Vom Austausch zwischen Journalisten und Regierungssprechern in Deutschland

Publiziert am 30. Mai 2010

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Das Beschaffen von Informationen verschlingt im Arbeitsalltag eines Journalisten viel Zeit. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu entschärfen, setzten die deutschen Journalisten schon 1949 um. Sie gründeten in der damals noch blutjungen Bundesrepublik Deutschland, nur wenige Tage nach der Wahl Konrad Adenauers, die Bundespressekonferenz – einen Verein. Dieser organisiert in der Regel dreimal pro Woche eine Regierungspressekonferenz. Daran nehmen manchmal einzelne Minister, aber stets alle Regierungssprecher sowie alle Sprecher der Ministerien teil.

Die Präsenz aller Sprecherinnen und Sprecher ist zwingend. Die Pressekonferenzen werden stets von einem Vorstandsmitglied des Vereins, also einem Journalisten, geleitet und moderiert. Er erteilt im Saal seinen Berufskollegen das Wort. Er gibt den Ball weiter an die Sprecher, und er entscheidet, wann Schluss ist. Zugang zu diesen Anlässen haben in der Regel nur die Vereinsmitglieder, es sind rund 900 an der Zahl, die über Deutschlands Bundestag und die Regierung berichten.

Montags, mittwochs und freitags haben also die Medienschaffenden Gelegenheit, ihre Fragen zu x-beliebigen Geschäften und Themen direkt  zu stellen. Kann eine Frage nicht beantwortet werden, wird sie im Anschluss per Mail nachgeliefert, und zwar subito. Die Pressekonferenzen dauern manchmal nur 20 Minuten, manchmal bis zu zwei Stunden. Wie ein abgestumpftes Ritual wirkten sie nicht auf mich. Beide Seiten scheinen diesen Austausch zu schätzen und respektvoll damit umzugehen.  Nicht ohne Stolz betonen verschiedene Protagonisten, dass diese Institution weltweit einzigartig sei.

An der Bundespressekonferenz gelten Codes. Der wichtigste legt fest, wie die Informationen zu verwenden sind.

unter eins: heisst, dass der Sprecher namentlich als Quelle genannt werden darf.

unter zwei: eine Aussage darf einer Institution zugeschrieben werden (z.B. “für das Bundesfinanzministerium ist klar, dass…”).

unter drei: So klassierte Informationen dürfen von den Journalisten nicht verwendet werden. Sie sollen z.B. bei Geschäften, die noch nicht reif sind, Hintergründe liefern.

Amtliche Sprecher stehen seit jeher im Verdacht, die Medien zu massieren. Eine klare Grenze  zwischen Information und Beeinflussung ist allerdings kaum zu ziehen. Dieses Problem schafft auch die Bundespressekonferenz nicht aus dem Weg. Aber sie ermöglicht es immerhin, dreimal wöchentlich Fragen zu stellen – von Angesicht zu Angesicht.

Wäre ein ähnliches Modell – beispielsweise ein wöchentliche Fragestunde – auch in der Schweiz  eine Entspannung für die seit langem vertrackte Zweierkiste Medien-Bundeshaus?

Fotos Bundespressekonferenz: Mark Balsiger

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