Wo bleibt die “Arenatauglichkeit”?
Publiziert am 10. Oktober 2007Wir leben im 15. Jahr der Politsendung „Arena“. Fast ebenso alt ist der Ausdruck „Arenatauglichkeit“. Es gibt viele Politiker und Kandidatinnen, die ihn leicht verächtlich gebrauchen.
Die Wahl-Arena „Energie und Umwelt“ von gestern Abend war eine gute Gelegenheit, spezifisch auf die Arenatauglichkeit zu achten. Sechs Arrivierte standen im Ring, rund ein Dutzend weitere Teilnehmende in der zweiten Reihe. Alle kamen mindestens einmal zu Wort.
Von Beginn weg wurde ein Zahlensalat angerichtet, jemand verlor den roten Faden, andere verhedderten sich in Schachtelsätzen, Abkürzungen und Fachausdrücke schwirrten durch den Raum.
Erstes Fazit: In 60 Minuten wurden unzählige Chancen vertan.
Das ist schade: Viele Zuschauerinnen und Zuschauer möchten sich auf Grund der „Arena“ eine Meinung bilden, eigene Überzeugungen bestätigt wissen oder neue Aspekte kennenlernen. Den Protagonisten der Sendung schien es zu wenig bewusst zu sein, wer ihr Publikum ist. Eine Beobachtung, die ich oft mache. Die Debatte muss sich per se auf der Oberfläche bewegen, sonst kommen Herr und Frau Schweizer, die kein Parlamentsmandat innehaben, womöglich nicht mit.
Jede Aussage sollte darum
– einfach
– konzis (auf Deutsch: kurz und bündig)
– prägnant
sein. Dann bleibt sie eher haften. Wer zudem noch Beispiele und Bilder verwendet, wird verstanden. Das ist die hohe Schule der Arenatauglichkeit.
Bei unseren Coachings und Medientrainings sage ich jeweils: „Jedes Statement muss zu einem Goal führen.“ Gestern habe ich in 60 Minuten drei Goals miterlebt – eines war brillant.
In der Wirtschaft und im Militär haben sich Medientrainings durchgesetzt. In der Politik hingegen werden sie immer noch in Frage gestellt. Ich hörte tatsächlich in diesem Jahr Aussagen wie: „Ich habe das nicht nötig.“ Andere glauben, sie verlören ihre Authentizität.
Zweites Fazit: Es bleibt noch viel zu tun.
Mark Balsiger
P.S. Die nächste Wahl-Arena steigt heute Abend, 22.20 Uhr. Testen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten selber!
Fasse mich kurz: mit konzis kenne ich jetzt schon wieder ein neues Wort. Ich werde es womöglich im Gespräch unter uns Herr und Frau Schweizer verwenden. Aber danke für den Beitrag. Ich schaue heute Abend Wahl-arena und teste..
Erwischt, natürlich ist konzis ein Ausdruck, der von weniger als 50 Prozent der Bevölkerung verstanden wird. Folglich gehört er nicht ins “Arena”-Repertoire. Asche über mein Haupt: Ich werde den Original-Beitrag ändern…
Mir ist die Arenatauglichkeit sowas von egal.
In der täglichen Arbeit im Bundeshaus zählen andere Attribute. Ist jemand dossierfest? Sind die Hausaufgaben gemacht? Ist der Politiker bzw. die Politikerin gut vorbereitet? Vermag er/sie am Rednerpult zu überzeugen? Geschickt zu lobbyieren?
All das ist mir wesentlich sympathischer als ein perfekter Auftritt am Schweizer Farbfernsehen. Nichts gegen Leute , die das draufhaben – aber wenn das alles ist, was zählt, Gute Nacht…