Ali Kebap ist nicht das neue Gspändli von Mergim Muzzaffer

ali_kebap_apg1Seit heute ist das Rätsel aufgelöst: Ali Kebap wirbt für die APG, so wie das viele vermuteten. Auf dem neuen Sujet sieht der Protagonist auch etwas freundlicher drein als beim Erstling. Die APG machte die letzten zwei Wochen mit ihrer Teaserkampagne aus der Not eine Tugend: Die Krise manifestiert sich am schnellsten – und wohl auch am deutlichsten – in den Printmedien und an bei Plakatkampagnen. Dazu kommt, dass gerade in den Sommermonaten Plakatstellen traditionell weniger gebucht werden als sonst.

Ich hatte bis zuletzt auf einen originellen Twist gehofft. Mergim Muzzaffer, eine der Figuren in der Satiresendung “Giacobbo/Müller”, hätte schon lange ein ähnlich fettes Gspändli verdient. Gemeinsam hätten sie sich einmal Müllers Hund Lupo vornehmen können. Aber vielleicht kommt ja diese Fortsetzung noch. Die Geschichte rund um die „Tellerwäscher-Karriere“ von Ali gehe nämlich weiter, schreibt die APG heute. Womit künftig das Überraschungsmoment ausbleiben wird.

Eine Zürcher Agentur hatte die Ali-Kebap-Rätslerei für Werbung in eigener Sache genutzt. Über Nacht verzierten die Kreativen einige Ali-Plakate mit einem Kleber, der für eine Kleinstbeiz im Kreis 4 wirbt.

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Cablecom-Kampagne erhält dank dem Support eines Bloggers den richtigen Dreh

Dass Cablecom in Sachen Kundenservice seit Jahren Bestnoten erreicht, ist hinlänglich bekannt. Werberisch ausgedrückt: simply the best. Entsprechend muss die Imagekampagne, die seit ein paar Wochen läuft, anders gewertet werden: Es geht darum, die darbende Werbewirtschaft zu stützen. Das ist löblich.

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Wie Tom Brühwiler, vielen als BloggingTom bekannt, nun aufdeckt, wurden vier Sujets vorübergehend vergessen. Er reicht sie nach – sie bringen es auf den Punkt. Ein Beispiel:

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Wenn die Cablecom-Verantwortlichen richtig ticken, haben Sie BloggingTom bereits eine Jobofferte unterbreitet. Er hat den Dreh raus – und eine unverzerrte Perspektive auf die Qualitäten der Firma. Die drei weiteren Sujets des bekannten Bloggers kann man hier betrachten.

Veräppelungen bestehender Kampagnen sind nichts neues. Als im Herbst 2008 die Staatsbank UBS eine Imagekampagne lancierte, war Blogger Bö subito mit einem treffendem Sujet zur Stelle:

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Alexander Tschäppät rettete Start zur dritten Staffel von Giacobbo/Müller

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Die Fernsehabstinenz hat ein Ende, der dritten Staffel von Giacobbo/Müller sei Dank. Aber offenbar hat die Pause bei den beiden Protagonisten Viktor Giacobbo und Mike Müller Spuren hinterlassen. Gestern Nacht kamen sie nicht auf Touren. Wenn Kalauer à la Räto-Rumänen – im Kontext mit der Personenfreizügigkeit – bereits zum Besseren der Sendung gehören, spricht das nicht für sie.

In guter Form präsentierte sich dafür Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät. Der Gast verbuchte vier oder fünf Lacher für sich. Zwei davon hat er vermutlich vorbereitet, die anderen ergaben sich spontan. Eine der Qualitäten Tschäppäts. Vor allem weiss er um die Wichtigkeit des Timings. Pointen müssen nicht besonders gut, sondern gut erzählt und vor allem gut platziert sein.

Im Prinzip rettete Tschäppät die Sendung, die sonst keine nennenswerte Höhepunkte hatte.

Tschäppät wäre nicht Tschäppät, wenn er den lokalen Medien nicht bereits im Vorfeld seinen Auftritt in der Satiresendung angekündigt hätte.  Eigenpromo gehört zur Politik, auch das ist eine seiner Qualitäten.

Foto:  sf.tv

Die Nationalhymne kommt in allen Schulstuben – danke, Milly Stöckli

Achtung, dieser Beitrag ist womöglich nicht ganz satirefrei

Es soll politische Gremien geben, die sich gelegentlich vergaloppieren, Papiertiger gebären, das Wesentliche nicht mehr vom Unwesentlichen trennen können – oder schlicht die Realitäten des Lebens ausblenden.

schweizer_fahne3.jpgDas darf man dem Aargauer Kantonsparlament bei seinem wichtigsten Entscheid des gestrigen Tages gewiss nicht unterstellen. Mit 58 zu 57 Stimmen befand es, dass die Nationalhymne in den Lehrplänen verankert werden muss. Für die Primarschüler heisst das: Sie haben künftig die vier Strophen des Schweizer Psalms auswendig zu lernen.

Diese frohe Botschaft ist inzwischen auch in den Schulstuben angekommen. Nach vorerst unbestätigten Angaben soll sie enthusiastische Reaktionen ausgelöst haben. Der halbe Aargau im kollektiven Freudentaumel, endlich einmal etwas, das verbindet!

Der Vorstoss im Parlament lancierte Grossrätin Milly Stöckli. Nicht nur fromme Seelen erahnen vermutlich schon, welcher Partei sie angehört. Mitverantwortlich für das Schweizer-Psalm-Obligatorium sind – die Ausländer und deren Kinder. Das erklärte Stöckli am Rednerpult so:

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Die Nationalhymne ist also für Primarschüler obligatorisch, die Nation gerettet. Wir freuen uns auf weitere Reformen dieses Kalibers.


O-Ton: SR DRS, Regionaljournal Aargau Solothurn
Foto: picswiss.ch

Von schwarzen Schafen und einem schlauen Biobauer als Drahtzieher

Ich versuche es für einmal in Versform. Die Narrenkappe übergestülpt, tönt das so:

Geheimpläne und schwarze Schafe, viel Rauch und Schall,
schliesslich platzt der Kragen, der Leithammel kommt zu Fall;
Über Nacht trickst rot-grün-schwarz sie aus, die Volkspartei,
und in deren Nest liegt plötzlich ein Bündner Kuckucksei;
Mörgeli und Maurer blamieren sich bis auf die Knochen und den Rumpf,
die Neue steht nicht zu Hause am Herd, es ist eine geborene Schlumpf;
der Stratege wohnt in der Nähe, ein Biobauer, clever und schlau,
Andrea Hämmerle beschert der SVP einen vorweihnachtlichen Super-GAU;
Und sorgt am Morgen Widmers „Njet“ für den nächsten Knaller,
steht ihr Erbe schon bereit, genau, es ist Urs Schwaller;
die Diener des Herrn blöcken in der Herde etwas von Opposition
,„geht nur“, echot es, „das ist der Preis für die ständige Obstruktion“.

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Andrea Hämmerle, Nationalrat und Königsmörder

Mörgeli, unser aller Müllmann

Eine Glosse

Wahlkampf mit Abfall – kein Problem. Einer Sommerserie von „TeleZüri“ sei Dank. Der Privatsender begleitete Prominente, Missen, Schlagersternchen und Dreckwerfer bei ausgefallenen Tätigkeiten.

Christoph Mörgeli, Medizinhistoriker am Tropfe von Väterchen Staat, rakröhrender* Infanterist mit viel Erfahrung im Schützengraben und scharfen Schuss, Wunschschwiegersohn fast aller Mütter Helvetiens, Kolumnen schreibender Verdauungsregulator, agent provocateur für die Sache des Guten, Bauchredner von Christoph B. und Nationalrat der Volkspartei, hat für einmal sein Konfirmanden-Outfit gegen ein oranges Übergwändli eingetauscht und ging auf Ghüdertour. Quer durch „Downtown Switzerland“. Dieses Oeuvre wird uns am 1. August präsentiert – zwischen Fahnenschwung, zweitem Cervelat und den kahl geschorenen Patridioten, die die News der nächsten Tage dominieren werden.

„Für mich ist Müllmann eine ausgezeichnete Wahl“, findet Mörgeli. Kein Wunder, in der heutigen Ausgabe von „20Minuten“ ist er auf der Frontseite abgebildet. Gleich viermal. Und immer mit seinem angeborenen Grinsen. So viel Gratiswerbung hat in diesem Wahljahr noch kaum ein Kandidat erhalten. Gratulation auch an Tamedia: Das ist Konzernjournalismus, der mindestens bis zum Uetliberg hinauf stinkt.

Bern, heute Morgen im 9i-Tram: Ein Mann mittleren Alters greift nach einer Gratiszeitung, betrachtet die vier Fotos und meint zu seinem Kollegen nebenan: „E lueg, dr Mörgeli aus Ghüdermaa! Jitze hett dä ändlech sini wahri Beruefig gfunge.“

Mark Balsiger

* Für alle Frauen, Zivis, Pazifisten und Nicht-Schweizer: Das Rakrohr ist die Paradewaffe des Infanteristen.