle wie Facebook, Blogs und eben Twitter haben können. Etwa 2 Millionen Tweets wurden während der Proteste verbreitet, weltweit machten fast 500’000 Personen bei der Diskussion über die Ereignisse mit. Oppositionsführer Mousavi höchstpersönlich verbreitete unermüdlich Updates über seinen Account (Twittername: Mousavi1388). Ein Beispiel:
Next peaceful protest, Tomorrow (05 Aug.), 9 am, Baharestan Sq. in front of parliament #iranElection RT plz
Dass die Welt nicht wissen möchte, ob ich am Sonntagmorgen Erdbeerkonfitüre oder kalt geschleuderten Waldhonig aus der Provence auf mein Brot streiche, ist klar. Also lass’ ich derart unsinniges Blabla auch sein. Beim Zwitschern bleibe ich meinen Themen treu, angereichert mit Halbprivatem, das Augenzwinkern wird nicht fehlen.
Mark Balsiger
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“Das Magazin” befasst sich in seiner aktuellen Ausgabe aus mit dem Phänomen Twitter – oder versucht es.
http://dasmagazin.ch/index.php/zwitscher-zwitscher-zwitscher/