Über die mächtige Rolle der Medien

Publiziert am 12. Dezember 2007

In Ihrem ursprünglichen Verständnis waren die Medien parteiisch, jahrzehntelang funktionierten sie als verlängerte Arme der Parteien. Das nannte man Parteipresse. Zwischen den sechziger Jahren und 1992 ist die Parteipresse in der Schweiz sukzessive eingegangen. Sie wurde abgelöst durch Forumszeitungen, die in die Breite gehen und sich keiner Partei mehr verpflichtet fühlen. Das gilt inzwischen selbst für die NZZ.

Das Abbilden des politischen Geschehens ist eine hehre und zugleich komplexe Aufgabe der Medien. Sehr oft werden sie aber selber zu Akteuren. Sie haben sich machtvoll und machtbewusst zwischen die Politik und die Öffentlichkeit geschoben. Grundsätzlich ist das eine gute Entwicklung, weil: Medien sollten nicht von Parteien und Politikern als Lautsprecher missbraucht werden. Dass aber genau das im Alltag geschieht, erleben wir regelmässig.

In den letzten Tagen und Wochen zeigte sich deutlich, wie die Medien bei den Bundesratswahlen auch als Akteure agieren. Sie ventilierten zuweilen Wunschdenken oder versuchten kraft ihrer Auflagen oder Einschaltquoten, neue Szenarien zu verbreiten.

Es gibt aber auch Medienschaffende, die im Hintergrund aktiv mitmischen. Eine Reminiszenz aus dem Jahre 1q95: Am Vortag der Bundesratswahlen sprach ich mit einem langjährigen Bundeshauskorrespondenten. Der Kern dieses Gesprächs: “Wir machen Werner Marti.” So kurz dieser Satz auch ist, er zeigt auf, wie wichtig sich dieser Journalist nahm: “Wir machen Werner Marti.” Das Lobbyieren im Hintergrund zugunsten des Glarners Werner Marti blieb, wie wir wissen, erfolglos. Gewählt wurde damals Moritz Leuenberger.

Ich finde Akteure, die sich derart aufblasen müssen, problematisch. Im Perimeter des Bundeshauses gibt es viele solche Akteure, die mit einem grossen Ego auffallen: Politiker, Medienschaffende, Berater.

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