Das Wahl-Toto zu den Stadtberner Wahlen

wahltoto-2016-stadt-bern-612Die Gemeinderatswahlen in der Stadt Bern sind so spannend wie selten zuvor. Rund zehn Tage vor dem Wahltermin ist weitgehend offen, wer die fünf Sitze in der Regierung erobert, und das ist gut so.

Meine Kommunikationsagentur Border Crossing AG ist bei diesen Wahlen nicht involviert. Dafür lancieren wir das inzwischen schon traditionelle Gratis-Toto, um den Wahlgang spielerisch anzustossen. Im Sinne einer vorgezogenen Weihnachtsaktion finanziert meine Firma den Wetteinsatz von 10 Franken pro Totozettel.

Die Gesamtsumme geht zur Hälfte an den Sieger bzw. die Siegerin und die Gassenküche Bern. Früher spendeten wir die Erlöse des Wahltotos an Médecins sans Frontières, das Buskers Bern und die Caritas.

Der Totozettel in zwei verschiedenen Dateien zum Herunterladen, so richtig toll-voll-online machen wir vielleicht das nächste Toto:

Als Word-Dokument:
Wahltoto Stadt Bern – Wahlen 2016 (Word)

Als PDF-Dokument:
Wahltoto Stadt Bern – Wahlen 2016 (PDF)

 

Eingabeschluss ist am Sonntag, 27. November 2016 um 12 Uhr. Dann schliessen auch die Wahlurnen.

Mark Balsiger


Die Entscheidungshilfen bzw. Dossiers zu den Berner Wahlen 2016:

Berner Zeitung
Der Bund
Regionaljournal Bern/Fribourg/Wallis von Radio SRF

Nachtrag vom 1. Dezember 2016

Insgesamt haben sich 112 Personen an unserem Wahltoto beteiligt. “Bund”-Redaktor Basil Weingartner hat es mit 1700 Punkten gewonnen, herzliche Gratulation. Seinen Gewinn von 560 Franken spendet Weingartner dem Förderverein Variant, der in der Region der bulgarischen Stadt Targoviste humanitäre und Jugendprojekte unterstützt. Die weiteren 560 Franken haben wir der Gassenküche Bern überwiesen.

“Einweg-Kommunikation verdunstet wie ein paar Wassertropfen in der Wüste”

Ende November wählt die Stadt Bern Regierung und Parlament neu. Auf Grund der Demission von Stapi Alex Tschäppät (SP) ist die Ausgangslage offener als bei früheren Wahlen. Der „Bund“ fragte übers Wochenende nach, was ich von Budgets, Social Media und Videos à la „Welcome to SVP“ halte. Die stark gekürzte Version dieses Interviews finden Sie auf der „Bund“-Website und nachfolgend in seiner vollen Länge. Die Fragen stellte Jean-Michel Wirtz.

Themenbild Waehrung Schweizer Franken Mindestkurs Schweizer Franken Geldscheine CHF FraenkliAls wie hoch schätzen Sie den Einfluss des Wahlkampfbudgets auf die Wahlresultate in der Stadt Bern ein?

Mark Balsiger: Als sehr gering. Laut meinem Modell, das ich an der Universität Bern entwickelt hatte, gibt es im Wahlkampf 26 Erfolgsfaktoren. Entsprechend ist Geld nur ein Faktor. In der Schweiz lassen sich politische Mandate nicht kaufen. Mir gefällt das Credo der Angelsachsen: „Smart dimes beat dumb dollars“.

Welche anderen Faktoren sind in der Stadt Bern, also auf lokaler Ebene, für einen erfolgreichen Wahlkampf wichtig?

Das A und O ist die Vernetzung, engagierte Mitarbeit in Vereinen, über Jahre hinweg Leserbriefe in „Bund“ und „Berner Zeitung“, ein überzeugendes Online-Profil sowie das solide Erarbeiten von zwei Themen. Das legt die Basis für regelmässige Medienpräsenz und steigert den Bekanntheitsgrad weiter. Sie sehen: Ich glaube nicht an Wahlkämpfe, die zwei oder drei Monate dauern und mehrheitlich aus Einweg-Kommunikation bestehen. Sie verdampfen wie ein paar Tropfen Wasser in der Wüste. Kommt hinzu: Die kommerzielle Werbung spielt in einer anderen Liga – und sie spielt laut. Modelabels, Mobilfunkanbieter und Autohersteller, die mit Millionenbudgets werben können, überrollen Stadtratskandidat Hugo Hugentobler mit seinen drei Inserätli, einem Facebook-Profil und Tausend Flugblättern. Das Publikum, das täglich x Werbeimpulse erhält, nimmt Hugentobler gar nicht wahr.

Welche Bedeutung haben Social Media im Stadtberner Wahlkampf?

Vor den Nationalratswahlen 2015 kritisierte ich in einem „Bund“-Interview, dass bei den meisten Kandidierenden keine Lernkurve erkennbar sei. Ich mache mich unbeliebt mit dieser Aussage, aber: An diesem Befund hat sich bis heute nichts geändert. Facebook, Twitter und Instagram wären hervorragende Plattformen für den permanenten Wahlkampf, wenn man sie denn richtig bespielen würde. Richtig heisst: Interaktiv, humorvoll, authentisch, stetig und interessant – kurz: i-hasi. Die Formel „i-Hasi“ ist angelehnt an die Wundergeräte aus dem Hause Apple. Die meisten Politiker beschränken sich auf Social Media darauf, Artikel aus Online-Portalen zu verlinken, Fotos von drögen Standaktionen hochzuladen und „Wählt mich! Wählt mich!“ zu schreien. Das ist monoton und wirkungslos. Einzelne pflegen den Dialog glaubwürdig, überlegen etwas, bevor sie in die Tasten greifen, und sind nicht nur vor Wahlterminen aktiv. Das sind meine Heldinnen und Helden. Sie können am 27. November ernten.

Warum setzt Alec von Graffenried mit 110 000 Franken am meisten Geld für den Wahlkampf ein? Kann er so den fehlenden Bisherigenbonus kompensieren?

Alec von Graffenried (GFL) ist der einzige Stapi-Kandidat, der Ursula Wyss (SP) gefährlich werden könnte. Alle anderen wissen, dass sie chancenlos sind. Eine ungleich höhere Hürde stellt für von Graffenried die Wahl in den Gemeinderat dar. Er hat nach 2004, als er die Wahl wegen weniger als 20 Stimmen verpasste, seine zweite Chance. Deshalb investiert er. Das vermaledeite Proporzsystem führt allerdings dazu, dass die Gemeinderatswahlen zu verkappten Parlamentswahlen werden. Es ist gut möglich, dass der Proporz Erich Hess (SVP), von Kritikern als Politclown bezeichnet, in die Regierung spült. In 80 Prozent aller Gemeinden und in 24 von 26 Kantonen werden die Exekutiven im Majorzsystem gewählt. Die Stadt Bern sollte sich endlich bewegen!

Wie entwickelten sich in der Vergangenheit die Budgets für das Berner Stadtpräsidium?

Von 1996 bis 2012 war der Ausgang der Stapi-Wahlen immer schon im Vorfeld klar, die SP’ler Klaus Baumgartner und Alex Tschäppät liessen ihre Herausforderer denn auch stets weit hinter sich. Wegen der fehlenden Dynamik war niemand bereit, in einem aussichtslosen Wahlkampf viel Geld zu verbrennen. In diesem Jahr ist die Ausgangslage offener, die SP und Ursula Wyss nehmen von Graffenrieds Kandidatur ernst.

Die SVP möchte keine Angaben zu ihrem Wahlkampfbudget machen? Warum? Finden Sie diesen Mangel an Transparenz problematisch?

Nein, eher lächerlich und vor allem kontraproduktiv. Das Schweigen lässt Gerüchte aufkommen, die Partei habe eine erkleckliche Summe zur Verfügung. Aber im Gegensatz zu Sektionen, die noch im Aufbau sind, gibt es für die Stadtberner SVP keine Zuwendungen der „Millonarios“.

Eine Motion fordert, dass in der Stadt Bern Regeln zur Offenlegung der Wahl- und Abstimmungsfinanzierung erlassen werden. Denken Sie, dass es sinnvoll ist, solche Regeln auf kommunaler Ebene zu verankern oder besser auf nationaler Ebene, z.B. mit der Transparenzinitiative?

In der Schweiz spricht man nicht über Geld – oder wissen Sie, wie hoch die Löhne ihrer Kollegen sind? Das ist tief in unserer Kultur verankert. Aus diesem Grund wird es die Offenlegungspflicht schwer haben. Käme sie durch, würde der Berg eine Maus gebären. Im Milizsystem machen Parteigängerinnen und -gänger unentgeltlich mit. Man müsste also ehrlicherweise auch die Arbeit der Grafikerin, die wochenlang gratis mitwirkt, oder der vielen Helfer, die jeden Morgen am Bahnhof Flyer verteilen usw., mit einem Preisschild versehen.

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Auf nationaler Ebene setzen einige Parteien auf teure Kampagnen mit vielen Inseraten und aufwändigen Videos. Ist ein solch starker Einsatz von finanziellen Mitteln eine Gefahr für die Demokratie?

Wir sind zum Glück von einer Plutokratie weit entfernt. Am Beispiel der USA lässt sich beobachten, wie Partikularinteressen und viel Geld die Demokratie deformiert haben. Wir Schweizerinnen und Schweizer hingegen sind nüchtern, abgeklärt und erfahren, wenn es um Wahlen und Abstimmungen geht. Wir lassen uns doch nicht durch eine Inseratewelle mit dem Slogan „Mehr Parkplätze, weniger Poller!“ kaufen. Beim Video spielen Sie auf “Welcome to SVP” aus dem letzten Jahr an. Tatsache ist, dass die SVP von den Medien viel mehr Publizität erhält als alle anderen Parteien. Hätte im letzten Jahr die FDP oder die SP dasselbe Video produziert, wären vielleicht zwei Glossen erschienen. So aber wurde während Tagen flächendeckend über „Welcome to SVP“ berichtet. Mehr Reflexion in den Newsrooms wäre bitter nötig.

Erich Hess könnte Finanzdirektor Schmidt verdrängen

Die Wählerinnen und Wähler in den USA müssen sich im November zwischen Trump und Hillary entscheiden. In der Stadt Bern haben sie die Qual der Wahl: Neun Kandidierende wollen Stapi werden. Spannender wird allerdings der Kampf um die fünf Sitze in der Regierung. Wer stösst das schmiedeiserne Tor in den “Erlacherhof” (wieder) auf – die Ausgangslage.
Wer in Bern Stadtpräsident
werden will, muss im ersten Wahlgang 50 Prozent aller gültigen Stimmen holen. Das ist die erste Hürde. Angesichts der neun Kandidaturen ist klar: das schafft am 27. November niemand. Die Stimmenzersplitterung führt zu einem zweiten Wahlgang, der am 15. Januar stattfinden wird. Die meisten Stapi-Kandidaten sind ohnehin chancenlos, und sie wissen das auch. Sie erhoffen sich mit dem Schaulaufen eine grössere mediale Aufmerksamkeit.

Die zweite Hürde: Stadtpräsident – oder Stadtpräsidentin – wird nur, wer auch den Einzug in den fünfköpfigen Gemeinderat schafft. Bern ist die einzige grössere Stadt, die ihre Regierung nach dem Proporzsystem bestimmt. Genau wie bei den Nationalratswahlen geht es also primär darum, dass eine Liste möglichst viele Stimmen erzielt. Erst in zweiter Linie kommt es auf die Köpfe an. Kurz: Die Stadtberner können nicht Persönlichkeiten auswählen, die sie als befähigt betrachten, sondern sie müssen sich für eine Liste entscheiden. Ein Beispiel, das die Absurdität dieses Systems exemplarisch aufzeigt: 2004 erzielte die von der SVP verstossene Ursula Begert das beste Resultat aller Kandidierenden. Weil ihre Liste aber zu schwach abschnitt, flog sie aus dem Gemeinderat. In der Bundesstadt kommt dem Wahlsystem eine zentrale Bedeutung zu.

wyss_ursula_306Nach 12 Jahren als Stadtpräsident nimmt Alex Tschäppät (SP) den Hut. Dass die SP als klar stärkste Partei dieses Amt für sich reklamiert, ist klar. Weil Ursula Wyss (Foto) bei den Gemeinderatswahlen vor vier Jahren das beste Resultat erzielte, gilt sie seither als designierte Nachfolgerin. Doch kampflos wird sie nicht Stapi: Als Erste hat Franziska Teuscher vom Grünen Bündnis (GB) Blut geleckt. Sie war genauso wie Wyss lange Jahre Nationalrätin, ehe sie 2012 den Sprung in die Berner Exekutive schaffte. Die SP und das GB stehen sich inhaltlich und ideologisch nahe; dass nun ihre beiden Aushängeschilder gegeneinander antreten, führte zu roten Köpfen.

von_graffenried_alec_306Für noch mehr Nervosität sorgt Alec von Graffenried (GFL, Foto). Nach langem Zögern entschied auch er sich, für die Tschäppät-Nachfolge ins Rennen zu steigen. Dies sprengte im April den Machtblock von Rot-Grün-Mitte (RGM), der seit 1992 erfolgreich agiert. Ein paar Tage und viele Hintergrundgespräche später rauften sich die drei Parteien aber wieder zusammen. Die SP lenkte ein und toleriert, dass ihre beiden Bündnispartner mit Teuscher und von Graffenried eigene Stapi-Kandidaturen aufstellen.

schmidt_alexandre_306Die Kleinparteien in der Mitte, BDP, CVP, EVP und GLP, verständigten sich auf eine Wiederauflage der Allianz, die schon vor vier Jahren erfolgreich war. Damit hat der bisherige Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) eine solide Basis für die Wiederwahl. Für einen sicheren Sitz braucht es einen Wähleranteil von 16,7 Prozent. Während Nause weiterhin ruhig schlafen kann, ist die Ausgangslage für den bisherigen Finanzdirektor Alexandre Schmidt (FDP, Foto) delikat. Seine Partei erreicht jeweils etwa 10 Prozent und tritt dieses Mal alleine, d.h. ohne SVP, an. Erreicht die SVP-Liste mehr Stimmen als der „Wahlverein“ von Schmidt, fliegt dieser raus.

hess_erich_306Die besten Chancen, Schmidt rauszuwerfen, hat derjenige, der ihm politisch am nächsten steht: Nationalrat Erich Hess (SVP, Foto). Kritiker haben ihn auch schon als „Politclown“ bezeichnet. Dieses Szenario ist realistisch. Ein zweites: RGM holt erstmals vier statt wie bisher drei Sitze, neben den beiden Bisherigen Wyss und Teuscher werden von Graffenried und Michael Aebersold (SP) neu in den Gemeinderat gewählt. In der Tat steht RGM einem vierten Sitz näher als die beiden 10-Prozent-Parteien FDP und SVP einem Sitz. Weil aber viele Rot-Grüne befürchten, dass von Graffenried als Gemeinderat im zweiten Wahlgang auch Stapi werden könnte, dürften sie zu einem bewährten Mittel greifen: Sie streichen dessen Namen auf der gemeinsamen RGM-Liste. Das widerfuhr im Jahr 2000 schon GFL-Gemeinderätin Claudia Omar; sie wurde abgewählt, Edith Olibet (SP) übernahm ihren Sitz.

Mark Balsiger

Dieser Text ist zuerst im „Bärn! Magazin“ erschienen, das ihn für seine September-Ausgabe bestellt hatte.  


a) Der Vollständigkeit halber alle neun Stapi-Kandidaturen inkl. deren Online-Profile:

Reto Nause, CVP
Alexandre Schmidt, FDP
Franziska Teuscher, Grünes Bündnis (GB)
Alec von Graffenried, Grüne Freie Liste (GFL)
Ursula Wyss, SP
Rudolf Friedli, Erich Hess und Daniel Lehmann (alle SVP)
– Stefan Theiler (parteilos) alias Dr. Strangelove


b) Für die Gemeinderatswahlen sind insgesamt sechs Listen mit 25 Kandidierenden gemeldet:

– Die Mitte (BDP, CVP, EVP, GLP; 5 Kandidierende)
– Liberal-bürgerlich (FDP/EDU; 5)
– Rot-Grün-Mitte (RGM; 4)
– SVP inkl. Jimmy Hofer (5)
– Schweizer Demokraten (1)
– Neue Berner Welle (um Stefan Theiler, 5)


c) Aktuelle Interviews und Artikel zum Thema:

“Die Flut an Kandidaten fürs Stapi-Amt zeigt die Risse bei RGM”
Politologe Werner Seitz, einer der Architekten von RGM anno 1992 (“Berner Zeitung”, 02.09.)

“Bern ist die grosse Ausnahme”
Politgeograf Michael Hermann über Proporz und Majorz bei Berns Gemeinderatswahlen (“Bund”, 27.08.)

“Kein Linker wählt plötzlich SVP”
Zur wieder entfachten Diskussion über das “absurde Wahlsystem” (“Bund”, 30.08.)

Neue rot-grüne Allianz führt zu einem Zweikampf zwischen Teuscher und Aebersold

felsen_612Satte 24 Jahre lang hat in der Stadt Bern der Machtblock von Rot-Grün-Mitte (RGM) gehalten. Seinen Zerfall gaben die drei beteiligten Parteien SP, Grünes Bündnis (GB) und Grüne Freie Liste (GFL) heute mit ein paar dürren Zeilen bekannt. Das Aus wurde unausweichlich, weil alle drei Parteien an ihrer eigenen Kandidatur für das Stadtpräsidium festhielten (SP: Ursula Wyss, GB: Franziska Teuscher, GFL: Alec von Graffenried). Alle drei ins Rennen zu schicken war offensichtlich nicht allen Partnern geheuer.

Wie das bei Trennungen so ist, macht jeder Partner den anderen dafür verantwortlich. Ein Vergleich, der gut passt: Im Sandkasten sitzen drei Kindergärtler und „gränne“. Als Nachbarn dazu stossen und fragen, was passiert sei, gehen die Klagen los. Der erste Knirps zeigt auf den zweiten: „Er hat angefangen!“ Dieser schnieft unter Tränen, dass der Dritte den Streit vom Zaun gebrochen habe, was dieser natürlich energisch dementiert und den ersten Buben beschuldigt.

„Sich gegenseitig die Schuld geben zu wollen, ist Kindergarten“, sagt GFL-Kandidat Alec von Graffenried im Interview mit der „Berner Zeitung“. Er hat Recht, er, der von seinen Gegnern als „Totengräber“ von RGM gebrandmarkt wird.

Teuscher_Franziska__gruene_306Die neue Konstellation hat es in sich: Bern ist die einzige grössere Stadt der Schweiz, die ihre Regierung nach dem Proporzsystem wählt. Entsprechend geht es nicht primär um Köpfe, sondern um Blöcke (bzw. um Listen wie bei Parlamentswahlen). Für einen sicheren Sitz braucht es 16,7 Prozent aller Wählerstimmen.

Der Wählerinnenanteil der SP hat sich in den letzten Jahren zwischen 26 und 30 Prozent eingependelt. Sollte sie für die Gemeinderatswahlen (für Nicht-Berner: So heisst die Exekutive) alleine antreten, dürften ihre zwei Sitze, die sie seit Langem beansprucht, im Trockenen sein.

Für die anderen Parteien würde es mit einem Alleingang ungleich schwieriger. Sowohl das GB wie die GFL bewegen um die 10-Prozent-Marke herum. Das reicht bei weitem nicht für einen Sitz aus eigener Kraft. Entsprechend muss ein starker Partner her, weil an ein Plus von 6 Prozent niemand glauben mag. Die GFL, die ihren Sitz im Jahr 2000 verloren hatte, will trotzdem alleine in den Wahlkampf ziehen.

Das GB wiederum verhandelt mit der SP und wird sich, trotz Spannungen, vermutlich mit der grossen Partnerin finden. Diese beiden Parteien stehen sich ideologisch sehr nahe. Eine gemeinsame Liste mit Ursula Wyss (SP, bisher), Michael Aebersold (SP, neu, Foto) und Franziska Teuscher (GB, bisher, Foto) dürfte zwischen 35 und 40 Prozent erreichen. Das kann für drei Sitze reichen, zumal das Zuteilungsverfahren nach Hagenbach-Bischoff die grossen Parteien bevorzugt. Schwächelt diese neue rot-grüne Allianz, verlöre sie allerdings ihren dritten Sitz.

michael_aebersold_sp_306Diese Konstellation kann zu viel Nervosität führen. Wenn SP- und GB-Wählerinnen eigene Kandidierende auf der rot-grünen Liste zu streichen beginnen, wird es eng. Dabei läuft es auf einen Zweikampf zwischen Teuscher und Aebersold hinaus. Streichaktionen gab es bei RGM schon früher, etwa im Jahr 2000, als GFL-Gemeinderätin Claudia Omar nach einer Flüsterkampagne von vielen SP-Wählern auf der RGM-Liste gestrichen wurde. (Stattdessen machte SP-Kandidatin Edith Olibeth das Rennen.)

Auf bürgerlicher Seite bleibt die Ausgangslage weiterhin schwierig: Alexandre Schmidt (FDP, Wähleranteil 2012: 10 Prozent) braucht wie GFL-von-Graffenried einen Wahlverein, d.h. Kandidierende auf der eigenen Liste, die ihm nicht gefährlich werden, aber zusätzliche Stimmen generieren. Die SVP ist mit 11 Prozent zwar leicht stärker als die FDP und hat auch ihre Liste schon vor Monaten präsentiert. Allerdings musste sie im Winter einen Kandidaten wieder zurückziehen, weil sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit (Bordellbetreiber, Sozialwohnungen) zu viel Staub aufwirbelte.

Eine bürgerliche Wende können wir ausschliessen. Dafür fehlen FDP und SVP der Zusammenhalt, es fehlt ihnen ein gemeinsames Programm und es fehlen ihnen die profilierten Köpfe. Dass der Ausgang der Gemeinderatswahlen vom 27. November offen ist, spornt aber hoffentlich alle Parteien und Kandidierenden zu einem engagierten Wahlkampf an, zu einem Wettstreit der Ideen statt einem laschen Herunterbeten der ewig gleichen Schlagworte. Eine Revitalisierung der städtischen Politik wäre dringend nötig.

Mark Balsiger


Weitere Kommentare vom 26. und 27. April 2016:

Bern wird auch ohne RGM eine links-grüne Stadt bleiben (Berner Zeitung, Mirjam Messerli)
Diese Wahlen machen Freude (Bund, Patrick Feuz)


Interview:

“Das wird die Politik der Stadt Bern beleben” (20Minuten, Nora Camenisch)

Vier Listen für die Stadtberner Regierung – und Alexandre Schmidt braucht einen Wahlverein

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Die Stadt Bern hat parteipolitisch bewegte Tage hinter sich. Fassen wir kurz zusammen, was sich im Vorfeld der Wahlen in die fünfköpfige Regierung im November 2016 getan hat:

– Die SVP tritt mit einer Fünferliste an. Mit dabei sind der parteilose Jimy Hofer und der Direktor des Tierparks, Bernd Schildger. Zweiterer hat die Parteimitgliedschaft vor ein paar Tagen erlangt.

– Das Grüne Bündnis (GB) verwarf die Idee, schrittweise mit der Grünen Freien Liste (GFL) zu fusionieren. Zudem entschied die Basis, dass es 49 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts höchste Zeit für eine Stadtpräsidentin sei. Diese soll – vorzugsweise – Franziska Teuscher (GB) – oder sonst Ursula Wyss (SP) heissen.

– Der Bernburger und ehemalige Nationalrat Alec von Graffenried (GFL, Foto oben) entschied nach mehreren Monaten des Zauderns, für den Gemeinderat zu kandidieren. Das tat er bereits 2004 einmal. Damals verfehlte er die Wahl (gegenüber Regula Rytz vom GB) um weniger als 20 Stimmen. Das hauchdünne Resultat wurde zu Juristenfutter, was allerdings nicht von Graffenried, sondern andere Kräfte angezettelt hatten.

In der Stadtberner Politik kommen Possen häufiger vor als gerissene Strategien, entsprechend können Entscheidungen wieder umgestossen werden. Trifft dies nicht ein, zeichnet sich eine spannende Ausgangslage ab:

1.  Die Berner Regierung wird im Proporzverfahren gewählt. Entsprechend geht es um Listen bzw. Blöcke, weniger um Köpfe. Mehr als zwei Jahrzehnte lang standen sich bei Wahlen für die Exekutive stets zwei Blöcken gegenüber: Rot-Grün-Mitte (RGM) und die Bürgerlichen. 2012 wurde diese Tradition gebrochen, indem sich erstmals ein dritter Block formierte: Die kleinen Mitteparteien BDP, CVP, EVP und GLP schafften es auf diese Weise, dem Bisherigen Reto Nause (CVP, Foto) die Wahl zu sichern.

Interview mit Reto Nause, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie (SUE) © Franziska Scheidegger

Es ist so gut wie sicher, dass dieses Mal vier Blöcke bzw. Listen an den Start gehen werden, nämlich:

– Rot-Grün-Mitte (SP, GB, GFL)
– SVP
– FDP
– Mitte (BDP, CVP, EVP, GLP)

Der Alleingang der SVP bringt die FDP als übliche Listenpartnerin in Bedrängnis. Diese versucht nun, eine breite Mitte-Rechts-Allianz zu schmieden, was aus inhaltlichen Gründen nicht zustande kommen wird. Entsprechend sind die Freisinnigen herausgefordert, eine eigene Liste zusammenzubringen. Nationalrat Christian Wasserfallen und Stadtparteipräsident Philippe Müller werden mit Sicherheit nicht mitmachen, weil sie sonst den eigenen Mann in der Regierung, Alexandre Schmidt (Foto zuunterst), verdrängen würden. Entsprechend wird es darum gehen, einen Wahlverein für Schmidt zusammenzustellen.

2.  Herausfordernd ist auch die Ausgangslage für Reto Nause (CVP). Genauso wie FDP-Schmidt braucht er einen Wahlverein mit Kandidaten von anderen Parteien. Gefährlich werden könnten ihm dabei nur zwei GLP’ler: Nationalrätin Kathrin Bertschy und Grossrat Michael Köpfli. Ihnen wäre es zuzutrauen, Nause vom ersten Rang zu verdrängen. Bei BDP und EVP sind Kampfkandidaturen von diesem Kaliber nicht in Sicht. Nause gilt zwar als Animal Politique, dennoch wäre es möglich, dass er sich nach acht Jahren in der Stadtregierung eine andere berufliche Herausforderung sucht. Kandidiert er nicht mehr, kommt in der Mitte schlagartig Dynamik auf.

3.  Den Leuten der GFL dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, als sich ihr prominentestes Mitglied gestern öffentlich erklärte. Die Kandidatur von Alec von Graffenried mischt RGM auf: Er kann Michael Aebersold (SP) in Schach halten, allenfalls sogar die Bisherige Franziska Teuscher (GB) verdrängen. Dafür müsste er allerdings einen überzeugenden Wahlkampf liefern. Seinen Rücktritt aus dem Nationalrat, den er vor Jahresfrist überraschend gab, könnte ihn bremsen.

Seit Jahren wird immer mal wieder spekuliert, ob die GFL dem RGM-Bündnis den Rücken kehrt – wegen inhaltlichen Differenzen und weil sie seit 2000 immer nur Steigbügelhalterin für SP- und GB-Kandidaturen in den Gemeinderat war. Die Partei wird am nächsten Dienstag darüber entscheiden. Dass sie sich löst, können wir ausschliessen, weil ihr der Mut dazu fehlt. Zudem hat von Graffenried klar gemacht, dass er auf einer RGM-Liste kandidiert. Das hält das Bündnis zusammen, das seit 1992 ziemlich Rost angesetzt hat.

Für einen sicheren Sitz im Gemeinderat (für Nicht-Berner: So heisst die Exekutive) braucht es einen Wähleranteil von 16,7 Prozent. Erfahrungswerte aus den früheren Wahlen zeigen, dass jeweils mehr als 80 Prozent der Stimmen von der eigenen Liste stammen, man wählt Blöcke statt Köpfe – ein Unding, das ich seit nunmehr acht Jahren kritisiere. Mit dem Wechsel vom Proporz- zum Majorzwahlsystem wäre es behoben.

Ein Blick zurück auf die Wahlresultate 2012:

– Rot-Grün-Mitte (RGM): 59,0%
90’309 Listenstimmen
– Bürgerliches Bündnis (SVP/FDP): 22,8%
34’887 Listenstimmen
– Mitte (BDP, CVP, EVP, GLP): 18,2%
27’870 Listenstimmen

Gemeinderatswahlen Stadt Bern 2012: Die Resultate (PDF)

Es ist möglich, dass RGM im November einen vierten Sitz holt. Dafür müsste das rotgrüne Bündnis allerdings deutlich mehr als 60 Prozent erreichen. Wenn die Kandidaten der beiden bürgerlichen Parteien FDP und SVP ähnlich abschneiden wie 2012, erreichen sie auf ihren individuellen Listen zwischen 10 und 13 Prozent (was ihren Resultaten bei den Parlamentswahlen 2012 entspricht). Das reicht nicht für einen Sitz in der Regierung.

Mark Balsiger


Fotos: Berner Zeitung und Der Bund

Alexandre Schmidt, Finanzdirektor Stadt Bern. © Adrian Moser
Alexandre Schmidt, Finanzdirektor Stadt Bern. © Adrian Moser

Weshalb es das Polit-Forum Käfigturm braucht

kaefigturm_sujet_IMG_1678Womöglich gedeihen schlechte Ideen in dieser garstigen Jahreszeit besonders gut: So wollte ein Zürcher Medienkonzern vor genau sieben Jahren die Traditionszeitung „Der Bund“ einstellen. Unsere Antwort damals war die Kampagne „Rettet den Bund“.

Vor genau drei Wochen entschied die Bundeskanzlei, dass sie das Polit-Forum Käfigturm in Bern schliessen will. Ich war just bei der Bekanntgabe im Käfigturm und glaubte zunächst, mich verhört zu haben. Und dann gab ich den adaptierten Mörgeli: „Sind die eigentlich vom Affen gebissen?“

Das Polit-Forum Käfigturm ist kein elitärer Kulturtempel. Dort wird Politik und Geschichte vermittelt – anschaulich, konkret und klug aufgebaut. Die Ausstellungen überzeugen auf hohem Niveau, die Räumlichkeiten, ausgestattet mit viel Ambiente, werden aber auch fast täglich für Podien, Medienkonferenzen und andere Veranstaltungen genutzt. Ich durfte sie auch schon für eine Buchvernissage brauchen.

Die Angebote des Käfigturms werden rege genutzt – gerade von zahllosen Schulklassen aus der ganzen Schweiz. Drei Jahre lang waren die Büros meiner Firma direkt nebenan und so konnte ich das Kommen und Gehen aus der Nähe beobachten. Was mir dabei immer wieder auffiel: der Gesichtsausdruck der Besucherinnen und Besucher. Menschen, die sich lieber die Kuppelshow „Der Bachelor“ anschauen, gucken anders in die Welt.

Der Besuch im Polit-Forum regt zum Denken und Diskutieren an. Es geht um politische Bildung, die an den Schulen seit Jahren nur noch kümmerlich vermittelt wird. Und jetzt wollen Rotstift-Gauchos diese Institution auf Ende 2016 schliessen! Das ist kurzsichtig und, mit Verlaub, einfach nur dumm. Die Hauptstadtregion Schweiz muss gestärkt werden. Und die Bundesstadt braucht eine Institution wie das Polit-Forum, um Akteure zusammenzuführen.

In Fronarbeit habe ich die letzten drei Wochen zusammen mit Walter Stüdeli, einem Berufskollegen, in langen Nachtstunden eine Kampagne entworfen. Sie heisst: „Rettet den Käfigturm“. Knapp 20 Persönlichkeiten sind bislang im Co-Präsidium des Komitees vertreten, z.B. Peter Stämpfli, Roger Blum, Steff La Cheffe, Röbi Koller und die beiden Berner Ständeräte Werner Luginbühl und Hans Stöckli, das Sujet kreierte Claude Kuhn, die Website von Andi Jacomet ist seit heute früh online.

Mit einer Online-Petition wollen wir sensibilisieren und Druck aufbauen. Die Aktion “Jeder Rappen zählt” war gestern, jetzt gilt: Jede Unterschrift zählt. Danke fürs Verlinken, Weitersagen und Mitkämpfen.

Das Polit-Forum Käfigturm muss erhalten bleiben – weil es die Demokratie stärkt.

Die Rettungsaktion zugunsten der Zeitung „Der Bund“ hatte womöglich einen Einfluss auf die Entscheidung der Tamedia; sie wird weiterhin herausgegeben. Hoffen wir, dass es das Polit-Forum Käfigturm auch in sieben Jahren noch gibt. In der jetzigen Form.

Mark Balsiger

P.S.   Weil das Kampagnensujet von damals mit Kuno Lauener so viele Emotionen weckte, setzen wir es hier wieder ein:

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Das Sommerloch für den Wahlkampf nutzen

Dieser Pelikan büxte gestern im Berner Tierpark Dählhölzli aus, schwamm Aare abwärts und gesellte sich schliesslich im Marzili zu den Badegästen, wo er keck posierte, das Bundeshaus im Hintergrund. Bis am Abend war er ein Medienstar mit einer enormen Präsenz. Davon träumen auch viele Kandidatinnen und Kandidaten im Wahljahr 2015.

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Seit nunmehr 12 Jahren versuche ich, Kantonalparteien, Kandidierende und Ad-hoc-Komitees mit Workshops und Referaten auf den Wahlkampf einzustimmen. Dabei schneide ich zwei Ansätze, die eng miteinander verknüpft sind, immer an:

1.  Wie man den Wahlkampf anti-zyklisch führt

2.  Wie man nachrichtenarme Phasen nutzt

In den ersten Jahren stiessen diese beiden Ansätze noch oft auf Widerstand, wenn nicht sogar auf Ablehnung. Für die schlachterprobten Kämpen ist der Wahlkampf auf die letzten zwei Monaten auszurichten – basta. Es war schon immer so.

Die Überzeugungen haben sich verändert: Bei den Politisierenden und ihren Helfern kommen meine Vorschläge nun meistens an. Allein: bei der Umsetzung hapert es weiterhin.

Das Sommerloch ist real existent. Von der zweiten Juli-Woche an beginnt in aller Regel die nachrichtenarme Phase, die nicht selten über den Bundesfeiertag hinaus andauert. Wer derzeit Medien konsumiert, egal welcher Gattung, merkt sofort: Die Politik macht Urlaub, triviale Storys haben Hochkonjunktur.

Nie sind Medien empfänglicher als in dieser Phase. Man müsste sie bloss anfüttern.

Hugo Hugentobler von der Partei X könnte sich mit Doris Dosenbach von der Partei Y zusammentun, um im Zürichsee ein Pedalo-Wettrennen zu organisieren (etwa vom Bürkliplatz zum Utoquai). Sie machen je 250 Franken locker, und sie animieren ihr Umfeld, um Wetten über Beträge von beispielsweise 10, 20 oder 50 Franken abzuschliessen. Die Summe, die so zusammenkommt, geht an eine gemeinnützige Organisation – eine sympathische Geste.

Die Affiche Hugentobler vs. Dosenbach liesse sich über Social-Media-Kanäle bewerben und würde vermutlich auch die Medien anlocken – Ziel erreicht. Nach den Sommerferien auf dieselbe Art Medienpräsenz zu generieren ist ungleich schwieriger, zumal dann zahllose Kandidierende um Aufmerksamkeit buhlen und die News-Zyklen wieder Relevantes anschwemmen.

Klar, Aktionen wie das Pedalo-Wettrennen sind weder neu, noch haben sie etwas mit Politik zu tun. Aber Hand aufs Herz: Möchten Sie in diesen heissen Tagen tatsächlich mit schwer verdaulichen Vorschlägen zur AHV-Reform oder zur Rettung der bilateralen Verträge behelligt werden?

Wer es schafft, mit einer gewissen Lockerheit, auf ein durchaus relevantes Thema aufmerksam zu machen, gewinnt.

Fazit: Der Wahlkampf 2015 pausiert, viele Kandidatinnen und Kandidaten sind in den Ferien, um Kraft für die heisse Phase zu tanken. Nur Unentwegte und Clevere arbeiten daran, sich jetzt bekannter zu machen und die Medien für ihre Aktionen einzuspannen.

Mark Balsiger

 

P.S.  Der Pelikan wurde noch am selben Tag wieder eingefangen. Im Tierpark Dählhölzli hat man ihm sogleich die Federn gestutzt.

Foto Pelikan: Adrian Müller, Redaktor “Der Bund”

Gratis-Toto zu den Berner Wahlen 2014

wahltoto

Der Kampf um die sieben Regierungsratssitze im Kanton Bern kommt in die Schlussphase. Am Abend des 30. März wissen wir, wer es geschafft hat. Unsere Kommunikationsagentur ist in diese Wahlen nicht involviert. Dafür lancieren wir erneut das beliebte Gratis-Toto. Welche der zwölf Kandidierenden macht das Rennen? Raten Sie mit.

Wir finanzieren den Wetteinsatz von 10 Franken pro Totozettel. Die Gesamtsumme geht zur Hälfte an den Sieger bzw. die Siegerin und an den Verein Buskers Bern, der jeweils im August ein dreitägiges Strassenmusik-Festival organisiert. Heuer kommen wir bereits zum elften Mal in den Genuss dieses grossartigen Events. Beim Bundesrats-Toto vor zwei Jahren unterstützten wir Médecins sans Frontières.

Der Totozettel zum Herunterladen:

Toto: Berner Wahlen 2014 (Word-Dokument)
Toto: Berner Wahlen 2014 (PDF)

Eingabeschluss ist am Sonntag, 30. März um 11 Uhr.

Sieger im Twitter-Gewitter vom Gurten

Unter den grossen Musik-Festivals hat sich der Gurten in den letzten drei Jahren zu einer Social-Media-Hochburg entwickelt. Rund um die Jubiläumsauflage vom letzten Wochenende wurden mehrere tausend Tweets abgesetzt. Man darf also getrost von einem eigentlichen Twitter-Gewitter sprechen. Die statistischen Angaben liefert Topsy.

Wir schrieben hier vor Wochenfrist einen Wettbewerb aus. Gesucht wurde der originellste Tweet mit dem Hashtag #Gurten. Die Selektion unter den fast 2000 Tweets – siehe Tweet Archivist – war aufwändig. Die dreiköpfige Jury – Amina Chaudri, Konrad Weber und Mark Balsiger – erkor in einem dreistufigen Prozess die aus unserer Sicht beste Kurznachricht. Wie zahlreiche andere thematisiert sie das Problem, das die Diskussionen stärker prägte als die Bands: das System cashless, das am Donnerstag nicht funktionieren wollte.

Der Gewinn heisst: Stefan Eggli. Er erhält 250 Franken. Dieser Preis darf natürlich auch gespendet werden, it’s up to you, Stefan.

Der Sieger-Tweet:

 

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Platz 2 errang Christian (Kristján) Zellweger. Er machte am Sonntagabend auf dem traditionellen Weg vom Gurten hinab zur Talstation einen Schnappschuss:

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Auch Rang 3 jagte ein Foto ins Netz. Er geht an Bäckstage.ch. Dahinter stehen die Leute des gleichnamigen Online-Kulturmagazins. Auch sie griffen das Thema Geld auf:

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Wir dürfen davon ausgehen, dass nur ein kleiner Teil der #Gurten-Twitterer überhaupt von diesem Wettbewerb Kenntnis nahmen. Gut möglich, dass Sieger Stefan Eggli aus allen Wolken fällt. Umso besser. (bal.)

 

Wer schreibt den Blitz-Tweet vom Gurten?

gurten_tweet_coverbild_580_energy_ch_2cac1b646cTwitter nutzen, das heisst: teilen, recherchieren, faven, diskutieren, sich aufblasen, blödeln, über Orthografiefehler staunen, sich echauffieren, aber auch immer mal wieder schmunzeln. Innerhalb der stetig wachsenden Community gibt es Twitterer, die ein Flair für originelle Kurznachrichten entwickelt haben. Diese Tweets mag ich besonders.

Seit gestern ist das 30. Gurtenfestival im Gang, seit gestern rollen nicht nur die Bässe, sondern auch das Twitter-Gewitter vom Berner Hausberg herunter. Nicht pausenlos, aber stetig und immer mal wieder lustig, frech oder ironisch.

Die Redaktion des “Bund” unterhält eine Twitter-Wand, die “Berner Zeitung” füttert einen Liveticker mit Fotos, Bildern und Tweets. Die Festival-Organisatoren wiederum heuerten drei Twitter-Profis an, die schnell und informativ kommunizieren und zuweilen auch eine Lippe riskieren.

Wie schon in früheren Jahren lanciere ich einen Wettbewerb: Gesucht wird der originellste Tweet. Er darf eine Pointe liefern, die sich gewaschen hat. Er schlägt ein wie der Blitz. Es geht primär um den spielerischen Umgang mit der Sprache. Dem Gewinner oder der Gewinnerin winkt nebst Ruhm und Ehre ein Barpreis – forget about cashless! – in der Höhe von CHF 250.00. Damit wäre das nächste Gurtenfestival bereits finanziert.

Bedingungen für die Teilnahme:

Der Tweet

– wurde mit dem Hashtag #gurten ergänzt
– thematisiert direkt oder indirekt den Gurten
– ist Hochdeutsch oder Mundart abgefasst
– wurde/wird zwischen Donnerstag, 18. und Montag, 22. Juli 2013 publiziert

Es ist keine Voraussetzung, am Gurtenfestival selber präsent zu sein. Texten kann man auch auf dem Balkon…

Die Jury (Amina Chaudri, Konrad Weber und ich) wird sich nächste Woche über die zahllosen #Gurten-Tweets beugen und den originellsten evaluieren. (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die NSA liest mit.)

Zur Inspiration ein paar Tweets der letzten 24 Stunden:

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Wir sind gespannt auf Ihre/eure Tweets. Auf dass die Pointen nur so aufblitzen! Oder heisst es doch donnern?

Mark Balsiger
Mein Twitter-Konto

Foto Gurtenfestival: energy.ch