Ein kitzekleines Jubiläum: Heute genau vor zwei Jahren purzelte das erste Posting des Wahlkampfblogs ins WWW. Es war ein länglicher Text, mit dem ich zu erklären versuchte, wie eine Partei den Wahlkampf angehen sollte.
Das Posting las niemand, anfänglich fanden es nicht einmal die cleveren Suchroboterchen von Google. So viel zu meinem Start als Blogger. In den letzten zwei Jahren verfasste ich 230 Postings.
Was wir sonst noch aus den Statistiken lesen können: Dieses Blog wird täglich zwischen 300 und 600 Mal aufgerufen. Je nach Brisanz des Themas variieren die Besucherzahlen stark. Viele andere Micropublizisten finden die Anzahl Seiten (page impressions) relevanter. Bitte: es sind durchschnittlich 1300 Seiten pro Tag.
Andere versuchen, mit ihren Blogs Mukis aufzubauen: Möglichst viele visits, unique visitors, sites und authorities, letzteres sind Links, die auf das eigene Medium verweisen. Ich habe dieses Rennen im Web längst aufgegeben. Mit einem Themenblog schafft man es in der Schweiz nicht, wirklich beeindruckende Zahlen hinzubringen.
Es wird mir immer und immer wieder gesagt: „Du musst täglich publizieren, sonst verlierst du den Traffic.“ Das stimmt gewiss. Bloss ist der Abend manchmal schon alt, bevor ich überhaupt an ein Posting denken könnte. Manchmal fehlt die entscheidende Idee.
Unter den vielen statistischen Daten, die ich täglich abrufen könnte, ist mir nur eine Angabe wichtig: Die Anzahl Besucherinnen und Besucher, die mehr als eine Viertelstunde auf dem Wahlkampfblog verweilt. Das sind Menschen, die sich offensichtlich mit meinen Gedanken auseinandersetzen, sich Zeit lassen. Für SIE schreibe ich.
Ich werde regelmässig gefragt: Weshalb bloggst du? Nun, es gibt mehrere Antworten:
• Weil mir gewisse Themen auf den Nägeln brennen
• Weil ich die Auseinandersetzung mit einem Gedanken mag. Es ist eine Herausforderung, diesen Gedanken weiterzuentwickeln und schliesslich in einem Text zu verarbeiten
• Weil ich die Herausforderung mit der Sprache suche
• Weil es gut tut. Jawohl, schreiben hat zuweilen eine psychohygienische Wirkung
• Weil es für mich lehrreich ist, sich im Web auszutauschen. Es gibt Blogs, vor deren Betreiberinnen und Betreibern ziehe ich den Hut, chapeau!
• Weil ich manchmal schneller sein will als die Agenturjournalisten
• Weil ich in den Diskurs eine weitere Perspektive einbringen möchte
Einige meiner Begründungen tönen ambitioniert. Und daran scheitere ich auch. Weil es mir an Zeit fehlt, an der Stringenz in der Argumentation, weil die andere Perspektive nicht wirklich anders ist.
Trotzdem blogge ich weiter.
P.S. Anfang Dezember 2008 schrieb ein Bundesratskandidat einen langen Kommentar. Zwei Tage später rief seine Ex-Frau an mit der Bitte, diesen doch wieder zu entfernen. Ich habe es getan. Dem Frieden zuliebe.