Das Wahlkampfblog und seine Babys

Blogs tauchen auf und verschwinden wieder. Das Wahlkampfblog zählt mit seinen viereinhalb Jahren auf dem Buckel vermutlich zu den etablierten Bonsaimedien, die sich schwergewichtig mit Politik und Medien befassen. In dieser Zeitspanne sind rund 450 Postings und ein paar Tausend Kommentare publiziert worden.

Für vereinzelte Beiträge brauchte ich zum Teil nur gerade zehn Minuten, beispielsweise die Videosequenz um Bundesrat Hans-Rudolf Merz und das Bündnerfleisch im September 2010.  Für andere Postings wendete ich mehrere Stunden auf, in einem Fall sogar mehr als einen Tag (25. April 2011: “Wie Medien die Politik formatieren”, ein Essay). Dass der Bündnerfleisch-Beitrag mehr Klicks errreichte als das Essay muss ich hinnehmen.


Von vielen Surferinnen und Sufern bislang nicht bemerkt, hat das Wahlkampfblog Familienzuwachs erhalten. Zum einen gibt es eine Facebook-Seite, die den Wahlkampf im Internet in den Vordergrund stellt. Schon länger im Netz ist die Facebook-Seite “Wahlkampf – Hintergrund, Tipps und Tricks“. Beide Plattformen bauen wir kontinuierlich auf und aus. Sie sollen einen Mehrwert liefern. Die Postings erfolgen regelmässig, ohne die Fans zuzumüllen. Gesucht sind noch viele Leute, die diese beiden Seiten “liken”.


Das Quartett ist dank meinem persönlichen Twitter-Kanal komplett. Dieser Microblogging-Dienst macht mir seit ein paar Monate zunehmend Freude, fast täglich entdeckte ich Neues. Zugleich ist es eine Herausforderung, maximal 140 Anschlägen zur Verfügung zu haben. Täglich scheitern gehört dazu. Solange das lustvoll geschieht, ist alles in Ordnung.

Die beiden Facebook-Seiten und Twitter ergänzen dieses Blogs, das Angebot soll abgerundet sein und Wissen vermitteln. Das Augenzwinkern gehört auch bei den Wahlkampfblog-“Babys” dazu. Schön wäre es, wenn auch regelmässiger Diskussionen entstünden.

Ende der Nabelschau, einen Tag vor dem 9-Jahre-Jubiläum meiner Agentur erlaube ich mir das.

Das neue Buch für den Wahlkampf

Medienmitteilung vom Montag, 31. Januar 2011, zur offiziellen Lancierung von “Wahlkampf – aber richtig”

Welche Strategien sind im Wahlkampf erfolgreich? Wie plant man eine Kampagne? Das neue Buch „Wahlkampf – aber richtig“ gibt die Antworten. Auf 220 Seiten werden sechs erfolgreiche Kampagnen vorgestellt, Erfolgsfaktoren definiert (siehe Modell unten) sowie die Chancen und Risiken von Facebook & Co. beleuchtet.


Das Timing stimmt: Neun Monate vor den eidgenössischen Wahlen ist soeben das neue Buch „Wahlkampf – aber richtig“ erschienen. Insgesamt werden sechs erfolgreiche Wahlkampagnen im Detail dokumentiert: für den Nationalrat, für ein Kantonsparlament und für die Exekutive einer Kleinstadt. Die Fallbeispiele dokumentieren, wie mit Substanz, geschickter Medienarbeit und grossem Engagement Wahlerfolge möglich werden.

Ein Kapitel ist den 26 Erfolgsfaktoren gewidmet; ein weiteres Facebook, Twitter & Co. – aus gutem Grund: Viele Politikerinnen und Politiker haben sich noch nicht auf soziale Netzwerke eingelassen – oder sie machen Fehler dabei. Dieses Buch räumt die Vorurteile gegenüber Social Media aus. Der Autor beschreibt auf anschauliche Weise das Potenzial, das die neuen Medienkanäle entwickeln können.

„Wahlkampf – aber richtig“ folgt nahtlos auf das populäre Handbuch „Wahlkampf in der Schweiz“ (2007) und wurde erneut von Mark Balsiger geschrieben. Der ehemalige Journalist ist seit 2002 als Politikberater und Kampagnenmacher in Bern tätig.

Das neue Handbuch richtet sich an Kandidierende auf allen politischen Ebenen. Es umfasst 224 Seiten und ist durchgehend vierfarbig gestaltet. Es kostet 38 Franken. „Wahlkampf – aber richtig“ kann man ausschliesslich online, über die Website bestellen. Der Buchhandel wird nicht beliefert. (mhg)

Vor der offiziellen Veröffentlichung erschienene Berichte:

Interview mit dem Autor & Hintergrund (31. Januar; PDF)
Tages-Anzeiger. So heizt man den Wahlkampf auf (29. Januar, PDF)
Newsnetz: Wie Sie die Wahl in den Nationalrat schaffen (24. Januar)
NZZ: Mit 80’000 Franken, Gratis-PR und viel Einsatz nach Bern (22. Januar; PDF)

“Wahlkampf – aber richtig”: Schmirgeln, bis die Augen sich röten

20. Dezember 2010.

Dieser Termin ist seit Monaten in der Agenda rot markiert. “Buch sollte dann rauskommen!”, erinnerte mich am Morgen eine Notiz im Outlook. Der Termin ist verpasst, anstelle druckfrischer Bücher lieferte unsere Stammdruckerei heute eine Schachtel Prospekte aus.

Der Fehler liegt bei mir: Der Fahrplan war sehr ambitiös, dann legte mich eine Grippe ins Bett und der ideale “Slot” zum Drucken war weg. Ein grosses Pardon an alle diejenigen, die das neue Buch “Wahlkampf – aber richtig” schon bestellt haben. Es reicht nicht mehr, wie ursprünglich gehofft und im Konjunktiv angekündigt, unter den Weihnachtsbaum.

Die gute Nachricht: Das Buch wird deutlich dicker. Anstatt der angekündigten 140 Seiten umfasst es nun deutlich über 200 Seiten. Meine Kollegen Mathias Fürer und Thomas Hodel haben in den letzten zwei Wochen ein zusätzliches Kapitel über die Kantone erarbeitet, ich ergänze mit den  “26 Erfolgsfaktoren”. Die Publikation wird durchgehend vierfarbig und in einem attraktiven Format – grösser als die meisten Handbücher – erscheinen. Der Politologenjargon konnte sich nicht einnisten, schliesslich ist es ein Handbuch.

Zur Auflockerung schon mal eine Karikatur zum Thema:

Dieser Tage beugen sich alle, die am Projekt beteilgt sind, über die “Fahnen”. Wir suchen nach Tipp-, Fall- und Interpunktionsfehler – mit Erfolg. Und deshalb geht dieser Prozess des Schmirgelns weiter. Bis tief in die Abende hinein und bis sich die Augen röten.

Etliche Blogger werden übrigens in “Wahlkampf – aber richtig” für ihre wertvolle Arbeit, die sie im Netz leisten, erwähnt. Zum Beispiel er, er, er, er, er, er, er, er, sie (Plural), er und sie (Plural).

Einmal mehr fällt auf: Bloggen ist männlich. Auf dieser Liste sind gerade einmal zwei Frauen dabei. Das liegt nicht an mir, sondern daran, dass offensichtlich nur ganz wenige Frauen über politischen Themen bloggen.

Karikatur: Rainer Benz (in) Wahlkampf in der Schweiz 2011
Foto: Thomas Hodel

Das neue Buch zum Wahlkampf kommt

Gut Ding will Weile haben. Vor drei Jahren entschied ich mich, erneut ein Buch über den Wahlkampf zu schreiben. Doch der richtige Start verzögerte sich immer wieder, andere Projekte hatten Vorrang. Jetzt ist die neue Publikation aber in der Pipeline. Vorab gibt es hier den Entwurf des Buchcovers zur Ansicht:

In 366 Tagen werden die eidgenössischen Wahlen 2011 stattfinden. Sie dürften so spannend werden wie selten zuvor. Das neue Buch kann einen wichtigen Beitrag bei der Planung und Führung von erfolgreichen Kampagnen leisten.

“Wahlkampf – aber richtig” entspringt einem Wunsch, den etliche Leserinnen und Leser des ersten Buches “Wahlkampf in der Schweiz” deponierten. “Machen Sie ein Buch, das praktisch aufzeigt, wie wir vorgehen müssen.”

Im neuen Buch stelle ich deskripitv fünf erfolgreiche Kampagnen vor: drei für den Nationalrat, eine für ein Kantonsparlament und eine für die Exekutive einer Kleinstadt. Die Fallbeispiele zeigen auf, wie die Kandidierenden vorgingen, was sie gut und was weniger gut machten.

Was ist “erfolgreich”: Nadine Masshardt (oben rechts) schaffte auf Anhieb den Sprung in ein Stadtparlament, ein Kantonsparlament und, 2007, auf den ersten Ersatzplatz der Berner SP. Aufgrund dieser Leistungen darf Masshardts Kampagne, die faktisch länger als drei Jahre lang dauerte, mit Fug als erfolgreich bezeichnet werden.

Ergänzend gibt es ein Kapitel zu Facebook, Twitter und Co., weil sich der Wahlkampf nur noch in den sozialen Netzwerken entwickelt. Checklisten gehören auch dazu.

“Wahlkampf – aber richtig” erscheint voraussichtlich am 20. Dezember – ausschliesslich bei meiner Firma und nicht im Fachhandel -, kann aber schon jetzt bestellt werden. Zu einem Vorzugspreis von 34 Franken.

Mit dem neuen Buch schliesst sich ein Kreis: Nur wegen “Wahlkampf in der Schweiz” hatte ich ursprünglich das Wahlkampfblog lanciert. Es war und ist durchaus eine gegenseitige Befruchtung.

Wenn ein Festplatte aussteigt

Vor rund zwei Wochen musste ich über massive Spamattacken, die dieses Blog beeinträchtigten, berichten. Dieses Problem ist längst behoben. Dafür gab am letzten Samstag im Server eine Festplatte den Geist auf, um es salopp auszudrücken. Das Wahlkampfblog konnte nicht mehr aufgerufen werden.

Inzwischen ist auch dieses Problem gelöst, das Blog sollte nun wieder voll “funktionstüchtig” sein. Der Humor verliess uns in den letzten Tagen nicht, vielmehr tauchte die Frage auf, welche Herausforderung wohl in zwei Wochen auf uns wartet.

Ich entschuldige mich bei allen Gästen, die hier vorübergehend nicht vorbei”güxle” konnten.

Viagra und Politik

Jahrelang war das Wahlkampfblog keine Zielscheibe der Spammer. Das hat sich die letzten Wochen plötzlich geändert. Die Attacken wurden – obschon wir unsere Software stets auf dem neusten Stand halten – so heftig, insbesondere in der Nacht auf heute Samstag, dass wir ein Backup einspielen mussten. So waren die beiden letzten Postings (zum Rücktritt von Bundesrat Leuenberger) vorübergehend verschwunden.

Leider gilt dasselbe auch für ein Dutzend Kommentare. Ich entschuldige mich dafür bei allen Verfasserinnen und Verfassern. Die Hoffnung bleibt, dass ich die Kommentare wieder generieren kann.

Dank schneller und professionellen Hilfe unserer Technikcracks, die auch samstags bei 33 Grad werken, sollte nun alles wieder funktionieren.

Die Spammer müllten dieses Blog übrigens ausschliesslich mit “buy viagra cheap” zu.  Wer in den Suchmaschinen Begriffskombinationen wie z.B. “Bundesrat Leuenberger – Rücktritt” eingab, landete auf dem Wahlkampfblog mit Viagra-Hinweisen. “Zuweilen”, flachst Bürokollege Suppino, “wäre doch gerade in der Politik ein gut durchblutetes Hirn nützlich”.

Bloggen in Berlin, Blogger in Berlin

Ob ich denn Lust hätte, ein paar Tage in Berlin zu verbringen, fragte mich die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung. Ich bejahte, blieb aber skeptisch. “Wo… wo liegt der Hund begraben?”, schob ich nach. Die Dame der deutschen Botschaft musste schmunzeln.

Das Telefongespräch liegt ein paar Wochen zurück. Im Moment bin ich gerade daran, in Ruhe durchzugehen, was alles in den Koffer für Berlin muss. Am Auffahrtstag gehts los.

Es hatte Tradition, dass das Auswärtige Amt Deutschlands gruppenweise Medienschaffende aus aller Welt einlädt. Ein erstes Mal findet nur eine solche Reise auch für Blogger statt. Rund 15 verschiedene Poltitblogger aus 15 verschiedenen Ländern sind in diesem Programm mit dabei. Thematisch geht es um, was Wunder: Politik und Medien, vor und hinter den Kulissen, off- und online.

Bei der Suche nach einem Schweizer Politblogger sind die Deutschen auf meinem wahlkampfblog hängengeblieben. Und schliesslich kam die formelle Anfrage der deutschen Botschaft. Ich finde das grossartig und danke den Suchmaschinen, die diese Wahl wohl erst möglich gemacht haben. Bürokollege Suppino flachst irgendetwas von “15 Blogger in einem Raum – wer hält das aus?”

Wenn die Zeit reicht, werde ich die nächsten Tage über die Diskussionen und Erlebnisse in Berlin, allenfalls auch über den einen oder anderen Teilnehmer der “Berlin Blogger Tour 2010” berichten. Diese Postings werden mit diesem farbigen Berlin-Banner gekennzeichnet.

Und natürlich hoffe ich, den Schweizer Medienblogger, der schon seit mehreren Jahren in Berlin arbeitet, einmal auf eine Latte Macchiato zu treffen.

– Foto: schlawien-naab.de
– Berlin-Banner: fatalin.wordpress.com

Berner Wahlen 2010: Vor Ort, hinter der Bühne, beobachtend, heavy bloggend

Morgen Sonntag wählt der Kanton Bern seine Regierung und das Parlament. Der Ausgang ist offen, die Spannung gross. Erste Hochrechnungen zu den Regierungsratswahlen dürften um etwa 15 Uhr vorliegen. Bis die definitiven Grossratsergebnisse publik sind, kann es bis Mitternacht dauern.

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Ich werde am Nachmittag und Abend im Berner Rathaus arbeiten. Einerseits muss ich für die beiden Radiostationen BE1 und Canal3 aus Biel Einschätzungen und Instant-Analysen liefern. Andererseits versuche ich mich hier im Wahlkampfblog mit “heavy blogging”. Ein Experiment.

Unter “Berner Wahlen – Splitter aus dem Rathaus” werde ich meine Beobachtungen rund um den Wahltag ins Netz stellen – kurze Häppchen, hoffentlich vielfältig und eigenständig.

Gleichzeitig hoffe ich, dass im virtuellen Berner Wahlbistro Prognosen abgegeben werden, die wiederum zu Diskussionen führen.

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– Karikatur: Max Spring, BZ
– Foto: Thomas Hodel

Wahlkampfblog: Heute drei Jahre alt und wieder werbefrei

Vor Jahresfrist stand die weitere Existenz des Wahlkampfblogs auf der Kippe: Aufgrund der chronischen Arbeitsüberlastung zog ich in Erwägung, ihn vom Netz zu nehmen. Bloggen macht Freude, fast nie zu bloggen hingegen sorgt bei mir für ein schlechtes Gewissen.

kuno_bund_rettung_200In der Phase von Januar bis Mai konnte ich dieses Blog nur stiefmütterlich pflegen. Das lag an der Rettungsaktion zugunsten der Berner Traditionszeitung “Der Bund”, ein unbezahltes Idealisten-Projekt, das weit mehr von meinen Ressourcen brauchte als ursprünglich eingeplant. Das Kampagnensujet (links) wollten übrigens diverse Fans kaufen. (Die gute Nachricht: Wir haben bei der letzten Büroräumungsaktion nochmals eine paar Plakate im Format A3 gefunden. Wer noch ein Plakat möchte, soll mir eine Mail schicken.)

Vom Juni an ging es wieder aufwärts, ich konnte bedeutend mehr Zeit in dieses Bonsai-Medium investieren. Und so flackern heute drei kleine Kerzen auf dem Kuchen.

Zum dritten Geburtstag gibt es ein paar Änderungen:

1.  Das Wahlkampfblog ist wieder werbefrei. Das hat einen triftigen Grund: Der Betreiber des Premium-Blog-Netzwerks “logcut” bezahlt seit nunmehr einem Jahr keine Beträge mehr für die Banner, die bis gestern hier geschaltet wurden. Das bedeutet eine Vertragsverletzung und entgangene Erträge. Alle meine Telefonanrufe und Mails, schliesslich auch ein eingeschriebener Brief blieben unbeantwortet. Anderen Blogbetreibern wie BloggingTom und Ignoranz ist es gleich ergangen.

2.  Am Ende jedes Postings scheinen nun ein paar gängige Icons auf. Die Beiträge können beispielsweise auch über andere Web2.0-Kanäle wie Facebook oder Twitter ins Netz geblasen werden.

Das oberste Ziel dieses Blog bleibt eine gute Diskussionskultur. Das in vielen Foren und Blogs grassierende Diffamieren wird hier nicht Einzug halten. Ganz einfach deshalb, weil es nicht möglich ist, anonym zu kommentieren. Zumindest ich als Blogbetreiber will wissen, welche Personen hinter den Kommentaren mit einem Pseudonym stehen.

4.  In der Sidebar rechts habe ich eine neue Rubrik aufgenommen: Medienblogs. Seit längerem lese ich regelmässig mehrere davon und bin angetan vom Niveau, dem unabhängigen Ansatz und der Konstanz, die ihre Betreiber auszeichnen. Deren Arbeit ist umso wichtiger, weil es in den etablierten Medien keine Ressorts oder Spezialisten mehr gibt, die sich explizit mit den Medien selbst befassen. (Rainer Stadler von der NZZ ist die Ausnahme, und er macht seinen Job gut.)

Neu verlinkt sind deshalb: der Medienspiegel von Martin Hitz, Ronnie Grob, Bugsierer sowie das Blog des Medienmagazins “Klartext“. Die Leute, die hinter diesen Medienblogs stehen, kenne ich mit einer Ausnahme nicht persönlich.

Schliesslich ein paar statistische Angaben: In den letzten drei Jahren publizierte ich hier 324 Postings, die 1755 Kommentare generierten. Mein Ziel, auch in Zukunft mindestens einmal pro Woche zu schreiben, bleibt unverändert.

Rückblick auf die beiden vorangegangenen Jubiläums-Postings:

22. Januar 2008
22. Januar 2009

Das Schlusswort zum Thema Bloggen hat David Bauer, preisgekrönter Jungjournalist, Blogger und Twitterer: “Wer jetzt noch schreibt, hat Ausdauer oder Erfolg. […] Wer jetzt noch bloggt, der hat es geschafft. Oder ist wirklich nicht zu retten.”

P.S.  Ich finde: Kategorisierungen im Netz bringen nichts.

Tschilp – ich zwitschere jetzt auch mit

twitter_vogel_4Mein erster direkter Kontakt mit dem Microblogging-Dienst Twitter war prägend. Etwa vor einem Jahr traf ich an der Aare einen Berufskollegen. Er war daran, auf seinem Handy eine Kurznachricht – in der Fachsprache Tweet genannt – zu verfassen. Ich guckte ihm über die Schultern: “Aare ist kuul, 17 Grad”, konnte ich entziffern.

Ich war überwältigt. “Bei derart epochaler Kurzprosa kann ich nicht mithalten”, dachte ich mir und beschloss, Twitter zu ignorieren.

Als während der Jahreswende 2008/2009 im Gazastreifen der Krieg ausbrach, waren die Tweets für die isolierten Journalisten oftmals die einzigen Quellen. Allerdings missbrauchten Palästinenser wie die israelische Armee diesen neuen Medienkanal auch für ihre Zwecke – “Kriegsgezwitscher”.

Am 15. Januar 2009 tauchte Twitter wieder auf meinem Radar auf und weckte nun definitiv mein Interesse: Der Amerikaner Janis Krums machte mit seinem iPhone ein Foto und veröffentlichte es sofort auf Twitter. Das Foto schaffte es in kürzester Zeit rund um den Erdball. “There’s a plane in the Hudson. Crazy”, schrieb Krums dazu. Der Airbus in New York hatte wegen Vogelschlag sofort wassern müssen.

Während und nach den Wahlen im Iran zeigte sich erstmals in aller Deutlichkeit, welchen Einfluss die Web2.0-Kanäle wie Facebook, Blogs und eben Twitter haben können. Etwa 2 Millionen Tweets wurden während der Proteste verbreitet, weltweit machten fast 500’000 Personen bei der Diskussion über die Ereignisse mit. Oppositionsführer Mousavi höchstpersönlich verbreitete unermüdlich Updates über seinen Account (Twittername: Mousavi1388). Ein Beispiel:

Next peaceful protest, Tomorrow (05 Aug.), 9 am, Baharestan Sq. in front of parliament #iranElection RT plz

Dass die Welt nicht wissen möchte, ob ich am Sonntagmorgen Erdbeerkonfitüre oder kalt geschleuderten Waldhonig aus der Provence auf mein Brot streiche, ist klar. Also lass’ ich derart unsinniges Blabla auch sein. Beim Zwitschern bleibe ich meinen Themen treu, angereichert mit Halbprivatem, das Augenzwinkern wird nicht fehlen.

Mark Balsiger