Ursula Wyss vs Adrian Amstutz ist erst der zweite von vier Wahlgängen in diesem Jahr

Publiziert am 04. März 2011

Im Kanton Bern darf das Volk den Ständerat erst seit 1979 wählen; zuvor war dafür der Grosse Rat zuständig. In der Ehemaligen-Galerie der letzten drei Dekaden finden sich klingende Namen, beispielsweise Arthur Hänsenberger (fdp), Ulrich Zimmerli (svp), Christine Beerli (fdp), Hans Lauri (svp) und Simonetta Sommaruga (sp).

Diese Ständerätinnen und Ständeräte fielen mit Sachkompetenz und Weitsicht auf. Im Umgang mit Andersdenkenden waren sie anständig und fair. Am kommenden Sonntag ist diese Ära womöglich zu Ende.

Ursula Wyss (sp) und Adrian Amstutz (svp) stehen im Final. Auch wenn ihre Kampagnen inzwischen wieder engagiert geführt werden, ist kein Run mehr an die Urnen zu erwarten. Beim ersten Wahlgang vom 13. Februar betrug die Wahlbeteiligung 50,8 Prozent. Am nächsten Sonntag dürfte sie noch zwischen 22 und 30 Prozent erreichen. Je tiefer die Beteiligung, desto grösser sind die Wahlchancen von Amstutz. Die SVP-Basis und das Land sind disziplinierter als Rot-Grün – sie marschieren.

Stimmberechtigte, die sich weder dem rot-grünen noch dem SVP-EDU-Lager zuordnen, dürften mehrheitlich leer einlegen oder den Urnengang auslassen. Man habe die Wahl zwischen Cholera und Pest, vernimmt man verschiedentlich auf der Strasse und in Foren. Ein hartes Urteil.

Losgelöst vom juristischen Gezänk, das dieser Tage angezettelt wurde, lohnt sich ein Ausblick auf den Wahlherbst. Die Ausgangslage präsentiert sich ähnlich wie vor der Ersatzwahl vom 13. Februar. Auch am 23. Oktober dürfte das Berner Ständeratsduo nicht auf Anhieb gewählt werden. Zu viele Kandidierende stehen erneut am Start. Zum einen, um ihre Parteien im Gespräch zu halten, zum anderen um ihre eigenen Nationalratssitze zu sichern oder einen zusätzlichen Sitz für die Partei zu erobern. Viele aussichtsreiche Kandidaturen führen zu einer Stimmenzersplitterung und das absolute Mehr ist plötzlich sehr hoch.

Bereits im Rennen sind Nationalrat Alec von Graffenried (grüne) und der bisherige Ständerat Werner Luginbühl (bdp). Von Graffenried gehört zur Grünen Freien Liste (GFL), die freisinnige Wurzeln hat, ist ein Bernburger und damit bis weit ins bürgerliche Lager wählbar. Luginbühl wiederum ist kultiviert und hochanständig. Noch als SVP-Regierungsrat schärfte er 12 Jahre lang sein Profil als solider, verlässlicher und wertkonservativer Politiker. Er kann die Wiederwahl schaffen.

Auch die FDP.Liberalen und die SP werden jemanden nominieren, ja sie müssen, zumal die Wählerbasis beider Parteien erodiert. Bei der FDP dürften die Namen von Nationalrat Christian Wasserfallen (Bern) und Corinne Schmidhauser (Bremgarten bei Bern) im Vordergrund stehen. Beide müssen nicht gewinnen, könnten ihrer Partei aber ein glaubwürdiges Gesicht geben.

Bei der SP kann sich der Bieler Nationalrat Hans Stöckli kaum ein zweites Mal aus der Verantwortung stehlen. Ansonsten dürfte Ursula Wyss erneut antreten. Die Kleinparteien CVP, EVP, EDU, GLP und SD haben zwar keine Chancen, vereinzelt ist dennoch mit Kandidaturen aus ihren Reihen zu rechnen.

Am 23. Oktober haben neben den Bisherigen Amstutz (svp) und Luginbühl (bdp) die Kandidaturen von SP, FDP und den Grünen Wahlchancen, insgesamt also fünf Personen. Wir können schon jetzt von einem zweiten Wahlgang ausgehen.

Foto Ursula Wyss und Adrian Amstutz: keystone

3 Replies to “Ursula Wyss vs Adrian Amstutz ist erst der zweite von vier Wahlgängen in diesem Jahr”

  1. Die Ergebnisse:

    – Adrian Amstutz: 163?537
    – Ursula Wyss: 159’900

    Amstutz liegt damit 3647 Stimmen vor Wyss. Die Stimmbeteiligung beträgt 46,3 Prozent. Zweiteres ist die Überraschung für mich.

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