Zwischenbilanz nach 16 kantonalen Wahlen: GLP zieht davon, die CVP ist im Jammertal

Publiziert am 31. März 2014

Seit den Nationalratswahlen im Oktober 2011 wurden in 16 Kantonen die Parlamente neu bestellt. Die provisorische Zwischenbilanz zeigt: Die klare Verliererin ist die CVP.  Verluste gibt es auch bei FDP und Grünen zu verzeichnen. Die GLP hat die Nase vorn, deutlich vor der BDP. Im Plus sind auch SP und SVP.

zwischenbilanz_580_kantonale_wahlen_2011_bis_märz_2014
Die Grafik
in der obigen Darstellung ist primär als Illustration gedacht. Sollte die Lesbarkeit eingeschränkt sein, gibt es diese Tabelle auch als PDF zum Downloaden:

Zwischenbilanz: Alle 16 kantonalen Wahlen von Nov. 2011 – März 2014

Auffallend sind die praktisch flächendeckenden Verluste der CVP: Mit zwei Ausnahmen haben die Christlichdemokraten in allen Kantonen Wähleranteile eingebüsst, einzig in den Kantonen Uri und Genf konnten sie minimal zulegen. Die SVP drehte ihren Negativtrend aus der ersten Hälfte des Jahres 2012 und legte in den letzten zehn Kantonswahlen überall zu.

Die Gewinner der Nationalratswahlen 2011, GLP und BDP, bleiben auch in den kantonalen Parlamentswahlen auf Siegeszug. Die BDP konnte mit Ausnahme von Bern (Wahlen von gestern) in allen Kantonen, in denen sie antrat, Wähleranteile gewinnen. Die Grünliberalen wiederum sind mit einem Plus von 2.5 Prozent noch deutlich besser unterwegs.

Diese Zwischenbilanz soll in erster Linie einmal eine Übersicht vermitteln. Trends lassen sich daraus ableiten, ich versuche es nachfolgend mit Interpretationen:

– SVP:
Nach den eidgenössischen Wahlen 2011 mit dem für sie schmerzhaften Rückschlag (minus 2.3 Prozentpunkte) geriet die Volkspartei vorübergehend aus dem Tritt. Sie erlitt in der Folge ein paar Niederlagen in der Ost- und Zentralschweiz. Insbesondere das Resultat in St. Gallen (minus 6.4 Prozentpunkte), wo sie die politischen Landschaft in den letzten 20 Jahren komplett umgepflügt hatte, war eine Ohrfeige. In den letzten zehn Kantonswahlen hat die SVP allerdings überall zugelegt. Sie scheint damit trittsicher Richtung eidgenössischen Wahljahr 2015 unterwegs zu sein.

– SP:
Wie die SVP erreicht auch die SP nach 16 Kantonswahlen ein leichtes Plus. In insgesamt neun Kantonen konnte sie zulegen. Dass sie in Kantonen, in der sie traditionell stark verankert ist, beispielsweise Aargau, Solothurn, Genf und Bern, nicht vom Fleck kommt, muss für die Sozialdemokraten alarmierend sein.

– FDP:
Die Bilanz der Freisinnigen ist durchzogen, insgesamt resultiert ein Minus von 1 Prozentpunkt. Das steht im Kontrast zum letzten Politbarometer, das gestern veröffentlicht wurde. Die Fusion von FDP und Liberalen im Kanton Genf hatte keinen positiven Effekt, im Gegenteil. Es resultierte ein Minus von 3.9 Prozentpunkten, in der Waadt, einer Hochburg der FDP, setzte es sogar ein Minus von 4.9 ab.

– CVP:
Die Christlichdemokraten sind mit einem Minus von 1.9% im Jammertal: Sie haben in 14 von 16 Kantonen Wähleranteile verloren, die Erosion geht weiter. Die Wählerbewegungen dürften zum einen Richtung SVP, zum anderen zu den beiden neueren Mitteparteien BDP und GLP zu verzeichnen sein.

– Grüne:
Die Grünen traten seit den Nationalratswahlen 2011 in 13 von 16 Kantonen an und verloren dabei acht Mal. Daraus resultiert ein Minus von 0.7 Prozentpunkten. Brutal war die Niederlage in Genf mit einem Verlust von mehr als 6 Prozentpunkten.

– GLP:
Wo die Grünliberalen kandidieren, gehen sie mit Gewinnen aus den Wahlen hervor. Einziger klitzekleinen Bremser in dieser Erfolgsbilanz ist Basel-Stadt, wo ein Minus von 0.1 Prozentpunkten resultierte. Insgesamt beträgt das Plus satte 2.5%.

– BDP:
Die Zwischenbilanz der BDP schlägt mit einem Plus von 1.2 Prozentpunkten zu Buche. Schwer wiegt allerdings die Schlappe von gestern in Bern. Das Minus von 4.8% bzw. 11 Sitzen ist brutal und stoppte den Höhenflug des letzten Mals – aus dem Stand auf 16 Prozentpunkte – jäh. Aufschluss über den Formstand der BDP dürften die beiden nächsten kantonalen Wahlen in Graubünden (18. Mai) und Glarus (1. Juni) geben. Bern, Glarus und Graubünden sind die Hochburgen der BDP, dort übernimmt sie auch Regierungsverantwortung; in Bern und Glarus mit je einem Sitz, in Graubünden sogar mit zwei Sitzen. Verliert die BDP im Widmer-Schlumpf-Kanton einen Sitz in der Regierung an die SVP, wird es ungemütlich. Dann dürfte ihre Bundesrätin im eidgenössischen Wahljahr 2015 erst recht unter Druck geraten.

Mark Balsiger

 

10 Replies to “Zwischenbilanz nach 16 kantonalen Wahlen: GLP zieht davon, die CVP ist im Jammertal”

  1. Guten Tag Mark Balsiger,

    es wäre schön, wenn die CVP nicht immer schlechter gemacht wird, als sie ist und dort, wo sie zugelegt hat, das auch grün markiert wird und nicht rot (=Genf)
    Besten Dank für die Anpassung!

    Freundliche Grüsse
    Yvonne Bürgin
    Kantonsrätin ZH

  2. Weiterhin ist zu bemerken, dass die Gemeindeparlamentswahlen im Kanton ZH vom Wochenende 30.3.2014 ein etwas anderes Bild zeigen. SVP und SP verlieren in den Parlamentswahlen stark! Die CVP musste nur einen minimen Verlust hinnehmen.
    In den Exekutiven konnte die CVP massiv zulegen!
    Aufschwung ist angesagt!

    Yvonne Bürgin
    CVP Rüti

  3. Lieber Herr Balsiger

    Weshalb führen Sie in Ihrer Grafik die Ergebnisse der EVP nicht mit?

    In Bern haben wir übrigens gestern einen (von vielen Medien verschwiegenen) sensationellen Wahlsieg errungen, zu den zehn bisherigen zwei zusätzliche Sitze gewonnen (und bleiben somit stärker als die GLP) sowie unseren Wählendenanteil von 5.9 auf 6.4 Prozent ausbauen können.

    Mit freundlichen Grüssen.

    Lukas Zimmermann-Oswald

  4. ‘@Lukas Zimmermann

    Zum Ergebnis der EVP gratuliere ich ihnen und Ihrer Partei. Ob ein Zuwachs von 0,5% als “sensationeller Wahlsieg” bezeichnet werden darf, stelle ich hingegen Abrede.

    Die Grafik beschränkt sich auf die Parteien, die auf nationaler Ebene Fraktionsstärke haben. Das ist bei der EVP bekanntermassen nicht der Fall. Sie stellt zwei Nationalrätinnen.

  5. Das sind die Wähleranteile, aber hat Herr Basiger auch eine Statistik über die gleiche Periode was die Sitzanzahl in den Parlamenten betrifft?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert